08.

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Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich früh auf. Doch das war nicht das Problem. Ich lag auf meiner Couch, mit meinem Kopf auf Leons Schulter, und seinem Arm um mich. Als ich das bemerkte zuckte ich auf und rieb mir die Augen. Ich glaube, ich war noch nie so verwirrt in meinem Leben. Ich versuchte vorsichtig aufzustehen, ohne ihn aufzuwecken um zu sehen von Lisa ist. Ich hörte nur die Dusche, also setzte ich mich wieder neben Leon, der immer noch fest schlief und wartete darauf, dass Lisa fertig duscht.

Während ich da saß, hörte ich nur dauernd ein Handy klingeln und irgendwann fand ich das Handy in der Couchritze. Auch wenn ich nicht weiß, wie es dahingekommen ist. Aber es war nicht mein Handy, sondern Leons. Anfangs wollte ich wirklich nicht auf das Handy schauen, sondern es einfach nur ausstellen, doch im Endeffekt hat mich die Neugierde gepackt. Es waren tausende Nachrichten von Marie, die anscheinend fast Amok lief. Ich biss mir auf die Lippe bevor ich es ausschaltete und auf den Couchtisch legte.

Ein paar Minuten später kam Lisa aus dem Bad getrottet und ich zog sie leise in mein Zimmer und schloss die Tür. „Wieso hast du nichts gesagt?"

„Davon, dass ihr euch wirklich süß aneinadergekuschelt habt? Ach, weiß nicht.", grinste sie und ich zog meine Augenbraue hoch.

„Nicht witzig!", grummelte ich vor mich hin und ließ mich auf mein Bett fallen. „Ach man."

„Was denn? Ist doch gut, oder nicht?", sie sah mich verwirrt an.

„Ja, nein. Irgendwie nicht.", erwiderte ich, doch wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. „Komm rein."

Leon stand verschlafen da und lehnte sich gegen die Tür.

„Ich muss dann auch mal nachhause.", lächelte Lisa und zwinkerte kurz, als soe mich umarmte und ihre Tasche schnappte. Sie huschte schnell an Leon vorbei und mit einem lauten „Tschüss!" verließ sie die Wohnung. Typisch Lisa.

Ich lag immer noch auf dem Bett, doch setzte mich schnell auf, als ich wieder realisierte, dass Leon immer noch dort stand. Vielleicht hatte er es ja gar nicht mitbekommen und es war einfach aus Angewohnheit. Doch als er sich neben mich setzte, ohne ein Wort zu sagen, wusste ich auf jeden Fall, dass er es gemerkt hat und es ihm bewusst war.

„Morgen.", sagte er nach einer Weile mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. „Ich hatte eigentlich nicht vor hier zu schlafen, aber danke."

„Oh, kein Problem.", erwiderte ich. Vielleicht hatte er es ja doch nicht bemerkt. „Vielleicht solltest du mal nach Marie sehen, ich hab das Gefühl, dass Sie wahrscheinlich fast platzt vor Sorge.", lachte ich und Leon grinste nur kurz.

„Das kann warten.", antwortete er und direkt kam dieses Gefühl in mir hoch. Dieses komische Kribbeln.

„Sicher? Musst du nicht zum Training oder sowas?", erkundigte ich mich und musterte ihn, während ich mich gegen meine Kissen lehnte.

„Heute ist trainingsfrei, Carlotta.", schmunzelte er. „Suchst du noch einen Weg um mich loszuwerden?"

„Nein, so war das gar nicht gemeint!", lächelte ich. „Ich will nur nicht der Grund dafür sein, dass du irgendwas verpasst oder so."

„Ach, selbst wenn, wäre sowieso meine Schuld.", entgegnete er mit einem Grinsen und ich schaute kurz zu ihm rüber.

„Und was hast du jetzt vor?", fragte ich.

„Ich weiß nicht. Hast du 'ne Kaffeemaschine?", lachte er und ich schüttelte den Kopf. Während Leon der totale Kaffeemensch war, war ich immer diejenige, die lieber Tee getrunken hat. Aber seitdem ich zur Uni gehe, trinke ich dauernd Kaffee, aber auch nur Eiskaffee. Wieso ich nur kalten Kaffee trinke, weiß ich selbst nicht wirklich.

„Ich hab aber Kaffee im Kühlschrank.", grinste ich. „Gut genug?"

„Das tut's auch.", erwiderte er und wir standen auf.

Später saßen wir dann beide auf der Terasse und tranken unseren Kaffee. Wir haben nicht mehr wirklich viel geredet, aber es war nicht diese peinliche Stille. Eher sowas wie angenehme Stille. Vielleicht war sie auch angebracht.

„Und wie geht's dir?", platzte es irgendwann aus Leon heraus. Ich stellte die leere Tasse beiseite und seufzte.

„Ach, ich mach mir nur bisschen Sorgen wegen der Prüfung, aber sonst geht's mir eigentlich gut. Ich meine, ich habe keinen eifersüchtigen Freund.", kicherte ich und er rollte nur mit den Augen.

„Jaja.", lachte er. „Das mit der Prüfung kriegst du schon hin. Du machst dir immer viel zu viel Stress. Bevor wir zur mündlichen Prüfung mussten, hab ich doch extra bei dir geschlafen, oder?"

„Ja. Du hast meinen Eltern erzählt, dass ich sonst vor Stress umkippe oder sowas.", erinnerte ich mich und fing an zu lächeln. „Aber wie kannst du bei sowas immer so entspannt sein? Ich meine, du warst die Ruhe in Person."

„Stimmt doch gar nicht.", grinste er.

„Okay gut. Manchmal hattest auch du deine Nervenzusammenbrüche.", erwiderte ich und wir beide fingen kurz an zu kichern.

„Und da hast du dann geholfen."

Es wurde kurz still, als Leon seinen Kaffee austrank und aufstand. Ich sah ihn an und er überlegte kurz, bevor er mich musterte und seinen Blick über die Terasse schweifen ließ.

Doch die Stille ging vorüber als diesmal mein Handy klingelte. Ohne nachzusehen nahm ich den Anruf an und hörte die Stimme meiner Mutter.

„Hey Carlotta, wir fahren ja erst heute Abend und wir dachten, dass du uns ja vielleicht mal bisschen rumführen kannst?", fragte sie und kicherte kurz. Im Hintergrund hörte ich nur meinen Bruder, wie er meinen Namen rief.

„Oh, klar. Wann wollen wir uns treffen?", antwortete ich.

„In einer Stunde, vor dem Hotel?", erwiderte sie und ich sagte ihr zu, bevor sie auflegte.

Leon sah mich kurz an, bevor ich ihm erzählte, worüber wir geredet hatten. „Brauchst du noch 'nen Helfer?"

„Verkehrt wäre es nicht.", antwortete ich und wir lächelten uns gegenseitig an, bevor auch ich aufstand. „Aber ich muss noch duschen."

„Ich gehe auch nochmal. Wir treffen uns einfach da.", er verabschiedete sich und ich begab mich in die Dusche.

Ich war mir langsam wirklich nicht mehr sicher, was ich denken sollte. Einerseits wollte ich nicht zwischen Marie und ihn kommen, selbst wenn sie Probleme haben, aber andererseits hab ich es einfach genossen, Zeit mit ihm zu verbringen.

SOMEBODY ELSE - LEON GORETZKAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt