Ich stieg aus meinem kleinen Wagen aus und schmiss die Tür zu, als ich aus dem Garten schon Gelächter hörte. Ich stand kurz vor der Tür und überlegte, ob ich mir das wirklich antun will, oder lieber krankspielen soll. Im Endeffekt riss ich mich zusammen und begab mich in den Garten, wo mein kleiner Bruder Jakob im Pool rumplantschte und Leon mit seinen Eltern am Tisch saß. Seine Schwestern konnten anscheinend nicht. Als meine Mutter aus der Küche rausgestürmt kam und mich sah, umarmte sie mich.
„Hey!", lächelte sie. „Kannst dich ja schonmal zu Leon setzen, dein Vater ist noch kurz Grillkohle holen."
Ich nickte kurz, bevor ich mich zum Tisch begab und seine Eltern begrüßte. "Ach Carlotta! Du siehst ja richtig gut aus!", grinste seine Mutter als ich mich neben ihn setzte.
„Dankeschön.", erwiderte ich schüchtern.
„Wie läuft dein Studium?", fragte sein Vater und schaute rüber zu Leon der aufeinmal ganz stumm da saß. „Och Leon, nun begrüß sie doch mal richtig!"
Leon sah kurz zu mir rüber und biss sich auf die Lippe, als ich ihn ohne nachzudenken umarmte. Ich hatte was gutzumachen und das wusste ich. Doch als mir dieser bekannte Geruch in die Nase stieg, wollte ich gar nicht mehr loslassen. Er hatte seine Arme um meine Hüfte gelegt und so saßen wir da für einige Sekunden.
„Nehmt euch ein Zimmer!", schrie Jakob. Ich zuckte auf und nahm meine Arme von ihm.
Wir sahen uns kurz an, bevor wir beide wieder ein Stück voneinander wegrückten. In dem Moment kam mein Vater durch die Gartentür und packte die Kohle zum Grill, bevor er auf mich zu ging und ich aufstand um ihn zu umarmen. „Hey!"
„Ich werd mal eben die Kohle anmachen.", meinte er und ging.
„Ich geh auch mal kurz zu Jakob.", sagte ich um mich aus der Situation zu retten. Leon sah mich an, als sein Vater vorschlug, dass er ja mitkommen könnte.
Er stand also auch auf und zusammen gingen wir zum Pool. „Na?", grinste ich Jakob an, der gerade damit beschäftigt war seine Wasserpistole aufzufüllen.
„Ist euch nicht warm?", kicherte er und zeigte mit der Wasserpistole auf uns. Bevor wir reagieren konnten waren wir plitschnass.
Leon lachte ihn kurz an, bevor er über die Leiter in den Pool sprang. In Klamotten. Er fing an Jakob nass zu spritzen, während ich nur am Beckenrand saß und meine Augen rollte.
Ich wartete nur darauf, dass mein Vater irgendwas sagen würde. Ich fühlte mich einfach nicht richtig. Hier zu sitzen, mit meinem Ex-Freund, der gerade dabei war mit meinem Bruder im Pool zu planschen. Das klingt doch schon komisch. Und genau so hat es sich auch angefühlt.
Vielleicht hab ich auch einfach überreagiert. Vielleicht sollte ich mich endlich von dem Gedanken befreien, dass ich nicht über Leon hinwegkomme. Vielleicht hab ich mir das einfach selbst eingeredet. Ich wusste auch nicht mehr, was ich glauben sollte.
Als Jakob ein paar Minuten später mit Leon aus dem Pool kam und sich beide ein Handtuch überwarfen, stand dann auch ich vom Beckenrand auf.
„Soll ich dir neue Klamotten holen?", fragte ich Leon leise, der sich kurz zu mir drehte.
„Das wäre gut.", antwortete er.
Ich denke er wusste genau, dass ich noch ein paar von seinen Klamotten im Schrank hatte. Ich wollte sie nicht einfach wegwerfen. Und ich wusste nicht was ich damit anfangen soll. Also hab ich sie hier gelassen. Natürlich war mein Ego damals viel zu groß, um sie ihm wiederzugeben.
Ich begab mich in mein altes Zimmer das immer noch genauso aussieht wie früher. Ich öffnete meinen Schrank und hinter ein paar meiner Sachen versteckt fand ich ein T-Shirt und eine Jogginghose. Ich atmete kurz durch und wollte die Tür aufmachen, als Leon vor der Tür stand. Ich zuckte kurz zusammen und drückte ihm die Sachen in die Hand.
„Kannst dich hier umziehen.", sagte ich und zeigte in mein altes Zimmer, während ich gerade an ihm vorbeihuschen wollte.
Doch bevor ich überhaupt gehen konnte, spürte ich, wie er mich zurückzog. „Was ist los?"
„Was soll sein?", fragte ich und zuckte mit den Schultern.
„Das gestern?", erwiderte er und ich zog meine Augenbraue hoch.
„Ich war betrunken, Leon."
„Und da ist man bekanntlicherweise ehrlicher.", zwinkerte er mir zu und ich schüttelte nur den Kopf.
„Wieso interessiert es dich überhaupt? Du bist doch glücklich?", deutete ich seine Beziehung an. Ich war mir nicht sicher ob er die Andeutung überhaupt verstehen würde.
„Was meinst du?", lachte er. „Ach, hat Sophie dir von Marie erzählt?"
„Nein, das hat man deinem Telefonat gut rausgehört.", antwortete ich und sah ihn an. Ich kannte ja bis eben nicht mal ihren Namen.
„Und was ist das Problem daran?", entgegnete er und ich sagte gar nichts mehr. Er stand noch kurz im Türrahmen und starte mich an.
„Zieh dich einfach um.", meinte ich und ging wieder nach draußen wo ich mich zurück an den Tisch setzte.

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SOMEBODY ELSE - LEON GORETZKA
أدب الهواةZwei Menschen, die sich einmal geliebt haben, treffen sich wieder. Doch wie reagiert man, wenn einer der Beiden schon jemand anderen gefunden hat?