Drei Jahre Später - 04.08.1864

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Alias Leben in Deutschland startete gar nicht mal so schlecht. Da ihr Vater in Deutschland geboren war und auch deutsch sprach, wurde sie zweisprachig erzogen und so kam sie gut klar, was die Schule anging. Nur hätte sie niemals gedacht hier zu landen, bei ihm, der ihr das Leben zur Hölle machte.

Wie konnte sie nur da hineingeraten? Wollte ihr Vater sie nicht immer beschützen? Wahrscheinlich war das der Grund, warum er so Interesse an ihr hatte. Als hätte sie etwas zu verbergen.

Er, dieser möchte gern Arzt, Doktor Weidmann. Alia wusste nicht mal mehr, wann er in ihr Leben trat, sie wusste gleich, man konnte ihm nicht vertrauen. Nun aber saß sie da, in einer dunklen Ecke zusammen gekauert und hatte solche Angst. Wie lange war sie hier? Eine Woche oder schon ein Monat? Ihr Zeitgefühl war weg.

Dr. Weidmann saß an seinem Schreibtisch und studierte seine Aufzeichnungen über Alia.
"Sie weist Spuren von übernatürlichen Kräften auf. Aber sie leugnet es immer noch, wüsste nicht, wovon ich spreche und schreit noch immer um Hilfe. Ich weiß, dass Arthur Cameron etwas verheimlicht. Und es ist sie! Ich bin mir sicher!" Murmelte er vor sich hin, beim Durchblättern seiner Dokumente.
Er seufzte. Es war an der Zeit einen Schritt weiter zugehen.

Wieder festgebunden auf dem Stuhl, wo sie die Experimente des Doktors über sich ergehen lassen musste, zog sie an ihren Fesseln.
"So Alia, ich frage dich ein letztes Mal: Kannst du etwas was andere nicht können?" Seine Geduld war schon am Ende.
"Wie oft soll ich es noch sagen? Ich weiß nicht was Sie von mir wollen!" Schrie sie ihn an.
"Gut. Dann erklär ich die mal unsere neue Behandlungsmethode. Sie heißt Lobotomie." Er holte einen Eispickel und einen kleinen Hammer hervor.

"Eigentlich wird die Methode dafür verwendet, um psychische Erkrankungen zu heilen, aber man kann es auch anderweitig verwenden. Im Frontallappen des Gehirns sitzt unser Sozialverhalten und Persönlichkeit aber auch die Impulskontrolle, wenn wir diese treffen könnte ein Impuls ausgelöst werden, der uns hoffentlich weiterbringt." Erklärte er und legte fein säuberlich alle Werkzeuge auf einen kleinen Tisch.

"Nur die Anwendung könnte dir Missfallen." Mit einem schmierigen Lächeln streifte er sich Handschuhe über seine großen Hände.
Der Stuhl auf dem Alia saß, wurde nach hinten geklappt, sodass sie lag. Panik stieg in ihr hoch.
"Bitte stopp!" Flehte sie.

"Tut mir leid, Alia aber du hattest die Chance. Du warst zu stur, das hast du wohl von deinem Vater. Dein Bruder aber hätte gesungen wie ein Vögelchen." Lachte er. Wie konnte er es nur wagen über ihren Bruder zu reden?
"Schon traurig, dass er so früh starb. Er wäre eh keine gute Assassine geworden. Er war viel zu weich." Wieder lachte er und desinfizierte den Eispickel. Es reichte, Alias Panik wich zu Wut. Als er sich über ihren Kopf positionierte und sie immer noch mit seinem schmierigen Lächeln ansah passierte es. Ihre Wut platzte förmlich aus ihr heraus, als sich ihre Blicke kreuzten.

"Alia! Wach auf! Bitte..." Dumpf hörte sie die Stimme ihres Vaters. Was war passiert? In ihren Ohren rauschte ihr Blut.
Sie schlug die Augen auf und sah den erleichterten Blick ihres Vaters.
"Was ist passiert?" Fragte sie und rappelte sich auf, als ihr Vater ihre Fesseln löste. Sie war anscheinend noch immer in Dr. Weidmanns Haus, nur wo war er?
Langsam kamen ihre Erinnerungen zurück. Sie war so wütend und als sie ihn ansah, fing er auf einmal an zu schreien und sich vor schmerzen zu krümmen. Danach wurde alles Schwarz. Hatte er ihretwegen die Schmerzen?

Vorsichtig stellte sie sich auf ihre Beine, gestützt von ihrem Vater.
"Ich bringe dich hier raus, kleines!"
Eine Hand an Alias Knöchel ließ sie zusammen zucken.
"Ich habe es gewusst!" keuchte Dr. Weidmann und zog sich an einem Regal hoch. "Sie kann es. Deswegen steht sie so sehr unter deinem Schutz." Er redete zu Arthur, sah aber weite Alia mit leuchtenden Augen an, als hätte er einen Schatz gefunden.

"Alia geh raus, dort wartet Emil. Ich kümmere mich um ihn." Wies ihr Vater sie an. Noch bevor sie zur Tür des Raumes raus war, hörte sie das Klicken der versteckten Klingen. Schnell rannte sie die Treppen nach oben. Im Vorgarten stand Emil, der sofort seine Kapuze vom Kopf zog und auf sie zu ging.

"Alia, geht es dir gut?" Er sah sie von oben bis unten an. Emil, ein Freund ihres Vaters und auch eine Assassine, gab ihr sein Mantel. "Wo ist dein Vater?" Fragte er. In dem Moment kam Arthur aus dem Haus.
"Wir verschwinden, los!" Arthur nahm Alia bei der Hand und zog sie mit schnellen Schritten vom Haus weg.

"Hast du ihn..? Du weißt schon." Meldete Alia sich zu Wort, als sie anfingen in einem normalen Tempo zu laufen.
"Ja." Antwortet ihr Vater knapp. "Wir reden zu Hause weiter." Presste er zwischen den Zähnen hervor.
Obwohl es spät am Abend war, liefen noch viele Menschen umher. Kurz vor ihrem Zuhause verabschiedete sich Emil von ihnen.

Ihre Mutter fiel ihr um den Hals, als sie durch die Tür hereinkam. Sofort brachte sie Alia eine Tasse Tee. Zu dritt saßen sie im Wohnzimmer, niemand sagte etwas, bis Alia ihre Stimme erhob. "Ich habe ihn weh getan aber ich weiß nicht wie... Ich habe ihn nicht berührt, ich war gefesselt aber auch so wütend. Wie kann das gehen?" Fragend sah sie ihren Vater an, als würde er eine Antwort kennen. Dieser seufzte und schlug die Hände vor sein Gesicht.
"Ich habe immer gehofft es würde nicht wahr sein. Ich wollte dich von allen, so weit wie es ging, fernhalten aber es hat sich bestätigt." Alia wusste nicht, wovon er sprach.
"Es ist sehr selten und es gibt keine Lebende Assassine mehr, die diese Art von Kräften besitzt. Als du klein warst, hast du schon ein paar Anzeichen gezeigt, aber wir wollten dich schützen." Gab er zu.

"Wovor?" Wollte Alia wissen.
"Vor Leuten wie Dr. Weidmann aber auch vor der Verantwortung und vor dir selbst." Er stand auf und lief im Raum umher. "Es ist gefährlich solch Kräfte zu besitzen vor allem, wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen soll." Das ergab keinen Sinn für Alia. Es ist gefährlich nicht zu wissen, wie man diese Kräfte benutzt, aber es wurde ihr verheimlicht, dass sie Kräfte besitzen könnte.

"Warum hast du es mir nicht erzählt oder mich trainiert?" Wollte sie wissen.
"Man kleines, es wäre zu gefährlich gewesen und ich will nicht beide Kinder verlieren!" Er wurde immer lauter.
"Irgendwann waren die Anzeichen verschwunden, aber ich wollte trotzdem nicht das du mit der Bruderschaft in Berührung kommst." Gab er zu.
Wieder war Alia wütend. Sie wollte eine Assassine werden, wie ihre Freunde und ihr Vater und diese Kraft war der Grund dafür, dass sie es nicht durfte? Schwachsinn! Wie konnte er das nur machen? Sie musste sich beruhigen.

"Kannst du mir zeigen, wie ich die Kraft einsetzen kann?" Versuchte sie ruhig zu fragen.
"Nein! Ich habe dir gesagt ich will, dass nicht!" Kurz zuckte Alia zusammen bei dem strengen Ton aber die Worte ließen nur ihre Wut steigen.
"Ich bin 17 Jahre und kann auf mich aufpassen!" Schrie sie ihn an.
"Ja, das habe ich gesehen." Seine ironischen Worte ließen das Fass überlaufen.

Er fing an sich zu krümmen und schmerzvoll aufzustöhnen. Alias Blick war genau auf ihn Fixiert bis er zu Boden brach, erst dann realisierte sie es. Sie hatte ihr Vater verletzt.
Sofort kniete sie sich neben ihn.
"Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht." Sie wollte im Hochelfen, als Alias Mutter das Wohnzimmer betrat.
"Arthur, Alia was ist passiert?" Wollte sie geschockt wissen und half ihm mit auf.
"Ich wollte das nicht!" Versicherte sie ihrer Mutter panisch.

"Ist okay. Lass mich mit Alia alleine." Sagte Arthur, als er auf dem Sofa zum Sitzen kam. Alias Mutter schenkte ihnen noch einen besorgten Blick und verließ wieder das Wohnzimmer.
"Ich wollte es nicht! Du hattest recht! Es tut mir leid!" Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen.
Arthur atmete tief ein. "Nein, du hattest recht. Wüsstest du, wie man damit umgehen sollte, wäre es nicht passiert. Ich kann es dir trotzdem nicht zeigen aber ich weiß, wer es kann." Mit noch Schmerz verzogenem Gesicht stand er auf. "Zuerst müssen wir unsere Sachen packen." Damit ging er aus dem Wohnzimmer und ließ Alia zurück.

Removal Of The HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt