Herzen zwangsgeräumt

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Szene zum Thema Abschied

"... nicht weinen, was muss sein – das passiert", versuche sie in meinem holprigen Schwedisch zu beruhigen.

Ihren grün-braunen Augen, die denen eines Wolfes ähneln, entspringen Tränen die salzig und schwer auf Ihr Sweatshirt, auf dem in silbernen Lettern 'Last Day in Paradies' geschrieben steht, tropfen. Fahrig fährt sie sich durch die dunkelbraunen Haare, stammelt irgend etwas so schnell in Ihrer Sprache, sodass ich wieder mal nur die Hälfte verstehe.

"Kannst du sprechen etwas langsamer?".

Sie bemüht sich langsamer zu sprechen; mir wird bewusst, was geschieht. Ich muss unwillkürlich den Kopf schütteln, Wut kommt in mir auf. Nicht auf sie, sondern auf mich gemeinen und egoistischen Kerl.

Sie spürte meine Anteilnahme, schluchzt hoffnungsvoll auf ... Wörter prasseln auf mich wie Regentropfen ein, mein Verstand wird völlig durchnässt.

Ich möchte alles aufsaugen, doch meine Haut wird dabei runzelig ...

Ich sehe nur noch Wasser vor meinen Augen, Tränen von dieser Frau in ihrer Unvernunft, doch mein Kurs bleibt statisch, für mich korrekt.

Sie stürmt unvermindert auf mich ein, mit ihren Schmerz, Betteln, Weinen, ihren Sehnsüchten, ihren Träumen und ihren Ängsten, um meinem Entschluss zu kippen.

Lange war ich stark, doch langsam krümme ich mich unter unseren Gefühlen, zwinge mich mit leeren Worthülsen zu ihr zu sprechen - denn wo stehe ich jetzt?

Keine Arbeit, kaum genug zum Leben,

ein Fremder unter Freunden ...

fern der Heimat, in einem fremden Land.

Schreien könnte ich vor Schmerzen, bettelnd meinen Sehnsüchten nachgeben, auf das meine Träume sich erfüllen, meine Ängste sich auflösen, als ich die Tür endgültig hinter mir schließe. 

für Annika ...

Anmerkung:

Nachtrag zu: 'Das Tagebuch von 1978'

Die Liebe und ihr Bruder SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt