Gefallen

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Vielen Menschen kam Andrej viel zu offen vor. Gleichzeitig war er aber auch oft in Gedanken versunken. Allerdings eher immer nur dann, wenn er allein war. Dieses eine Mal sollte es ihm jedoch nicht zum Verhängnis werden.      

Es war gerade die zweite Stunde im Bioraum. Ruhe herrschte im Raum, während der Klassenarbeit in der zwölften Jahrgangsstufe. Ungewöhnlicher Weise unterbrach sein Lehrer Herr Zimmermann Andrej beim Schreiben, um ihn in das Zimmer eins weiter zu bitten. Andrej war zwar fast fertig gewesen und hatte noch genug Zeit für die Arbeit gehabt, jedoch fragte er sich, warum sein Lehrer ihn mitten in der Arbeit in das Nebenzimmer führen wollte. Herr Zimmermann verschwand als erster im Raum, dann folgte Andrej ihm langsam.

Als er um die Ecke ging, war sein Lehrer wie aus dem Nichts verschwunden. Vielleicht hatte er sich hinter einer der Regale versteck, kam Andrej zu erst in den Sinn. Dann ging er einige Schritte weiter, als plötzlich unter ihm der Boden zusammenfiel. Bevor er etwas überhaupt realisieren konnte, befand er sich in der Luft. Unter ihm das weite, tiefblaue Meer. Einen flüchtigen Blick auf die Stelle, wo er gerade eben raus gefallen war, konnte er noch rechtzeitig erhaschen. Von oben herab erkannte ereine dünne, schattenhafte Gestalt, dessen breites Lächeln das einzige, richtig-Erkennbare war. Beinahe schon frech schloss sie das Loch über Andrej wie eine Falltür. Im nächsten Moment verschwand auch der Riss mitten im Himmel, um Andrej als einen Verrückten alleine zu lassen.

Vor Angst rollte Andrej in der Luft hin und her. Da bemerkte er ein langes Schwert neben ihm, welches mit ins Meer stürzte. Für einen Scherz war dies schon viel zu weit gegangen. Doch nur rein zufällig konnte kein Schwert neben ihm einfach so platziert werden. Und beim Sturz vom Zimmer war da noch kein Schwert gewesen. Verzweifelt versuchte er danach zu greifen, als hätte es irgend eine Bedeutung für ihn. Jedoch kam er nicht mehr rechtzeitig heran und schlug vorher auf dem harten Meer auf. Der Schock und die Wucht hatten ihn fast bewusstlos gemacht. Verschwommen sah er vor sich das Schwert schneller sinken als er es selbst tat.Mit letzter Kraft griff Andrej schließlich danach und umklammerte es fest. Oft hatte Andrej sich vorgestellt, wie es sein musste, ein echtes Schwert in den Händen zu halten. Auch wenn es schwer war, so kam es ihm doch leichter vor, als er es erwartet hätte.

Immer tiefer sank er mit ihm in die Tiefe, ohne wirklich der Oberfläche näher zu kommen. Trotzdem wollte er es nicht loslassen. Denn etwas verzauberte ihn unterbewusst an dem Schwert. Irgendeine Bedeutung musste es für ihn haben, welche er jedoch nur erahnen konnte. Noch während Andrej verzweifelt versuchte, das Schwert an die Oberfläche zurück zu zerren, tauchte über ihm ein Schatten in Form einer Schiffes auf. Gedankenlos verschätzte Andrej sich mit seiner Luft und hoffte, dass das Schiff ihn noch retten würde, bevor er schließlich bewusstlos einschlief.

Ein Traum, in dem er im Schoß eines hübschen Mädchen aufwachte, durchfloss seinen Kopf. Andrej vernahm nur ihr schönes Lächeln und die Haare im Wind, die ihre Augen verdeckten.Lange, leuchtende Haare in braun. Auf ihren Wangen krochen Tränen leise runter. Trotzdem lächelte sie, denn es waren Tränen des Glücks und der Hoffnung. Nun vernahm Andrej auch seine Umgebung.Sanft bewegten sich die grünen Gräser hin und her. Zwischen den Blättern der Baumkrone über ihnen, drang das Licht bis zu denBeiden herab. „Endlich bist du hier.", sagte sie ihm nur. Dann verschwamm der ganze Traum gegen seinen Willen im hellem Licht.

Auf dem Schiff wachte er auch wieder auf.Mehrere Köpfe beugten sich über ihn. Die Leute um ihn herum sahen sehr erschöpft aus, ihre Kleidung war zerfleddert. Der Gesichtsausdruck hart arbeitender Leute war ihnen auf das Gesicht geschrieben. Es waren Seeräuber wie aus den Geschichten, die jeder aus Andrejs Welt kannte. Direkt hatte Andrej es an der Flagge, welch ein der Höhe, durch den Wind, über ihm flatterte.

Als er eine Tür sich knirschend öffnen hörte,stand er zügig auf. Ein Man in einem dunkelblauen Gewand mitgoldenen Muster kam aus dem Schiff herausgetreten. Auf der einen Seite des Gesichtes hatte er einen Art halbe Brille in Bernsteinfarben. Beinahe als zu lächerlich hätte Andrej sein Aussehen empfunden, wenn dieser Mann nicht einen solch seriösen Eindruck ausgestrahlt hätte. In der linken Hand hielt er ein langes,breites Schwert, welche auf der weiten Klinge mit unbekannten Schriftzeichen verziert war. Beide starten sie sich schweigend an,nachdem Andrej sich aufgerichtet hatte. Ein kurzes, leichtes Blitzen erkannte der Mann in Andrej's Augen, was ihn jedoch nicht weiter beschäftigte.

Fallender FriedeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt