Jungkook
Wie immer gehe ich über den lauten Schulhof. Mit gesenkten Kopf beeile ich mich so schnell es geht in die Schule zu kommen. Ich habe keine große Lust darauf von den anderen bemerkt zu werden. Sie würden mich wieder nur anstarren. Da ist es mir dann doch lieber keine Freunde zu haben.
Als ich endlich im Klassenraum bin und ich mich auf meinen Stammplatz ganz hinten in der Ecke neben einem der Fenster setzten kann, atme ich erleichtert auf.
Nach und nach kommen auch Mitschüler in den Raum und setzen sich redend und lachend auf ihre Plätze. Mich beachten sie nicht weiter, für was ich ihnen wirklich dankbar bin. Auch dafür, dass sich wie immer niemand auf den Platz neben mich setzt. Für sie bin absolut unsichtbar, ich hingegen nehme sie überdeutlich war und bemühe mich jeden Tag aufs Neue nicht von ihnen bemerkt zu werden.
Pünktlich auf die Sekunde, als es klingelt, betritt unser Klassenlehrer den Raum. Auch wenn sich die Schüler, mich eingeschlossen, sich in ihrer täglichen Routine erheben um ihn zu begrüßen, ist es dieses Mal anders. Der Lehrer hat jemanden bei sich – einen neuen Schüler.
Mit einem „Guten Morgen, Klasse, setzt euch. Das hier ist Kim Taehyung, er ist erst vor Kurzem aus Daegu hier her nach Seoul gezogen. Nehmt ihn bitte nett in der Klasse auf", stellt er ihn auch sogleich vor.
Ich nehme mir einen Augenblick, um den Neuen zu mustern. Graue Haare, was recht ungewöhnlich ist, dazu hat er dunkle Augen und eine bronzene Haut. Selbst wenn ich den Mut hätte ihn anzusprechen, wäre er deutlich über meiner Liga.
„Taehyung, setze dich doch bitte neben Jungkook hier hinten im Eck. Das ist der letzte freie Platz."
Überrascht reiße ich die Augen auf. Bitte nicht. Schon spüre ich Blicke der anderen, bestimmt auch die Taehyung, auf mir und ich laufe rot an. Am liebsten würde ich im Erdboden verschwinden. Das ist doch viel zu viel Aufmerksamkeit!
Als sich Taehyung dann auch noch mit einem „Hallo, ich bin Taehyung und du musst dann wohl Jungkook sein." neben mich fallen lässt, bin ich kurz davor zu weinen. Merkt er denn nicht, dass mir diese Aufmerksamkeit langsam zu viel wird?
„Hallo? Hörst du mich?", fragt Taehyung nach und ich bringe mit viel Überwindung ein kleines Nicken zustande. Am besten wäre es, wenn mich wie alle anderen einfach als unsichtbar ansehen würde. Aber den Gefallen tut er mir nicht. Im Gegenteil.
Der Grauhaarige neben mir kichert leise, bevor er weiterspricht: „Du redest wohl nicht besonders gern, was? Naja, auch egal. Dann erzähl ich dir eben etwas über mich. Weißt du, am besten findet man Freunde, wenn man auf andere zugeht. Ich war bis jetzt zwar nicht in so einer Situation, aber ich werde das jetzt einfach mal machen. Und wenn du jetzt nicht reden willst, ist das auch in Ordnung. Dann rede ich einfach jetzt über mich und du erzählst mir dann was über dich in der Pause, wenn die Stunde aus ist. Okay?"
Panisch schaue ich ihn an. Darauf erwartet er jetzt eine Antwort. In solchen Momenten fühle ich mich völlig hilflos. Menschen wollen unbedingt mit dir reden, aber du kannst es nicht. Einfach weil du so unglaubliche Angst hast, denn du bist für sie jetzt der Mittelpunkt. Und genau davor habe ich Angst.
Taehyung scheint mein Schweigen allerdings nicht weiter zu stören, denn er redet munter weiter: „Na, antwortest du schon wieder nicht? Dann werte ich das jetzt einfach mal als Ja. Dann muss ich jetzt ja was über mich erzählen! Naja, war ja auch meine eigene Idee." Wieder kichert er leise. Ich beschließe, dass neben seinen Haaren sein Kichern bis jetzt am liebsten an ihm mag. Auch wenn ich ihn nicht wirklich kenne. Aber so wie er sich benimmt, wird sich das wahrscheinlich schnell ändern.
„Weißt du, ich bin hergezogen wegen dem Job meines Vaters. Aber es ist trotzdem gut, dass ich hier bin. Mein Cousin und gleichzeitig auch mein bester Freund lebt nämlich auch in Seoul. Er geht jedoch auf eine andere Schule, ich bin mir aber nicht sicher auf welche. Bis jetzt habe ich nur ihn und seine Freunde, aber das ist nicht so schlimm. Ich gehe ja erst seit heute auf meine neue Schule und da werde ich sicher schnell Freunde finden."
Nervös fahre ich mit dem Bleistift über ein Blatt in meinem Block und füge einen Strich zu den vielen hinzu. Krampfhaft versuche ich mich zu beruhigen und mein Herz wieder in normalen Tempo schlagen zu lassen. Ganz ruhig, Jungkook. Da quatscht dich nur ein FREMDER Junge MITTEN IM UNTERRICHT voll. Kein Grund jetzt durchzudrehen.
Doch, es ist ein Grund. Immerhin kenne ich Taehyung nicht. Ich habe ihn heute zum allerersten Mal gesehen und genau das macht das Ganze noch schlimmer. Mit Menschen, die ich kenne und denen ich vertraue, kann ich mich immerhin ganz normal unterhalten, ohne dass ich Panikattacken bekomme. Beim Rest der Menschheit ist das etwas schwieriger.
Dann ist da noch das Problem, dass wir gerade im Unterricht sitzen. Der Lehrer könnte uns jederzeit ermahnen und dann würde uns jeder anstarren. Taehyung und MICH. Das wäre der absolute Horror. Ich würde allein an meiner Angst sterben. So wie ich Taehyung bis jetzt kenne, wird er nur kurz lachen und danach sofort wieder weiterreden. Und der Lehrer würde uns erneut ermahnen. Es wäre ein ewiger Kreislauf aus Angst, Panik und blankem Horror.
Um mich ein wenig von dem noch immer sprechendem Taehyung abzulenken, schaue ich kurz auf die Uhr. Nur noch wenige Minuten. Um schnell von dieser Quatschtante wegzukommen, räume ich schon mal mein Zeug ein.
Sobald es klingelt, bin ich auf den Beinen und will durch die Tür, während alle anderen noch seelenruhig einpacken.
Mein Lehrer macht meinem Masterplan jedoch einen Strich durch die Rechnung und das mit einem einfachen „Jungkook, warte doch mal kurz!"
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Neue Story^^ Hoffe, ihr mögt sie :*
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Anpanman |Vkook|
FanfictionJungkook hat Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen. In der Schule verhält er sich daher soweit es geht unsichtbar und hat auch keine Freunde. Doch dann kommt Taehyung in seine Klasse und beschließt ihm diese Angst zu nehmen. |V x Jungkook|