Jungkook
Ich bin nervös.
Das kann man nicht leugnen.
Zwar bin ich mir sicher, dass Taes Cousin kein schlechter Mensch ist, immerhin mag Tae ihn ja auch, aber das lindert meine Nervosität kein bisschen.
Auch ein guter Mensch wie Tae kann in seinem Leben mal auf schlechte Menschen treffen. Wer weiß? Vielleicht ist dieser Cousin ja der übelste Schlägertyp und mein bester Freund wird von seinen Eltern und Verwandten dazu gezwungen mit ihm abzuhängen. Soll doch vorkommen.
Ganz in meinen Gedanken versunken, merke ich erst jetzt, dass ich schon vor Taes blauer Haustür stehe. Er hat mir mal erzählt, dass seine Mutter diese Wohnung nur wegen der Farbe der Tür genommen hat. Sein Vater hat da nicht mehr viel zu melden gehabt, denn selbst wenn die Wohnung kleiner als ein Mausloch gewesen wäre, wäre Taes Mutter ohne zu zögern eingezogen.
Doch ist sie groß genug und Tae ist stolzer Besitzer eines gemütlichen Zimmers mit einem großen Bett. Wegen des Bettes hat auch sonst nicht mehr viel Platz im Zimmer, aber Tae stört das nicht wirklich. Laut ihm mag er das so viel lieber.
Nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet habe und mich geistlich auf einen tätowierten Schlägertyp vorbereitet habe, betätige ich die Klingel. Man hört den schrillen Ton bis nach draußen und keine zwei Sekunden später wird die Tür aufgerissen und ein breit lächelnder Junge steht im Türrahmen.
Hat der jetzt hinter der Tür gewartet, oder was?
Dennoch bin ich froh, dass Taes Cousin anscheinend doch kein Schlägertyp ist. Ganz im Gegenteil. Er lächelt mich freundlich an und zeigt dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne. Seine orangenen Haare sind ein wenig zerzaust und er trägt ein einfaches weißes T-shirt mit einer zerrissenen Jeans.
Offensichtlich hat er Fremden gegenüber keinerlei Hemmungen, denn er zieht mich augenblicklich in eine feste Umarmung.
Das ist zu viel des Guten.
Sofort versteife ich mich in seinen Armen und meine Augen weiten sich geschockt.
Zum Glück lässt er mich dann doch schnell los und streckt mir dann ganz normal seine Hand entgegen.
„Hallo! Ich bin Jimin!"
Schüchtern ergreife ich seine Hand und stelle mich leise vor, während meine Augen wieder einmal den Boden fixieren.
Tae befreit mich dann glücklicherweise aus meinem Leid.
„Hallo, Jungkookie! Wir haben schon auf dich gewartet, komm rein. Jiminie hat dich hoffentlich nicht komplett überfallen. Er ist ein wenig zu offen gegenüber anderen Menschen."
„Stimmt doch gar nicht!"
Schmollend geht der Orangehaarige hinter uns her ins Wohnzimmer und lässt sich auf einen grün bezogenen Sessel fallen. Ich und Tae setzen uns nebeneinander auf das braune Sofa.
„Also Jungkookie. Hier ist der Plan, den ich mir überlegt habe", beginnt Tae, „Jeden Tag wirst du jemanden Neuen von unseren Freunden kennenlernen und dann vor ihnen das Referat vortragen. Damit du ein wenig lockerer gegenüber Fremden wirst. Heute starten wir einmal nur mit Jimin. Ist das in Ordnung für dich?"
Ich nicke leicht.
Die nächsten Tage werden sicher nicht leicht für mich.
„Wie viele kommen denn nach Jimin noch?", frage ich so laut, wie ich mich vor Jimin traue. Also nicht sonderlich laut.
„Noch vier. Das geht sich gut aus bis zu deinem Termin."
Vier. Insgesamt dann fünf. Das geht in Ordnung. Zumindest ist es verkraftbar.
„So, fangen wir dann mal an? Mein Freund wartet sicher schon auf mich", meldet sich dann Jimin zu Wort.
„Ich habe dich gerade mal vor einer halben Stunde abgeholt. Ich glaube, Yoongi hält es schon noch ein wenig ohne dich aus."
„Ich wette was, er vermisst mich sicher schon."
„Das glaube ich zwar nicht, aber egal."
„Wie kann man nur so herzlos sein?", murmelt Jimin. „Aber ich muss mir immer anhören, wie sehr du deinen Jungkookie vermisst."
„Das ist etwas völlig anderes!"
„Ist es überhaupt nicht!"
„Es ist doch offensichtlich, dass Jimin nur sagt, dass dieser Yoongi ihn vermisst, weil er selbst seinen Freund vermisst! Also wollen wir jetzt allen etwas Gutes tun und mit dem Referat anfangen?", traue ich mich schließlich zu sagen. Das war ja auch nicht mehr auszuhalten.
Die beiden sehen mich perplex an, stimmen mir aber schließlich zu, auch wenn Jimin immer wieder leise murmelt: „Ich bin mir sicher, er vermisst mich doch."
Nachdem ich meine Moderationskärtchen herausgenommen habe, stelle ich mich noch einmal ein wenig gerader hin, da ich gemerkt habe, dass mir das hilft.
„H-Hallo. D-d-das ist mein Referat ü-über e-einer meiner Lieblingsbands, E-Exo."
„Du hörst Exo? Wie geil!", unterbricht mich Jimin.
Ich nicke nur. Na toll. Jetzt habe ich den Faden verloren.
„A-Also, zuerst e-ein paar generelle F-Fakten. E-Exo debütierte i-im J-Jahr 2012 u-unter SM Entertainment..."
Dass ich vor einer komplett fremden Person sprechen muss, ist doch schwerer als gedacht. Ich stottere die ganze Zeit und lese mehr von den Kärtchen, als dass ich frei spreche.
Irgendwann gegen Ende des Referats wird es ein wenig besser, aber es ist bei weitem noch nicht gut.
Trotzdem applaudiert Jimin leise.
„Wenn du das Stottern noch in Griff kriegst, wirst du alle vom Hocker hauen. Das freie Sprechen wird dann schon von allein kommen. Am besten übst ein einfach viel. Aber das Referat ist an sich wirklich gut!"
Breit lächelt Jimin mich an und ich kann nicht anders als zurück zu lächeln.
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Anpanman |Vkook|
FanficJungkook hat Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen. In der Schule verhält er sich daher soweit es geht unsichtbar und hat auch keine Freunde. Doch dann kommt Taehyung in seine Klasse und beschließt ihm diese Angst zu nehmen. |V x Jungkook|