Jungkook
„Jungkookie...! Bist du dann bald fertig?", höre ich Taehyung neben mir. Wir haben ausgemacht heute nach der Schule zu ihm zu gehen und jetzt stresst er die ganze Zeit, weil ich so lange beim Zusammenpacken brauche.
„Bin doch schon fertig", murmele ich und gehe ohne ihn anzusehen an ihm vorbei aus dem Klassenraum. Ihm in die Augen zu sehen, schaffe ich nicht.
Ich weiß auch nicht, warum ich in der Gegenwart von Menschen anders verhalte, als wenn ich mit ihnen chatte oder telefoniere. Wahrscheinlich ist es wirklich so, wie Taehyung gestern gesagt hat: Mich stört es, dass mich alle anstarren.
Taehyung habe ich bisher mehr als anderen Menschen anvertraut. Anders als die Übrigen bemitleidet er mich nicht, sondern scheint mir wirklich helfen zu wollen. Mir tut es gut, einmal mit jemanden offen über meine Probleme reden zu können. Oder zumindest so offen, wie ich mich traue. Er drängt mich nicht.
Und trotzdem scheint Taehyung nicht zu lernen. Wir haben schon die Hälfte des Weges zurückgelegt, da verfällt er in seinen altbekannten Redemodus.
„Jungkookie, da vorn müssen wir jetzt rechts. Übrigens tut es mir leid, dass ich nichts zum Essen daheim habe. Auf jeden Fall nichts Gekochtes. Meine Mutter arbeitet unter der Woche nämlich immer bis ungefähr 19 Uhr. Aber ich bin mir sicher, dass wir schon etwas finden werden, nicht wahr, Jungkookie?"
Ich nicke leicht. Seine Blicke, die auf mir liegen, versuche ich, so gut es geht, zu ignorieren. Sie machen mich nervös und setzen mich unter Druck.
„Hast du dir eigentlich schon Gedanken darüber gemacht über was du dein Referat halten willst? Ich meine, natürlich helfe ich dir in erster Linie deine Schüchternheit ein wenig zu überwinden, aber ich kann dir auch gern dabei helfen, dein Referat vor zu bereiten. Ah, wir sind da."
Taehyung kramt einen Schlüssel aus seinem Rucksack und schließt die Tür auf.
Wir kommen in die Garderobe, die in warmen Gelbtönen gehalten ist. Das Beste daran ist jedoch der hellorange flauschige Teppich am Boden.
Ich bin froh, endlich da zu sein. Wer weiß, wie viel Taehyung sonst noch geredet hätte. Aber so wie ich Taehyung bis jetzt kennengelernt habe, müsste ich eigentlich wissen, dass er sich von nichts und niemanden vom Reden abhalten lässt.
„Am liebsten wäre es mir, wenn du nach meiner Therapie, ich nenn das jetzt einfach so, immer noch ein wenig schüchtern wärst. Hier kannst du deine Schuhe hinstellen und deine Jacke hinhängen. Weißt du, wie knuffig du bist, wenn du nicht weißt was du sagen sollst? Genau wie jetzt. Du wirst dann immer ganz rot, schaust auf den Boden und knetest deine Finger. So unglaublich süß. Wie ein Hase, den man die ganze Zeit knuddeln will. Darf ich dich knuddeln? Ach, ich umarm dich jetzt einfach, du süßes Häschen."
Und schon schlingen sich seine Arme um mich und ziehen mich an Taehyungs warmen Körper. Wie versteinert stehe ich da. Ich spüre, wie seine Hände meinen Rücken entlangfahren und er mich näher an sich drückt.
„Du bist wirklich unglaublich süß, Jungkookie", kichert der Grauhaarige leise.
Ich glaube nicht, dass Taehyung weiß, wie sehr er mich mit seinen andauernden Reden und seinen Gesten unter Druck setzt. Natürlich nicht, woher auch? Er kennt das sicher nicht, es ist immerhin Taehyung.
Als er anfängt, seine Nase in meinen Haaren zu vergraben, wird mir das Ganze hier zu viel. Leise schluchze ich auf und die ersten Tränen bahnen sich ihren Weg nach draußen.
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Anpanman |Vkook|
FanficJungkook hat Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen. In der Schule verhält er sich daher soweit es geht unsichtbar und hat auch keine Freunde. Doch dann kommt Taehyung in seine Klasse und beschließt ihm diese Angst zu nehmen. |V x Jungkook|