Am Wagen lehnend wartete Dean auf mich ungeduldig, bis ich fertig war und mich von Jenna verabschiedet hatte. „Ich habe dieses Jahr diesen blöden Koffer schon 50 Mal ein- und ausgepackt. Wann hört das auf?" ,ärgerte ich mich und kickte den Koffer zur Seite. „Womöglich nie!" ,vermutete Jenna und grinste mir aufmunternd zu: „Du bist jetzt ein Vampir, Stella. Denkst du dein Leben wird jetzt leichter? Vampire spüren jedes Gefühl tausendmal stärker. Egal ob es im Herzen oder auf der Haut ist." Genervt schüttelte ich den Kopf und verdrehte die Augen: „Das erklärt das ständige piepsen im Keller. Deine Waschmaschine ist fertig!" Sie schaute mich verwirrt an: „Danke.. für die Info."
Andauernd hörte ich solche nervtötenden Geräusche, die mich als Mensch kein bisschen gestört hatten. Ich griff nach meinem Koffer und schaute wieder zu Tante Jenna. „Also, dann geh ich mal, Dean wartet schon draußen." ,meinte ich und umarmte sie. Sie nickte und verabschiedete sich ebenfalls.
„Stella, wo bleibst du denn?" ,schrie Dean zappelnd. Ich hielt mir die Ohren zu: „Um Gottes Willen, du weißt genau, dass du nicht so laut reden sollst!" Er schnaufte und setzte sich vors Steuer. Neben ihn ließ ich mich in den Sitz fallen, nachdem mein Gepäck verstaut war. Er war doch noch über Nacht geblieben, als ich den beiden verkündete, ich wolle am nächsten Tag zurück nach Middleton. Jenna war sich erst nicht sicher, doch Dean konnte sie zum Schluss überreden.
„Du und Cameron also?" ,fragte er und zog eine Augenbraue hoch. Verwirrt blickte ich ihn an. „Eh.. ja?" Er grinste und nickte zufrieden. „Wie lange seit ihr denn schon zusammen?" Erschrocken wich ich zurück: „Wir sind nicht zusammen!" Doch durch sein Lächeln erschien es mir noch absurder. „Dann seid ihr also noch kurz davor? Habt ihr euch schon geküsst? Dieser Saftsack Kol war wirklich nichts, gut dass du.." Ich unterbrach ihn: „Stop! Was redest du den für ein Zeug? Da läuft nichts! Wir sind Freunde." ,erklärte ich kopfschüttelnd und schaute wieder gerade aus. „Noch nicht!" ,sagte Dean vorahnend. Ich seufzte.Dean hielt vor Bobbys Haus und schon kam Cameron durch die Tür gestürmt. Ich öffnete die Tür und stieg langsam aus. Ich ging nicht wirklich auf ihn ein, da ich erst meinen Koffer aus dem Kofferraum holen wollte und das merkte er, also ahmte er mich nach: „Oh, ich bin Stella und so fame, mir ist egal, dass Cameron übelste Langeweile hatte, weil Bobby ein Langweiler ist." ,dann tat er so, als würde er sich seine Haare über die Schulter werfen. Ich konnte nicht anders, als in schallendes Gelächter auszubrechen und schlug ihm leicht mit der Hand auf die Schulter. „Du hast mich richtig schlecht nachgemacht!" ,sagte ich lächelnd und umarmte ihn. Er checkte mich kurz ab und fragte dann: „Wo sind denn die Reiszähne und die bleiche Haut geblieben?"
Ich schaute ihn emotionslos an. „Meine Haut ist normal, aber wenn du meine Zähne sehen willst, kann ich dich sie gerne spüren lassen." ,grinste ich provokant und fuhr sie kurz aus. „Nett." ,sagte er beeindruckt und wir liefen zu Bobby ins Haus. Als ich mich umdrehte konnte ich Deans nervigen 'Hab-ich's-doch-gesagt-Blick' sehen. Fröhlich begrüßte mich Bobby und hieß mich willkommen. Ich drehte mich zu Dean um und schob ihm den Koffer zu. „Für die starken Männer!" Er schaute mit einem erstarrten Lächeln zu mir und nahm dann den Koffer. „Ich finds gut wieder hier zu sein." ,freute ich mich und folgte Bobby in die Küche. Cameron verschwand im Wohnzimmer und Dean verabschiedete sich nicht überhörbar.„Tee?" ,fragte Bobby und hielt mir eine Tasse vor die Nase. Ich lehnte ab: „Nein danke, ich muss mich langsam fertig machen für den Ball." Er grinste: „Stimmt, der Ball zu dem ihr beide geht." Nickend verließ ich die Küche. Cameron lief an mir vorbei und hatte unser Gespräch wohl gehört, denn aus seinem Mund ertönte: „Du weißt doch wie lange Mädchen für so ein Zeug brauchen." Doch ich hatte keine Lust auf diesen dummen Kommentar zu kontern, also lief ich einfach die Treppe hinauf in mein Zimmer.
Gedankenverloren ließ ich mich auf mein Bett plumpsen. Es war fast wie zuhause, doch nur fast! Niemals würde sich irgendein Ort so anfühlen, wie beim Mum und Dad, doch trotzdem fühlte ich mich wohl und wohnte hier gerne. Mein Blick schweifte durch das Zimmer.
Dieser kleine Raum, der doch so gemütlich war und darin die vielen weißen Regale. Hineingestopfte T-Shirts und Hosen, zusammen geknotete Socken und gut verstaute Unterwäsche. Alles hatte ich in diesen Regalen untergebracht. Ich verstand wieso diese Regale hier standen. Ein Schrank hätte zu viel Platz weggenommen, da hier schon ein riesiges Bett stand, aber es war mir ja eh schon immer egal gewesen. Mitten drin stand mein Koffer, den Dean hier her verfrachtet hatte.
Nachdem ich ihn unter den Tisch gerollt hatte, da ich ihn erst später auspacken würde, öffnete ich eine Schublade in der sich mein Make up befand, ich schminkte mir die Kontur etwas nach, legte Lipgloss auf und Maskara. Um meinem Gesicht etwas Farbe zu verleihen folgte Rush. Anschließend kämmte ich mir die Haare und lockte sie mit meinem Lockenstab, was zuletzt mit Haarspray fixiert wurde. Nun fehlte nur noch mein Outfit.
Ich hielt Katys Kleid in der Hand und schaute mir jedes Detail an, während mein Kopf tausende von Gedanken ordnete. Jenna hatte es mir gegeben, da Katy es da gelassen hatte. Wie konnten Schwestern sowas immer nur wissen?Ich würde also zum Abschlussball gehen und das mit Cameron. Es war gut, dass wir uns so gut verstanden, denn das war wohl auch sein Grund: Er wollte nicht allein zum Ball gehen. Auch wenn wir nicht verwand waren, waren wir doch zu einer Familie geworden. Ich lächelte, als ich das Kleid anzog. Es saß wie angegossen.
Cameron öffnete die Zimmertür und schaute mich wartend an: „Fertig?" Ich nickte. Er schaute mich noch einmal von oben bis unten an: „Du siehst gut aus." Erneut lächelte ich: „Danke, ich wünschte Kol hätte das jetzt auch gesagt, wenn er nicht so ein Ekelpaket gewesen wäre." Camerons Lächeln verging und er wand seinen Blick ab von mir. Dann lief er die Treppe runter und rief ich solle nach unten kommen. Noch einen kurzen Blick in den Spiegel und dann folgte ich seiner Aufforderung. Als ich unten ankam standen Cameron und Bobby bereits an der Tür. Erst lächelte Bobby und dann auch Cameron etwas. „Bist du wirklich bereit?" ,fragte Bobby, um sicher zu gehen. Ich nickte und stellte mich neben Cameron. „Ja bin ich." ,sagte ich voller Überzeugung.
„Dies war ein Jahr voller Schmerzen, Trauer und Sehnsüchte nach der Wahrheit.." ,ich streifte über mein Kleid und blickte einen nach dem anderen an. „Vergiss die hysterischen Anfälle nicht!" ,rief Cameron. Ein Lachen erhaschte auf meinen Lippen und eine Träne der Freude kullerte in Richtung Boden. „Ja, ich vergesse die nicht."
Bobby drückte mich einmal fest und sagte dann: „Du bist ein wunderschönes, starkes Mädchen und du wirst von Jahr zu Jahr stärker und schöner. Ich bin sehr stolz auf dich." Ich lächelte verlegen während man meine kleinen Grübchen sehen konnte.
„Na los, komm schon. Lass uns unsere Mitschüler überraschen. Die Geschwister gehen zusammen zum Abschlussball!" ,er wischte mit seiner Hand durch die Luft vor uns als würde er die Dimension in eine neue Galaxie öffnen. „Hör auf! Durch die blöden Tränen verläuft mein ganzes Make up!" ,schimpfte ich lachend und trat mit ihm durch die Türschwelle. „Wartet." ,rief uns Bobby hinterher und wir drehten uns zu ihm. Er hielt eine Kamera in der Hand. „Bobby, ernsthaft?" ,fragte Cameron genervt und legte seinen Arm für das Bild kurz um meine Taille. Nach dem kurzen Blitz lächelte er zufrieden und ließ uns gehen.Langsam lief ich neben ihm her im Licht der Sterne und des Monds. Mein Kleid streifte den Wind und ich schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, um einmal tief nach Luft zu schnappen. Langsam öffnete ich sie wieder und starrte auf den Gehweg unter meinen Füßen.
„Vergiss Kol, er war ein Idiot." ,durchbrach er die Stille. Nachdenklich seufzte ich: „Ja, das war er. Es ist trotzdem komisch darüber nachzudenken, dass er jetzt tot ist." Cameron legte seinen Arm auf meine Schulter: „Ich bin glücklich, dass er nicht mehr auf unserer Erde rumschlendert. Er hat es verdient!" Ich sagte nichts mehr. Dass er Kol noch nie gemocht hatte wusste ich ja. Es war komisch, dass sein Arm auf meiner Schulter lag. Ich schob mich ein wenig weg von ihm und er zog seine Hand sofort wieder zurück ohne etwas zu sagen. Ständig schwirrte Kol in meinem Kopf. Irgendwie war ich immer noch nicht über ihn weg gekommen.
„Wir sind da." ,sagte er leise, als man schon die laute Musik über das Feld hören konnte.
„Na dann sollten wir gehen." ,sagte ich. Er nickte langsam und machte dann den ersten Schritt auf das kühle Gras.
Ich war mir nicht sicher doch ich hatte das Gefühl, dass wir beobachtete wurden, ich spürte es. Ich spürte und hörte den Atem einer Person. Einer toten Person. „Das kann nicht sein!" ,sagte ich, als mein Gefühl mir zeigte für wen ich diese Person hielt. Cameron blieb wie angewurzelt stehen und als er sich zu mir umdrehte und die Person sah erstarrte sein Blick.
„Kol!" ,erschrocken musterte ich den Jungen. Cameron trat einen Schritt vor mich und starrte ihn an: „Du kannst nicht leben! Ich hab dich getötet." Doch Kol lachte nur: „Und doch stehe ich hier, live und in Person! Ich werde dir dein Leben zur Hölle machen Stella Chester!"
Das waren die letzten Worte, die er sagte bevor er spurlos verschwand..~
..to be continued..
Danke fürs Lesen und keine Angst: Fortsetzung folgt.. 💕
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Bloodline /The Beginning (✔️)
Paranormal(Supernatural) |1. Band der Bloodline Reihe| Ein einzigster Ausflug zu ihrer Tante Jenna stellt Stellas Leben komplett auf den Kopf. Wer hätte gedacht, dass es tatsächlich eine Sache gibt, die sie mit ihrer großen Schwester gemeinsam hat, bis auf ih...