2.Kapitel

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Mit einem eher unwohlen Gefühl ging ich nach Ash die Treppe in sein Zimmer hoch. Ich wusste nicht genau, wie ich das Thema ansprechen sollte, aber ich musste es trotzdem wissen.

»Wie hast du es gemerkt?«, platzte es dann aus mir heraus, kaum dass die Zimmertür ins Schloss gefallen war und ich mir sicher war, dass niemand aus seiner Familie uns sonst hören konnte. Ich hatte meinen Mund zu einem Strich verzogen und wirkte anscheinend alles andere als erfreut, was Ash zu bemerken schien.

»Das mit Damian? Nun ja, das war nicht zu übersehen. Ich kenne dich schon eine Weile und habe es an deinem Verhalten bemerkt.« Ich hob eine Augenbraue und atmete dann aus.

»Dass ich schwul bin hast du bestimmt nicht bemerkt.« Er fuhr sich nervös mit einer Hand durch die Haare, dann seufzte er.

»Ich habe auf so was ja nie geachtet und selbst wenn, es wäre mir sowieso egal gewesen«, meinte er ausweichend und ich funkelte ihn wütend an.

»Chris hat dir erzählt dass wir mal miteinander geschlafen haben, oder?« Ash nickte nur. Genau das hatte ich eigentlich vermeiden wollen, dass er davon erfuhr. Es war zwar kein wirkliches Geheimnis, aber es löste trotzdem kein angenehmes Gefühl bei mir aus, immerhin waren die beide jetzt zusammen.

»Super. Ich wollte eigentlich nicht dass du und Mike davon erfahrt. Vor allem du nicht.«

»Ich habe absolut kein Problem damit dass du schwul bist oder mal was mit Chris hattest... Das ändert für mich nichts. Warum hast du mir nicht schon vorher anvertraut, dass du auf Jungs stehst?« Er wirkte ein wenig enttäuscht, weil ich ihnen so etwas wichtiges nie anvertraut hatte. Sie waren meine besten Freunde und trotzdem hatte ich das für mich behalten, obwohl ich genau wusste dass die beiden dafür Verständnis hatten und mich niemals allein lassen würden.

»Ich wollte nicht, dass ihr euch in Dinge einmischt, wie die Sache von heute zum Beispiel. Falls du es nicht mitbekommen hast – Damian ist hetero und hat eine Freundin. Denkst du es macht mir dann Spaß ihn dabei zu sehen, wie er die ganze Zeit mit ihr flirtet? Nein danke. Ich bin ein Realist Ash, ich weiß wann ich aufhören muss irgendeinem Hirngespinst hinterher zu jagen. Es ist unrealistisch, dass er je auf mich stehen wird. Und bevor du irgendetwas sagst, nein ich möchte im Moment auch niemanden kennenlernen. Ich möchte einfach nur meine Ruhe von all dem und allein sein.« Ich holte tief Luft und sah ihm in die Augen. Er brauchte einen Moment um zu verarbeiten was ich gerade zu ihm gesagt hatte.

»Es tut mir leid, dass wir dich zu der Party überredet haben«, sagte er schließlich und ich seufzte, mein Ärger war langsam wieder verflogen.

»Ich werde es überleben. Und tatsächlich war ich lange schon nicht mehr wirklich weg gewesen, wird vielleicht auch mal wieder etwas Abwechslung in mein Leben bringen.« Trotzdem gefiel mir der Gedanke nicht sonderlich auf die Party zu müssen, doch ich musste ja nichts weiter tun als Damian aus dem Weg zu gehen. Wie schwer konnte das schon sein?

~~~

»Ich hasse dich, weißt du das?«, sagte ich und starrte das Haus an, in welchem Damian wohnte. Es war riesig, stand in einem dieser Nobelviertel und es sah aus als wäre er so reich, dass ich Angst haben müsste etwas in dem Haus anzufassen.

Aus beinahe jedem Fenster drang Licht zu uns hinaus und ich schluckte, fühlte mich total verloren. Ash neben mir schien es genau so zu gehen, denn auch er wirkte nervös und unsicher. Wir beide kannten Damian eigentlich nicht wirklich und auch wenn er deutlich gesagt hatte dass auch die Freunde seiner Freunde eingeladen waren, fühlte es sich trotzdem nicht richtig an hier vor seinem Haus zu stehen.

»Wo bleibt Mike eigentlich?«, fragte Ash dann, aber ich rührte mich noch immer nicht vom Fleck sondern starrte einfach nur das Haus an, vollkommen überrascht.

»Ich weiß nicht, er wollte mit Sarah eigentlich... Oh da sind sie schon.« Ich deutete in die Richtung, aus der man zwei Gestalten sehen konnte, die man im schwachen Licht der Laterne als Mike und Sarah identifizieren konnte. Beide lachten gerade, kamen dann auf uns zu und Mike schlug mir kumpelhaft auf die Schulter.

»Na dann wollen wir mal!« Mike ging voran die Treppe nach oben und klingelte dann, während wir hinter ihm standen. Ash und ich warfen uns einen Blick zu, wir beide fühlten uns sichtlich unwohl, doch dann betraten wir schon das überfüllte Haus.

»Mike!« Damian winkte uns aus dem Wohnzimmer zu, wo er auf der Sofalehne saß um alle anderen zu überragen und hielt eine Flasche Bier hoch. Obwohl seine Haare durcheinander waren und er schon einiges intus zu haben schien, sah er noch immer hinreißend aus. Ich riss meinen Blick los und machte mich zusammen mit Mike auf dem Weg zu den Getränken. Sofort schnappte ich mir ein Glas mit Bowle und eine Dose Bier, dann mischte ich mich unter die Leute, wobei ich es vermied in die Richtung von Damian zuschauen. Stattdessen versuchte ich meinen Blick so umherschweifen zulassen, doch konnte nicht wirklich etwas anderes sehen als Leute, welche „tanzten" wobei es mehr aussah, als würden sie unter epileptischen Anfällen leiden. Auch Ash hatte ich gesehen, der mit Chris etwas am Rand stand und sich unterhielt, als wären die beiden in ihrer eigenen kleinen Welt, würden das ganze Drumherum gar nicht bemerken. Ich gönnte den beiden ihr Glück, man merkte dass die beiden nur Augen füreinander hatten und tatsächlich war ich sogar neidisch.

Bisher hatte ich noch nie einen Freund gehabt, obwohl ich es sehr gerne hätte. Ich hatte auch bei weitem noch nicht mit vielen Typen etwas gehabt – nur mit zweien etwas mehr, und das war nur betrunken auf einer Party gewesen, teilweise auch um auszutesten wie weit ich wirklich gehen konnte.

Gerade wandte ich mich seufzend von den beiden ab, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und mich blaue Augen freundlich musterten.

»Du bist doch ein Freund von Mike,oder? Ich wollte mal kurz mit dir reden«, sagte Damian und mein Herz schien einen Moment auszusetzen.  

Decide (Boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt