6.Kapitel

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»Kommst du heute mit zu mir?«, fragte ich Ash, als wir beide in den Bus stiegen und uns auf einen der stinkenden Sitze fallen ließen.

»Klar gerne, ich habe sowieso nichts zu tun«, sagte er, wobei sich seine Stimme niedergeschlagen anhörte. In einer Woche waren Prüfungen, was hieß dass sowohl Mike wie auch Chris keine Zeit mehr hatten. Ash wirkte ohne Chris so einsam, dass in mir der Wunsch aufkam unbedingt dafür zu sorgen dass er sich nicht ganz so allein fühlte, also verbrachte ich möglichst viel Zeit mit ihm.

»Die Prüfungen sind bald vorbei, dann kannst du mit Chris so viel Zeit verbringen wie du möchtest.«

Wir stiegen bei meiner Haltestelle aus und betraten das Haus, in welchem ich schon seit meiner Geburt wohnte. Meine Mutter würde wie immer zu Hause sein, mein Vater verdiente genug Geld dass er uns alle versorgte und weil ich noch viele Geschwister hatte, hatte meine Mutter damals beschlossen zu Hause zu bleiben. Als jüngster war nur noch ich im Haus, meine Geschwister schon alle ausgezogen.

»Ich bin wieder zu Hause und habe Ash mitgebracht!«, rief ich, als ich die Haustür aufschloss, meinen Schlüssel in die Schale neben der Tür warf und meine Schuhe ordentlich hinstellte.

Ich sprach kurz mit meiner Mutter, ehe wir in mein Zimmer hinauf gingen, der einzige unordentliche Raum im ganzen Haus. Meine Mutter liebte Ordnung und Sauberkeit über alles, aber sie respektierte unsere Privatsphäre,weswegen sie nicht in unsere Zimmer ging was ganz gut war wenn man bedachte wie meines aussah: Überall lagen leere Spielhüllen, Klamotten und leere Pizzakartons umher, durch welche ich mich gerade hindurch schlängelte und mich dann auf mein Bett fallen ließ.

Wir unterhielten uns, spielen ein Spiel als ich plötzlich angerufen wurde. Ein Blick auf mein Display verriet mir dass es Damian war und ich seufzte.

Die letzten Wochen hatte ich mich mit ihm angefreundet – wir hatten mehrmals zu Mittag gegessen und einmal hatte er mich zu einem Serien Nachmittag zu sich eingeladen. Auch wenn ich wusste, dass es keine gute Idee war, konnte ich nicht anders als die Zeit mit ihm zu verbringen, selbst wenn es mir jedes Mal einen Stich versetzte.

»Ja?«

»Hi Takumi! Können wir reden? Ich habe gerade Streit mit Isabella und ich brauche jemanden, der mich ablenkt.«

»Ja, sicher.«

»Cool, danke!« Ich legte auf und seufzte.

»Das war Damian. Er möchte mit mir reden, anscheinend hat er gerade Stress mit seiner Freundin«, sagte ich zu Ash und schnitt eine Grimasse. Eigentlich müsste ich mich darüber freuen, dass es zwischen den beiden nicht gut lief, aber das tat ich nicht. Selbst wenn es irgendwann enden würde, ich hätte so oder so keine Chance bei ihm, und so war es eigentlich besser.

»Soll ich dann gehen?«, fragte Ash und ich schüttelte mit dem Kopf.

»Nein, bleib nur. Er kommt irgendwann her und wenn du dann noch hier bist, hat er Pech gehabt. Ich verstehe sowieso nicht, warum er gerade mit mir darüberreden will, wir sind nicht einmal wirklich befreundet. Wir schreiben nur ab und zu miteinander und sagen ein paar Sätze in der Schule wenn wir uns über den Weg laufen.«

»Wer weiß?«, meinte Ash, wobei ich ihm ansah dass er sich darüber gerade seine Gedanken machte. Wir spielten weiter, bis es klingelte und kurze Zeit später Damian das Zimmer betrat. Er musterte Ash kurz, dann schien er ihn zu erkennen.
»Hey Ash, wusste gar nicht dass du hier bist«, meinte er und warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich zuckte nur mit der Schulter.
»Ich wollte sowieso gerade gehen, es ist besser wenn ich euch allein lasse. Sehen wir uns morgen in der Schule?« Ich nickte und Ash erhob sich, nickte Damian kurz zu und verschwand schnell aus dem Zimmer.

»Ich hoffe ich komme nicht ungelegen.« Damian setzte sich neben mich aufs Bett.

»Tust du nicht. Also, was ist los?«, fragte ich und versuchte dabei wenigstens etwas einfühlsam zu klingen, was mir nicht wirklich gelang. Ich war noch nie der Mensch gewesen, der seinen Mitmenschen gegenüber sonderlich viel Mitgefühl entgegen brachte.

Damian begann von seinen Beziehungsproblemen zu erzählen und ich hörte ihm aufmerksam zu, versuchte aber nicht ihm irgendwelche Ratschläge zu geben.Nachdem er geendet hatte, seufzte er.

»Danke fürs zuhören«, meinte er und ich nickte.

»Keine Ursache. Aber warum wolltest du gerade mit mir darüber reden?« Er sah mich nachdenklich an, als würde er selbst nicht so genau wissen warum,dann zuckte er mit der Schulter.

»Ich denke dass ich dir vertrauen kann, vermutlich deshalb. Meine anderen Freunde interessieren sich nicht so für so etwas, die hören einem drei Minuten zu, dann wollen sie lieber über Sport reden.«

»Verstehe.« Wir verbrachten den restlichen Abend damit, eine Serie zu schauen, dann verabschiedete er sich von mir, wobei er mir dankbar auf die Schulter klopfte. Ich wusste immer noch nicht, was ich von ihm halten sollte –obwohl ich in ihn verliebt war, wollte ich ihn ehrlich gesagt nicht unbedingt noch näher kennenlernen. Mir fiel schon jetzt auf, dass wir trotz des Altersunterschiedes von zwei Jahren, viele Gemeinsamkeiten hatten und ich ihn nur noch mehr begann zu mögen als ich es ohnehin tat. Ich spielte mit dem Feuer und würde mich früher oder später daran verbrennen. Es würde alles nicht gut enden, das war mir bereits jetzt mehr als nur deutlich bewusst, selbst wenn sich eine richtige Freundschaft entwickeln würde, ich würde am Ende nur verletzt werden und daher war es das Beste, wenn ich Abstand von ihm nahm, es nicht mehr als nötig provozierte.

Trotzdem schaffte ich es einfach nicht rechtzeitig die Bremse zu betätigen, obwohl ich schon so oft darüber nachgedacht hatte und so würde es immer weitergehen...

Ganz egal was passierte: Damian würde mein Untergang sein, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.  

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 19, 2018 ⏰

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