3.Kapitel

436 46 4
                                    

Ich starrte Damian einen Moment lang vollkommen perplex an, ehe ich meine Sprache wiedergefunden hatte und ihm antwortete. Normalerweise war ich nicht schüchtern, aber wenn er vor mir stand setzten meine gesamten Gehirnfunktionen vollkommen aus.

»Ja, bin ich. Worüber willst du reden?«, fragte ich und war überrascht, dass ich es schaffte meine Stimme so normal klingen zu lassen, dass man nicht einmal auf den Gedanken kommen könnte ich wäre nervös. Sein Blick wanderte über meinen ganzen Körper, dann grinste er. Er war ein gutes Stück größer als ich, was nicht sonderlich schwer war und vermutlich schien ihn diese Tatsache zu amüsieren – auch das kam nicht gerade selten vor.

»Eigentlich nichts bestimmtes. Ich bin nur neugierig, weil ich dich und Ash immer zusammen mit Mike sehe und er redet so viel von euch.«

»Mike redet für gewöhnlich immer viel«, murmelte ich mehr zu mir selbst. Damian reichte mir eine Dose Bier und ich nahm sie dankend entgegen. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt mehr zu trinken als das was ich mir anfangs genommen hatte, aber wenn man es mir schon einmal anbot, warum sollte ich dann nein sagen?

»Ich kann Mike sehr gut leiden, aber wenn er anfängt redet er tatsächlich ohne Ende. Trotzdem ist er so ein richtiger Magnet und zieht die Leute an sich ran, ein Talent für das ich ihn bewundere.« Damian seufzte und nahm einen Schluck von seinem Bier.

»Wenn ich mir die Party hier ansehe scheinst du aber auch recht beliebt zu sein und in der Schule habe ich dich auch immer nur in einer Gruppe gesehen.« Eigentlich hasste ich Smalltalk und wäre das nicht Damian, hätte ich mich schon lange mit einer Ausrede genervt abgewendet, doch im Moment war ich einfach nur froh überhaupt mit ihm reden zu können und versuchte daher mich tatsächlich an dem Smalltalk zu beteiligen. Eine Gelegenheit wie diese kam vermutlich nie wieder.

»Nun mehr als die Hälfte der Leute hier kenne ich nicht einmal. Es mag zwar sein dass ich in der Schule schon Freunde habe, aber ich bezweifle dass ich die meisten nach dem Abschluss noch sehen werde. Bei euch ist das anders, oder?« Ich hatte mir ehrlich gesagt nie Gedanken darüber gemacht, wie es nachdem Abschluss weiter gehen würde oder ob das unsere Freundschaft beeinflusste. Wir waren schon seit vielen Jahren so gut befreundet und das obwohl wir in andere Klassenstufen waren, dass ich es für unwahrscheinlich hielt, dass es vorbei sein würde nur weil wir nicht mehr auf dieselbe Schule gingen und alle eine unterschiedliche Richtung eingeschlagen hatten.

»Alles kann passieren, ich halte es aber für unwahrscheinlich dass wir uns nicht mehr sehen. Ich kann mir schon lebhaft vorstellen wie Mike in seinen Semesterferien plötzlich vor meiner Tür steht und anfängt mir im Detail zu erzählen, was er die Monate seines bisherigen Studiums alles erlebt hat, obwohl ich das meiste davon nicht wissen will«, meinte ich nur seufzend und Damian lachte.

»Das klingt ganz nach ihm. Es ist schön, wenn man so gute Freunde hat. Übrigens mag ich dein T-Shirt. Du bist auch ein Fan?", fragte er und deutete mit einem Nicken auf mein Sherlock T-Shirt was ich trug. 

"Würde ich es sonst tragen?", entgegnete ich genervt und biss mir sofort auf die Lippe, weil meine Vorlaute Zunge mal wieder schneller gewesen war. 

"Klingt... logisch. Ich liebe die Dialoge und die Fälle, auch wenn ich finde das die vierte Staffel nicht so gut war wie die vorherigen", meinte er und ich nickte. 

"Ja, oder? Ich hatte beim schauen irgendwie nicht mehr dieses Sherlock-Gefühl, wenn du weißt was ich meine." 

"Richtig, ich hoffe weitere Staffeln werden wieder besser." Er richtete seinen Blick auf etwas hinter mir und begann dann breit zu Grinsen. 

»Meine Person wird verlangt. Ich würde mich freuen wenn wir uns nochmal unterhalten könnten – vielleicht unter besseren Bedingungen und mit mehr Themen.« Er lächelte mich an, dann klopfte er mir auf die Schulter und war zwischen den tanzenden Menschen verschwunden. Die Stelle die er berührt hatte begann zu kribbeln und genervt kippte ich das Bier runter, welches mir Damian gegeben hatte. Eine ganze Weile stand ich so herum, bis mein Blick zufällig wieder auf das Sofa fiel, wo Damian gerade seine Freundin küsste, wobei es aussah als würden die beiden sich beinahe aufessen, und rundherum wurde ihnen zugejubelt. Mir wurde bei dem Anblick allerdings schlecht und ich flüchtete aus dem Wohnzimmer in einen Nebenraum, der zum Glück leer war.

Ich atmete ruhig ein und aus. Ich wusste dass meine Schwärmerei nicht erwidert wurde und das ich keine Chance bei ihm hatte, immerhin saß er gerade mit seiner Freundin auf dem Sofa. Es war nichts ungewöhnliches, dass sich ein schwuler Typin einen hetero Typen verliebt, aber es tat trotzdem weh.

»Takumi?« Ich zuckte zusammen, als Ashs Stimme hinter mir ertönte. Er schlüpfte ins Zimmer, schloss die Tür leise hinter sich zu und musterte mich besorgt.

»Ist alles okay? Du siehst aus als hättest du richtig schlechte Laune«, meinte er und ich seufzte.

»Ich habe eigentlich vermeiden wollen Damian zu sehen, weil ich wusste es würde wehtun. Aber woher hätte ich denn wissen sollen, dass er mit mir reden will? Er kennt mich doch überhaupt nicht.«

»Er hat mit dir gesprochen? Warum?«, fragte Ash und klang dabei genauso verwundert wie ich mich fühlte.

»Keine Ahnung, einfach so schätze ich.« Ash hob eine Augenbraue, dann biss er sich auf die Lippe.

»Ich weiß ich muss dir das nicht sagen, aber bitte pass auf.« Ich verdrehte genervt die Augen, widerstand aber dem Drang ihn mit einem genervten „Ich weiß!"anzufauchen, da ich wusste dass er es auch nur gut meinte. Er sorgte sich um mich und wollte nicht, dass ich mich in Dinge verrannte, die mir am Ende nur weh tun würden.

»Du kennst mich, mir passiert das nicht. Was ist eigentlich mit Chris passiert? Ihr beide wart vorhin in eurer eigenen kleinen Welt, ich hätte nicht gedacht dass ihr beide euch heute noch einmal trennt.«

»Hmh, ich hab mir Sorgen um dich gemacht, weil du einfach weg warst. Mike und Dan kamen immer mal zu uns, aber von dir war den ganzen Abend nichts zu sehen. Ich weiß zwar wie vernünftig du bist und dass du dich nicht komplett abschießt, aber ich wollte nur sehen ob alles okay ist«, sagte er und musterte mich noch einmal von oben bis unten.

»Danke«, sagte ich und meinte es tatsächlich sogar ehrlich. Natürlich nervte es mich, weil ich mich dann immer fühlte als würden sie mich wie ein Kind behandeln, aber ich wusste dass sie sich am Ende auch nur Sorgen um mich machten.   

Decide (Boyslove)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt