Nur ein Moment

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Der Moment war so endlos lang und das Schrecklichste, was Ben jemals in seinem ganzen Leben erlebt hatte. So unbeschreiblich grausam, dass er sich an nichts weiteres mehr erinnern konnte, als an diesen unverwandten Schmerz und und an die reine Verzweiflung, Nina niemals wieder in seine Arme zu schließen, sie lachen zu sehen, mit ihr zu reden, ihre warmen Lippen auf seinem Mund zu spüren...
Er hatte es nicht für möglich gehalten, mal in einer so schier hoffnungslosen Lage zu sein, die ihm keine mögliche Zeit gab, gründlich über sein Handeln nach zu denken.
Er hatte einfach das getan, was ihm am Schnellsten eingefallen war.
Er hatte einfach geschossen.
Für Semir.
Um Semir, seinen guten Freund und Polizeipartner, vor den todbringenden Flammen zu retten, die Nina auf ihn losgelassen hätte, obwohl sie nur Van Bergen mit dem Feuerzeug umbringen wollte.
Er hatte es ihr tausendmal zu gebrüllt, doch sie hatte ihn nicht gehört, war zu weit weg gewesen. Er hatte die Pistole gezückt, weil er keinen anderen Ausweg gefunden hatte. Und er verfluchte sich selbst so hart dafür.
Wie sie zurückgestolpert war hinter den schwarzen, langen Bus, als seine Kugel ihr die Schulter zerfetzt hatte, wie sie dann nicht mehr aufgetaucht war.
Er hatte seinen Tränen nicht im Zaum halten können, die ihm das schmutzige, verschrammte Gesicht herunter gelaufen waren, war so schnell er konnte zu ihr gestürmt, mit dem entsetztlichen Gedanke im Hinterkopf, dass er sie getötet hatte.
Er war auf dem braunen Sand ausgerutscht in seiner Hast, in seiner Sorge um sie, die ihn verrückt machte, hatte sich abgerollt, sich zu ihr hin geschleppt mit letzter Kraft.
Hatte ihren Puls gefühlt, ob sie überhaupt noch lebte, geweint, sie umarmt, geschrien. Hatte hektisch nach einem Krankenwagen verlangt, der direkt zur Stelle gewesen war. Er hatte sie hochgehoben, voller Trauer, dass sie tot war.
Ihre schlanken Arme und Beine hatten teilnahmslos heruntergebaumelt, ihr Kopf war schlaff zurück gesunken, die schönen Augen geschlossen, der braune, seidige Pferdeschwanz hatte zu seinen schweren Schritten gewippt.
Er hatte sie heulend bis zum Krankenwagen getragen, bis die heranrennenden Dienstleute sich um sie gekümmert hatten, sie behutsam in den Krankenwagen gelegt hatten.
Und dann waren sie mit seiner Freundin davon gefahren, zum Krankenhaus.
Um ihr Leben zu retten, das vielleicht noch zu retten war.

Alarm für Cobra 11 - Verheerender TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt