Die kalte Abendluft peitschte unnachgiebig gegen Timon's zitternden Körper.
,,Okay, atme tief ein und aus", sagte Florian am anderen Ende des Telefons und Timon befolgte seinen Ratschlag.
,,Jetzt erzähl' mir mal, was dazu geführt hat, dass du dich umbringen willst", sagte Florian langsam und sanft.
,,I-Ich will nicht mehr diesen Schmerz spüren. I-Ich will und ich kann es nicht m-mehr, erwiderte Timon mit brüchiger Stimme.
,,Okay, wo befindest du dich gerade? Denn das klingt so, als würdest du in der Nähe des Straßenverkehrs sein", sagte der Heider, leicht nervös, denn es lag jetzt an ihm, dem jungen Mann zu helfen.
,,Ich stehe auf dem Balkon meiner Wohnung. Ich wohne in der Nähe der großen Autobahn hier kurz vorm Kölner Zentrum, deswegen hört man den Lärm auch jetzt noch", erklärte Timon, während er leise schniefte.
,,Nun gut, komm' bitte als erstes von dem Balkon runter", bat der Heider sanft. Er hoffte, den jungen Mann durch sanftes Zureden von seinem Vorhaben abzuhalten.Zögerlich ließ Timon das Geländer los, drehte sich um und stieg durch das Fenster wieder in sein Zimmer.
Mit schlotternden Knien machte er das Fenster zu und sofort verstummte das Rauschen in seinem Kopf.
Erschöpft brach Timon auf dem Holzboden zusammen.
,,Bist du in deinem Zimmer?", fragte die Stimme von Florian, welche von einem bayrischen Dialekt geschmückt war.
,,J-Ja, ich bin jetzt in meiner Wohnung", stammelte Timon, mit den Nerven vollkommen am Ende.
,,Gut. Am besten holst du dir so schnell es geht professionelle Hilfe. Falls du Student bist, kannst du dich auch an deiner Uni nach Hilfsangeboten erkundigen. Und für die Zeiten dazwischen, sprich mit einem guten Freund oder jemandem aus deiner Familie. Dann empfehle ich dir auch noch, eine Liste mit Dingen zu schreiben, die du liebst. Und eine Liste mit Dingen, mit denen du dich gut ablenken kannst und einen Sicherheitsplan, falls so etwas nochmal vorkommen sollte", schlug Florian vor und die Stimme am anderen Ende der Leitung bejahte.
,,Das werde ich mal ausprobieren", sagte Timon und atmete hörbar aus.Der Heider sprach noch eine Weile mit dem verzweifelten Timon, bevor dieser auflegte.
Geschafft fuhr sich Florian durch seine schwarzen Haare. Gähnend sah er auf die Uhr.
Er hatte seit einer halben Stunde Feierabend. Gerade hörte er die Absätze seiner Kollegin im Flur.
Die Glastür wurde schwungvoll geöffnet und Florian's Kollegin stand in der Tür.
,,Ach, der Florian ist ja immer noch hier! Was für eine Überraschung", rief sie aus und Florian hörte, wie sie schwungvoll das "R" rollte. ,,Ja, ich hatte einen noch etwas längeren Anruf", sagte er und gähnte erneut.
Die Blondine, welche sich ihre Haarspitzen blau gefärbt hatte, ging sich einen Kaffee machen und stellte ihn auf Florian's Tisch.
,,Achso. Hmm, Selbstmord oder Selbstverletzung?", fragte sie, mehr zu sich selbst.
,,Ein junger Mann, welcher kurz davor war, Suizid zu begehen. Er stand schon quasi am Abgrund", sagte Florian und packte seine Sachen zusammen.
,,Hast du diesen jungen Mann denn von seinem Vorhaben abhalten können?", fragte seine Kollegin, während sie tief einatmete.
,,Ja, habe ich. Ich habe ihm noch ein paar hilfreiche Anlaufstellen mit auf den Weg gegeben. Hoffentlich versucht er es auch mit wenigstens einer von denen. Dir dann viel Glück und gute Nacht", sagte Florian.
,,Gute Nacht. Und versuche, dich zu entspannen", sagte seine Kollegin, bevor das Telefon klingelte und sie beschäftigt war.
Schnellen Schrittes lief der Heider zu seinem Auto und fuhr nach Hause zurück.
Dort angekommen zog er sich um und legte sich ins Bett.
Meistens las er noch für eine halbe Stunde, um sich nach einem anstrengenden Tag zu beruhigen.
Doch heute war er so fertig, dass er sich direkt die Zähne putzen ging und sich dann in sein Bett legte.Timon saß immer noch auf dem Holzboden.
Mit zitternden Händen griff er unter sein Bett, wo sich eine rote Kiste befand.
Darin waren eine Rasierklinge, eine Spitzerklinge und ein Boxcutter-Messer.
Seine zitternden Finger zogen sich die Ärmel nach oben, bevor er sich die Spitzerklinge schnappte und sich mit dieser Schnitte in die Unterarme machte.
Weinend rappelte sich der 22-jährige auf, bevor er sich im Badezimmer die Arme abwaschen ging.
Das brannte zwar höllisch, aber es musste sein.
Komplett entkräftet ließ Timon sich in sein Bett fallen und hörte Musik.
Der Song "1-800-273-8255" von Logic brachte ihn zwar zum weinen, aber weinen tat manchmal gut.
Mit trockenen Augen schlief Timon ein.
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(Wortcount: 730 words.)
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1-800-273-8255 | Klengan & Der Heider FanFiction
Fanfiction,,I-Ich will nicht mehr diesen Schmerz spüren. I-Ich will und ich kann es nicht m-mehr", erwiderte die zittrige Stimme am anderen Ende der Leitung. ,,Denkst du daran, dich umzubringen?", fragte der schwarzhaarige, 35-jährige Regensburger und die Per...