University's getting too hard to manage

331 20 2
                                    

Durch das ziehen in seinen Unterarmen wurde Timon bereits um 6:30 Uhr wach.
Seine Augen waren gerötet und zudem trocken, seine Ärmel waren voll mit Restblut und seine Stimmung war immer noch geknickt.
Vorsichtig setzte Timon sich auf und sah sich um. Gott sei dank hatte er gestern alles wieder aufgeräumt, denn jetzt hätte er einfach nicht die Kraft zum aufräumen gehabt.
Nach einer schmerzhaften Dusche zog Timon sich einen schwarzen Hoodie und eine Jeanshose an.
Die letzte Woche hatte er überhaupt nicht geduscht, weswegen er sich jetzt wieder daran gewöhnen musste. Selbst die gestrige Dusche am Morgen hatte sich noch komisch angefühlt.
Wieder in seinem Zimmer, packte er sein Handy in seine Hosentasche.
Die negativen Gedanken ließen nicht lange auf sich warten.
»Du hast gestern versagt. Hättest du dich gestern einfach umgebracht, dann wärst du jetzt vielleicht frei«, redete Timon sich selbst in seinem Kopf ein.
Plötzlich fühlte er sich so hilflos, seinen eigenen Gedanken völlig ausgeliefert.
,,Ich muss zur Uni. Sonst werde ich hier noch wahnsinnig", murmelte er und ging sich noch schnell im Badezimmer die Zähne putzen.
Danach schlüpfte er in seine Adidas Sneaker, schnappte sich seinen Rucksack und eilte in Richtung Bahnsteig.
Dort stieg er in den Zug, welcher ihn zu seiner Universität fuhr.

Durch den Hunger war Timon sehr entkräftet.
Seit fünf Tagen ignorierte er eines der stärksten, menschlichen Grundbedürfnisse, welches ein Mensch haben konnte.
Etwas übereilt lief er zu einem Vorlesesaal.
Lautlos schlich er zu seinem Platz und setzte sich hin. Doch während der Vorlesung konnte er sich kaum konzentrieren. War ja auch verständlich. Immerhin plagte ihn der Hunger.
Als die Vorlesung endlich zu Ende war, wollte Timon nur noch ins Krankenzimmer, um sich dort für den Rest des Tages krankschreiben zu lassen. Er konnte einfach nicht mehr, er war ausgelaugter als jemals zuvor.
Doch als er aufstand, wurde der Schwindel zu viel und Timon spürte, wie er langsam auf den Boden zu raste.
Der Aufschlag auf dem Boden mit dem merkwürdig riechenden Teppich war härter als gedacht. Der graue Teppich sah weicher aus, als er tatsächlich war.

Eine Studentin schrie auf, der Professor kam gelaufen und versuchte, Timon zu Bewusstsein zurückzubringen.
Dämmrig bekam Timon mit, wie man ihn auf einer Trage ins Krankenzimmer trug.
Danach war er komplett weg.
Erst zwei Stunden später kam er wieder zu sich.
Vorsichtig setzte er sich auf und sah sich um.
,,Ah, Sie sind wach. Wie geht es Ihnen?", fragte eine brünette Krankenschwester den erschöpften Timon.
,,Es geht wieder. Mir war bloß schwindelig", murmelte Timon und rieb sich die Augen.
,,Sie können jetzt nach Hause. Hiermit sind Sie für heute und morgen frei geschrieben. Ich wünsche Ihnen gute Besserung. Ruhen Sie sich reichlich aus", sagte die Krankenschwester und Timon stand langsam auf.
Schwach fühlte er sich immer noch, da er ja noch nichts gegessen hatte.
Draußen fing ihn sein Professor ab, welcher ihm ein paar Sachen mitgab.
Gott sei dank war die Klausurenphase vorbei und es war nicht so viel zu tun.
Die Bahnfahrt zog recht schnell vorbei und ehe Timon es bemerkte, war er auch schon wieder zuhause.

Kaputt vom Tag machte er sich an die Sachen für die Uni.
Danach drehte er noch, wenn auch mit Mühe, zwei Videos für YouTube, welche er auch noch schnitt.
Eines davon lud er um 18 Uhr hoch, das andere landete in seinem Order, damit er es morgen hochladen konnte.
Aber natürlich ließen ihn seine negativen Gedanken nicht in Frieden.
»Die Schnitte, also ähm, da könnte man doch nochmal durch, oder? Oder vielleicht schneidest du dich mal am Oberarm, am Unterschenkel oder am Handgelenk?«, schlugen ihm seine selbstzerstörerischen Gedanken vor und Timon seufzte.
,,Ich darf es nicht mehr tun", murmelte er durch die zusammengebissenen Zähne hindurch.
»Wie wär's dann, wenn du einfach den Notausgang nimmst? Wenn du deine verfluchte Höhenangst schon nicht überwinden kannst, du Schwächling!«, feixten seine Gedanken ihn an und Timon lief eine Träne die Wange hinab.
Warum musste gerade er so sehr von seinen Gedanken gequält werden? Warum ausgerechnet er?
Durch seine wässrigen Augen betrachtete er sein Handgelenk.
Mit dem linken Zeigefinger fuhr er über die Stelle, wo seine Pulsader lag.
Wenn er sich die aufschnitt und man ihn weder finden noch Not-operieren würde, dann wären er und der Schmerz weg.

Nachdem er das Video fertig geschnitten hatte, marschierte Timon in sein Schlafzimmer.
Doch bevor er sein Vorhaben durchziehen wollte, ging er nochmal duschen.
Seine Arme brannten nicht mehr so sehr, aber ein ziehen war immer noch zu spüren.
Langsam zog er sich seine Schlafsachen an und setzte sich auf den Boden.
Er nahm sich die Box, holte die Rasierklinge heraus und schob seinen rechten Ärmel hoch.
Seine Hände zitterten so stark, dass die Klinge hinzufallen drohte.
,,Nein! Ich will das nicht!", schrie Timon und die Klinge fiel klirrend auf den Boden.
Die Tränen klatschen auf den Boden und Timon zog die Beine an den Körper heran.
,,Ich muss etwas tun! Ich muss hier raus!", schrie Timon hysterisch und die Tränen behinderten sein Sichtfeld.
Seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an.
Seine Hände hatten inzwischen einen Wackelkontakt, so sehr zitterten sie schon. Wie bei einem PC-Spiel.
Aber dennoch schaffte er es, das kleine, silberne Objekt aufzuheben und es in seine Hand zu nehmen.

Das Telefon war heute überraschend ruhig - ein gutes Zeichen.
Vorsichtig nahm Florian einen Schluck Kaffee. Nope, die Flüssigkeit war doch noch zu heiß.
,,Noch eine Stunde und ich habe Feierabend~", summte Florian glücklich. Heute war ein verhältnismäßig ruhiger Tag gewesen.
Leicht müde scrollte Florian durch seine E-Mails.
Nach einer Weile klingelte das Telefon.
Leise atmete Florian durch seine Nasenlöcher aus, bevor er den Anruf annahm.
Nach dem immer gleichen Anfangssatz fragte Florian: ,,Wie kann ich dir denn helf-?". Weiter kam er nicht, denn er wurde durch einen spitzen Schrei vom anderen Ende der Leitung unterbrochen.
Der Schrei kam von Timon, welcher sie blitzschnell das scharfe Objekt durch die Pulsadern gejagt hatte.
Sein Handy lag auf dem Boden vor ihm, Timon selbst lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Seite, während er seine Handgelenke weit von sich gestreckt hatte.
Geschockt sah er seine Arme an. An seinen Handgelenken floss im abgehakten Tempo das Blut aus seinen Pulsadern.
,,Was ist geschehen? H-Hast du dich selbst verletzt?", fragte Florian hektisch, da es jetzt ganz schnell gehen musste.
,,I-Ich habe g-gestern schon mal angerufen. Ich habe es nicht geschafft. I-Ich wollte doch nur kein Schwächling sein", stammelte Timon und er spürte, wie ihm langsam das Licht ausging.
,,In welcher Straße wohnst du?", fragte Florian, obwohl er das eigentlich nicht fragen wollte. Er wollte die Anonymität des Anrufers nicht verletzen, doch jetzt müsste es sein.
,,In der Burgunderstraße, aber wo genau werde ich nicht s-sagen. Es ist s-sowieso zu spät", hauchte Timon noch, bevor das Licht ausging.
,,Hallo? Hallo?! Fuck", fluchte Florian panisch. Schnell legte er auf und rief den Notarzt an.
Dieser machte sich schnell auf den Weg zur Burgunderstraße.
————————————————————————————————————————————————————————— (Wortcount: 1150 words.)

1-800-273-8255 | Klengan & Der Heider FanFiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt