Ich ging aus dem Gebäude raus, stieg in den nächsten Bus, zeigte meine Busfahrkarte, zückte die an mein Tablet angeschlossenen Kopfhörer und steckte sie mir in die Ohren.
"Hey kleiner!" schrie plötzlich eine Männerstimme durch den Bus. "Du musst hier raus ich habe jetzt Pause." sagte der etwas ältere Busfahrer. Ich war so in die Musik vertieft dass ich nichts von er fahrt mitbekommen hatte. Sein genervter Blick starrte mir wartend entgegen als ich aus meiner Gedankenwelt in die Realität zurück gezerrt wurde.
"War das überhaupt die Realität? Denn hinundwieder fühlte es sich nicht so an. Manchmal fühlt sich selbst die Realität an wie ein Traum, ein Luzider Traum. Ein Traum in dem man die Kontrolle hat, aber immernoch ein Traum.."
Ich hörte diese Gedanken so klar und deutlich wie das Gebrüll des Busfahrers der mich immernoch mit seinem schütterem grauen Haar den Blick ,durch einen Spiegel an der Busdecke reflektiert, auf mich richtete. Kaum verließ ich den Bus setzte ich mich auf eine Bank. "Menschen sind so anstrengend..." dachte ich mir und legte erstmal eine Pause ein.
Eine Zeit lang saß ich einfach da und beobachtete alles was es zu sehen gab. Menschen die in hektik oder mit dem Blick auf ihre Handys gerichtet an mir vorbei huschten ohne meine Aufmerksamkeit wahrzunehmen, Autos die zur und von der Arbeit schneller durch die Gegend rasten als mit den erlaubten 20 kmh. Busfahrer die Leute ein und aussteigen ließen ohne mich eines Blickes zu würdigen. Menschen die vom Egoismus getrieben Senioren zur Seite schoben weil sie von deren altersbedingten Immobilität genervt waren. Jeder sah gleich aus, trug die selbe Kleidung, hatte das selbe Handy, hörte die selbe Musik und aß das selbe essen. Und dann, mitten in diesem Trubel der einer Großstadt (die Rottweil ganz gewiss nicht ist) ähnelte, war ich. Ein kleiner, schmaler und bleicher Junge mit nichts als einem Tablet, einem Sherlock Holmes Roman und meinem Schlüssel in der Tasche. Kein Handy . Keine Hosen die mir bis zu den Knien hingen oder Oberteile die den Anschein von Muskeln erwecken sollen. Keine Rap Musik die sich anhört wie ein "Wettbewerb für die meisten Beleidigungen meines Gegenübers in einem Satz". Ich als das schwarze Schaf gelandet im Haifischbecken. So auffällig steche ich hervor und doch sieht mich niemand. Soll das die Realität sein? Soll das unser Verständnis von Gemeinsamkeit und Individualismus in unserer Gesellschaft sein? Dieses Gefühl von nicht existenz. Dieses Gefühl nicht normal zu sein. Dieses Gefühl... Ist es da so verwunderlich dass ich es getan habe? Hat sich jemals jemand bei mir dafür entschuldigt mich zu dem Monster gemacht zu haben das ich heute bin? Es musste doch so kommen. Es war unvermeidlich. Und es wird wieder passieren. Wenn nicht durch mich dann durch einen anderen kleinen Jungen der von der Angst vor Einsamkeit getrieben auf einer Bank sitzt und hofft das ihn jemand sieht, dass jemand auf seine stillen und doch kaum zu überhörbaren Hilferufe reagiert und ihm sagt "Komm mit du armer kleiner normaler Junge. Du bist nicht alleine. Ich werde dir helfen."
Helfen.H-E-L-F-E-N ...
Dieses Wort brannte sich noch nach dem Aufwachen in meinen Kopf. Ich sollte noch den ganzen Tag über dessen Bedeutung nachdenken und stand auf. Ich brauchte lange um aus der Traumwelt zu mir zu gelangen. Verunsichert darüber ob dies nicht nur ein weiterer Traum war schaltete ich den Fernseher ein. Es war eine Technik die ich einst entwickelte. Wurden alte Berichte oder zusammenhangslose Sätze bei den Nachrichten wiedergegeben oder geschah etwas sonderbares so war dies ein Zeichen für einen Traum. Wird man sich erst des Traumes bewusst ist es einfach ihn nach belieben zu kontrollieren. Nur hier ist man wirklich frei. Nirgendwo sonst. Selbst in einem Hochsicherheitsgefängnis. Doch kaum fing ich an durch die Fernseh Kanäle zu zappen hörte ich eine bekannte Stimme.
"Schick hast du es dir hier eingerichtet Lukas. Wüsste ich es nicht besser würde ich sagen du hast jemanden bestochen."
Mir fiel nicht auf Anhieb ein wer es war, doch trotzdem schien mein Unterbewusstsein die Tiefe und doch sanfte Stimme eines Synchronsprechers oder Buchvorlesers wieder zu erkennen denn ich traute mich nicht nachzuschauen. Ich hatte eine höllische Angst davor meine Augen auch nur einen Zentimeter vom Fernseher abzuwenden. So große Angst dass Schweißtropfen von der Stirn aus das Gesicht runter liefen. Doch dann blitzte in Gedanken ein Gesicht auf. Ein Gesicht dass ich die letzte Zeit nur in Albträumen gesehen hatte nachdem mich eben jener Besitzer des Gesichtes festnahm und herbrachte. Ganz geschockt wandte ich mich zu ihm. "Verschwinde!" schrie ich. Doch dieser schrei war nur in meinen Gedanken. In Wahrheit war mein Körper eingefroren sodass ich selbst einfachste Wörter nicht mehr heraus bekam. Und ich war mir sicher es war kein Traum. Es war Real. Denn dieses Gesicht kenne ich nur aus meinen Albträumen, doch diesmal war es wirklich da. Und in dne Träumen endete es immer gleich für mich: meinem Tod.
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Helpful Demons
Misteri / ThrillerEin Gefängnis Insasse der anderen Art : Manipulativ, gefährlich, unterschätzt und erst 14. Er gelangt aus dem Hochsicherheitsgefängnis und hilft nun dem Leitenden Ermittler eines Mordfalles. Was jedoch keiner Ahnt ist das Arthur, wie den jungen die...