Kapitel 1:

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Es kam alles so plötzlich. Gerade erst habe ich mich an meiner Fachhochschule für ein Auslandsjahr angemeldet und schon stehe ich hier am Flughafen und verabschiede meine Familie. Bis vor Kurzem habe ich Informatik in Deutschland studiert, doch dann bekamen wir die Möglichkeit auf ein Auslandsstudium für ein Jahr und diese Erfahrung konnte ich mir nicht entgehen lassen. Der einzige Platz der noch übrig war, war für ein Studium in Japan.
Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Ach Nozomi. Wir sind ja so stolz auf dich. Du bist eine der begabtesten Studenten an deiner Fachhochschule und jetzt darfst du sogar ins Ausland.", sagt meine Mutter während sie mich umarmt. „Und pass gut auf dich auf. Japan ist ein gefährliches Land", fügt mein großer Bruder hinzu. Ich hasse Abschiede, denn man kann sich nie sicher sein, wie bald oder generell ob man sich überhaupt wiedersehen wird. In Sachen Abschied bin ich schon seit ich mich erinnern kann, sehr pessimistisch, aber ich weiß nicht warum. Es ist halt einfach eine Macke von mir, aber meine Familie will ich damit nicht belasten. Also sage ich mit freudiger Stimme: „Ich hab euch alle super lieb. Wenn wir uns wiedersehen, werde ich euch ganz doll in die Arme nehmen und nie mehr loslassen, also macht euch auf was gefasst, ja?." „Du bist echt lieb, aber um eines möchte ich dich noch bitten.", kommt es nun von meinem Vater. „Bitte ärgere den Professor nicht zu sehr, okay? Es war echt schwer ihn zu überzeugen, dich bei ihm wohnen zu lassen. Er hat letztlich nur zugestimmt weil ich ihm auf einer meiner Dienstreisen begegnet bin, wir uns super verstanden haben und er mir noch einen Gefallen geschuldet hat.". „Ja Papa, ist ja gut. Du kennst mich. Ich werde ihm schon nicht zu sehr zur Last fallen.", sage ich beschwichtigend. Gerade wird ein letztes Mal für meinen Flug aufgerufen, also sollte ich mich jetzt beeilen. Ich drücke alle nochmal ganz Fest und gehe dann zum Check in Schalter. Doch bevor ich einchecke, drehe ich mich nochmal um und rufe meiner Familie laut zu, dass ich sie lieb habe. Puh, das hat echt Überwindung gekostet, aber das war mir einfach wichtig, dass ich das noch einmal sage. Knallrot checke ich ein und steige in das Flugzeug.
Der Flug verzögert sich etwas und wir stehen noch Ewigkeiten auf der Fahrbahn herum. Ich entscheide mich aus dem Fenster zu gucken, in dem sich mein Gesicht spiegelt. Ich habe lange rot-blonde Haare und blau-grüne Augen. Wenn man genauer hin schaut, erkennt man Sommersprossen auf meiner Nase und den Wangen. Im Gegensatz zu meinem etwas zierlichen, blassen Gesicht, bin ich für eine Frau recht groß. Meine Figur würde ich ansonsten als normal beschreiben. Ich hab keine Modellmaße, aber bin trotzdem noch recht schlank. Leider bin ich nun echt keine Sportskanone. Man könnte mich also als typischen „Nerd" bezeichnen. Gerne am Computer und ungern in Bewegung. Ein Glück meint es mein Stoffwechsel nicht schlecht mit mir. Auf einmal fällt jemanden sein Gepäck runter und bevor es auf dem Boden aufschlägt fange ich es schnell auf. „Danke", kommt es nun von dem Besitzer. Ich verstehe es aufgrund der vielen Stimmen nicht ganz, aber er scheint noch etwas wie „Interessant" zu murmeln und geht zu seinem Platz. Eins muss man mir lassen, dafür, dass ich jetzt nicht die Sportlichste bin, habe ich gute Reflexe.
Außerhalb des Flugzeuges sieht man die Arbeiter in ihren Fahrzeugen, wie sie probieren alles zu managen. Die tun mir echt Leid. Ich sitze hier auf dem Weg nach Japan und die haben genau deshalb so einen Stress. Langsam beginnt das Flugzeug zu rollen. Ich werde immer nervöser. Es gibt jetzt kein zurück mehr. Das ist eins der ersten Male, wenn nicht sogar das erste Mal, dass ich außerhalb von Europa sein werde und das erste mal, dass ich so lange fliege. Ich schaue mich aufgeregt im Flugzeug um und mein Blick bleibt an zwei komplett in schwarz gekleideten Männern hängen, welche mich angeguckt haben. Als sie merken, dass ich sie anschaue, gucken sie schnell weg. Was sind das denn für unheimliche Typen? Ich schaue mich weiter um und schon wieder bleibt mein Blick an einer Person hängen. Es ist ein Mann, der vielleicht ein bisschen älter ist als ich und der blonde Haare hat. Im Kontrast ist seine Haut recht dunkel. Jetzt fällt mir auf, dass er der Mann von eben ist, der sein Gepäck fallen ließ. Als er merkt, dass ich ihn anschaue, lächelt er mich an. Ich drehe mich schnell weg und laufe vor Scham rot an.

Shuichi Akai FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt