Café, meine Stalker und erste Gefühle

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Der Rest der Woche verlief ziemlich schnell zu meinem Glück. Lag vielleicht auch an meiner Motivation. Endlich stand der Samstag vor der Tür. Fröhlich stand ich auf und machte mich fertig. Um 13:00 Uhr musste ich beim Café sein. Zwanzig Minuten vorher stiefelte ich los um rechtzeitig anzukommen. Kisumi stand lässig wie immer neben einem Blumenkübel und schaute auf sein Handy. „Kiss me! Ich bin da!" Der Lilaäugige schaute auf und kam mir entgegen: „Immer noch dieser Spitzname? Fällt dir nichts besseres ein?" „Wenn du willst kann ich dich auch Pinky nennen." „Okay, dann bleib lieber bei Kiss me!" Es vergingen nicht mal fünf Minuten und trotzdem konnte ich mich schon amüsieren. „Das Kleid steht dir echt gut!", meinte er. „Findest du? Ich persönlich ziehe ja lieber was anderes an, aber als ich meiner Mutter von unserem Treffen erzählt habe, hat sie mich förmlich dazu gezwungen es anzuziehen..." Kichernd hielt sich Kisumi eine Hand vor den Mund. „Was ist denn so lustig?" „Manchmal frag ich mich echt, ob du überhaupt ein richtiges Mädchen bist!", giggelte der Pinkhaarige. Freundschaftlich schlug ich mit meinen Fäusten gegen seine Schulter: „Natürlich bin ich ein Mädchen, du Idiot!" Gut gelaunt betraten wir das Café und suchten einen freien Tisch. Kisumi bestellte sich einen Milchkaffee und ich entschied mich für einen Cappuccino. Wir unterhielten uns angeregt darüber, was seit der Mittelschule so alles passiert war, bis wir gestört wurden. Drei Jungs stellten sich vor unseren Tisch. Meine Miene verfinsterte sich, als ich erkannte wer sie waren. „Was willst du, Kaito?", entgegnete ich meinem Mitschüler genervt. „Na na Püppchen! Sei doch nicht so böse. Wir haben dich nur zufällig hier gesehen und uns gedacht, wir schauen mal vorbei!" Gereizt rollte ich mit den Augen. Kaito und seine Freunde verhielten sich schon fast wie Stalker. Selbst nach den unzähligen Abfuhren wollte er einfach nicht einsehen, dass er keine Chance bei mir hat. „Siehst du nicht, dass ihr stört?!" Meine Stimme klang bedrohlich. Kaito warf einen uninteressierten Blick zu Kisumi und wendete sich wieder zu mir: „Sicher, dass der da besser ist als ich?" Diese Selbstüberzeugung regte mich so auf. „Mit Abstand! Und wenn ihr jetzt nicht Leine zieht, beschwere ich mich bei der Bedienung, dass ihr uns belästigt!" „Ist ja gut Püppchen! Wir sehen uns dann." Ein dreckiges Lächeln und ein Zwinkern zierten sein Gesicht. Endlich zogen die drei davon. Verwirrt schaute Kisumi zu mir: „Wer waren die denn?" Seufzend antwortete ich ihm: „Kaito und seine Freunde. Die drei hängen mir ständig an den Haken. Er meint wirklich mich abschleppen zu können, aber der steht nicht mal am untersten Ende der Liste!" Ich nippte an meiner Tasse um mich zu beruhigen. Als ich sie wieder absetzte, bemerkte ich Kisumis amüsierten Gesichtsausdruck. Fragend legte ich meinen Kopf schief. Ein einfaches „Warte" entfuhr ihm, bevor er sich vorbeugte und mir anschließend über die Oberlippe strich. Ein Hauch Rot legte sich auf meine Wangen. Irritiert musterte ich sein Gesicht. „Du hattest Schaum auf deiner Oberlippe." „Sag das doch einfach!" Verlegen blickte ich zur Seite, was meinen Kindheitsfreund erneut amüsierte. Wir verbrachten noch eine Weile im Café. Irgendwann war es Zeit aufzubrechen, weil ich auf meine Schwester aufpassen musste. Doch Kisumi hatte eine Idee: „Wie wärs denn, wenn wir Hayato eben abholen und dann zu dir gehen? Ich müsste jetzt auch auf ihn aufpassen, weil meine Eltern arbeiten. Dann können die beiden zusammen spielen!" Mir blieb keine Möglichkeit abzusagen, aber ehrlich gesagt hatte ich auch nichts dagegen. Immerhin mochte ich Kisumi sehr und die beiden Kleinen freuten sich immer, wenn sie zu zweit spielen konnten. Also holten wir seinen kleinen Bruder ab. Der schien total begeistert von der Idee und zog sich seine Schuhe in Rekordzeit an. Zu dritt schlenderten wir zu mir nach Hause. Auch Chiyoko freute sich riesig und verschwand sofort mit ihrem Freund in
ihrem Zimmer. Ich brachte Kisumi ins Wohnzimmer. „Ich komm gleich wieder, ich muss dieses Kleid ausziehen!" Lachend schaute er mir hinterher. In meinem Zimmer angekommen wühlte ich meinen Kleiderschrank durch. Nach kurzer Zeit entschied ich mich für eine Shorts und ein bauchfreies Oberteil. Danach flitzte ich zurück ins Wohnzimmer. „Möchtest du was trinken?" „Ein Tee wäre nett!", gab Kisumi mir als Antwort. Somit suchte ich die Küche auf und machte zwei Tassen Tee. Als ich zurück kam, sah ich ihn, wie er auf seinem Smartphone rumtippte. Vorsichtig stellte ich die Getränke auf den Tisch und setzte mich ihm gegenüber. „Mit wem schreibst du denn, wenn ich fragen darf?" „Ach, nur eine Klassenkameradin von mir. Sie hat mich nach nem Date für heute Abend gefragt." Er schien nicht wirklich interessiert. „Uuuuuuuund?", fragte ich mit einem neckenden Unterton.  „Also...wenn ich ehrlich bin...hab ich da keine Lust zu...", erzählte Kisumi etwas verlegen. „Brauchst wohl n Alibi!" Mir war klar, dass ich ihm irgendwie helfen musste. Alleine schon sein Hundeblick bettelte nach Hilfe. „Na schön. Was wollen wir machen?" „Hmmmmm..." Mein Kumpel legte sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, er schien wirklich ernsthaft drüber nachzudenken. „Wie wärs mit Kino?" „Klingt gut, aber was machen wir mit den Kleinen?" Diesen Punkt hatte er wohl nicht bedacht. Da fiel mir etwas ein: „Heute Abend gibt es doch ein kleines Fest! Da können wir Chiyoko und Hayato auch mit hinnehmen." „Supi! Soll ich euch dann um 18:00 Uhr abholen?" „Gerne." Somit war der sonst langweilige Abend verplant. Schnell lief ich zum Zimmer meiner Schwester, um die beiden zu fragen, ob sie unseren Plan okay finden. Natürlich stimmten sie zu. Leider wurde es Zeit für Kisumi und Hayato zu gehen. Meine kleine Schwester und ich winkten den zwei noch hinterher, bevor wir wieder ins Haus gingen. „Onee-Chan, ich hab Hunger!" „Was soll ich dir denn kochen?" „Makrele!" Giggelnd ging ich in die Küche. „Du entwickelst dich echt zu einem zweiten Haru!"

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