Black Coffee

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Willkommen im Eclaires Café!
Spezialität des Tages: Schwarzer Kaffee


Hanna blickt von der Kaffeemaschine auf die Uhr, die über der Theke hängt und sich mit ihren dunklen Umrissen nur leicht mit den hellen Wandfarben schneidet.

22:30, stand dort geschrieben in digitalen Nummern. Es war gerade nicht viel los im Eclaires Café, welches auf dem Universitätscampus stand.

Ihr Vater, der Besitzer, hatte es zu ehren nach ihrer Mutter benannt, was sie von Zeit zu Zeit ein wenig komisch fand - Denn obwohl sie ihren Vater liebte war es ihr manchmal unangenehm darüber zu reden warum, das Café so hieß. Aber die Kunden schienen es auf eine merkwürdige Weise charmant zu finden und kamen, und was konnte Hanna dagegen aussetzten?

Am Abend, besonders Wochenenden wie heute, waren viele der Studenten mach Hause gefahren, um ihre Familien zu besuchen. Nur ein paar Menschen waren im Café und genossen die warmen Getränke, süßen Kuchen und das freie WLAN.

Fast jeden Tag - außer mit der Ausnahme von Sonntag -, war das Eclaires bis Mitternacht offen und somit ein perfekter Platz um in der letzten Sekunde Hausaufgaben zu erledigen, Projekte zu planen oder einfach nur raus aus dem Studentenwohnheim zu kommen.

Unglücklicherweise für sie, war Hanna oft diejenige die den Laden schließen musste. Du schläfst so oder so und Deine Kurse starten sowieso erst Nachmittags und Bla, Bla, Bla waren die Begründungen ihres Vaters, sie in diese Schicht zu stecken.

Es war ja nicht mal so das Hanna die Nachtschicht hasste, es wär nur so das es unerträglich langweilig werden konnte. - Nicht dass es das immer tat, aber die Wahrscheinlichkeit war Abends immer höher.

Die Woche verlief immer sehr hektischen, keine ruhige Minute oder Zeit zu nachdenken, doch das Wochenende? - Meist dumpf und quälend, besonders Nächte.

Sie holte ihr Handy aus ihrer Hosentasche und blickte auf den Bildschirm.

Es war ein Bild von früher mit ihnen Drei. Sie blickte breit lächelnd in die Kamera und Hanna könnte sie erinnern, dass sie an dem Tag in den Zoo gefahren waren. Ihre Mutter sah gesund aus und ihre braunen Haare wehten im Wind, während sie eine Hand liebevoll auf Hannas Schulter gelegt hatte. Selbst ihr Vater, der nun fast immer müde und geschlagen wirkte, sah auf dem Foto lebendig und glücklich aus. Er hatte seine Hände um Hanna und ihre Mutter geschlungen und blickte auf Eclarie und nicht die Kamera, es hatte fast schon was Intimes. Sie selber war gerade mal Zwölf, klein, mit kurzen Hosen und einem schmutzigen Shirt, außerdem ein Eis in der Hand.
Gerade als sie ihr Handy entsperren wollte, um sich zu beschäftigen, hörte sie das Klingeln des Glöckchen, das an der Eingangstür befestigt war und neue Gäste hörbar in Empfang nahm.

Mit einer fließenden Bewegung steckte sie ihr Handy zurück in die Hosentasche ihrer Jeans und drehte sich zum Kunden.

Es war kein länger Weg von der Tür zur Theke hinter der Hanna stand, jedoch stieß ihr ein starker Windstoß entgegen und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

Sie drehte ihren Kopf vom Windzug weg und begrüßte den Gast mit einem einstudierten: „Willkommen im Eclaires Café.

Wenn sie nicht verträglich dazu verpflichtet wäre, mit diesen Worten jeden Gast zu begrüßen, dann würden sie auch nie über ihre Lippen purzeln. Doch durch Jahre langes Training ihres Vaters, war es fast schon wie ein Programm das sich automatisch aktivierte, wann immer sie die Glöckchen hörte.

„Wann hörst du endlich auf damit mich so zu begrüßen?", fragte die junge Frau, die sich an die Theke gesetzt hatte und ihr das passende Geld hinlegte. „Wie immer."

Simply Complicated » GermanLetsPlay [AU] √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt