Kapitel 7

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  ~America~

Die Sonne schien durch das Fenster, als ich mit Nicoletta im Damensalon saß. Es war heute ein sehr angenehmer Tag und es freute mich, Nicoletta wiederzusehen. Seit meiner Hochzeit mit Maxon hatten waren wir sehr gute Freundinnen geworden.
Ich schaute mich kurz um und entdeckte Alicia gelangweilt in der Ecke sitzen. Ich lächelte sie an, aber sie reagierte nicht. Ich seufzte und wandte mich wieder Nicoletta zu.
„Es ist unglaublich, auf was für verrückte Ideen du manchmal kommst", sagte Nicoletta mit einem Schmunzeln.
„So verrückt ist es doch jetzt auch nicht", sagte ich ein wenig verlegen.
„Ich weiß nicht, ob du bei deiner ‚Ricerca' erfolgt haben wirst, aber ich wünsche es dir vom ganzen Herzen. Du bist so ein gutmütiger Mensch, America", erwiderte sie nachdenklich.
„‚Ricerca'?", fragte ich nach. Ich fand es sehr nett von Nicoletta, dass sie so über mich dachte.
Nicoletta lächelte. „Suche. ‚Ricerca' heißt auf Italienisch ‚Suche'."
„Ach, wirklich? Klingt irgendwie schön. Ich brauche auf jeden Fall eine Auffrischung meiner Italienisch-Kenntnisse."
Ich zog eine Grimasse, die Nicoletta zum Lachen brachte.
„Jetzt bist du aber dran. Wie läuft es gerade in Italien?", fragte ich interessiert.
„Das Volk ist der Meinung, dass Leandro in einem heiratsfähigen Alter ist. Immerhin ist er nun schon neunzehn Jahre alt, doch er will nicht", erklärte Nicoletta.
„Das ist doch normal. Liebe kann man nicht erzwingen. Ihr müsst ein wenig Geduld haben", meinte ich.
Nicoletta wedelte mit ihrer Hand. „Das ist nicht das Problem. Leandro verhält sich beim Thema Mädchen ganz merkwürdig. Wenn ich es nicht besser wüsste, scheint es als hätte er jemanden."
Ich hörte ein Aufschrecken, doch ich schenkte ihm keine Beachtung, weil ich Nicolettas Aussage aufregend fand.
„Oh.Wie toll! Freue dich doch ein wenig. Wie schnell doch die Kinder erwachsen werden!", säuselte ich.
„Ach hör doch auf! Seit Marabella vierzehn geworden ist, redet sie nur noch über Jungs", nörgelte sie lachend.
„Genau wie May damals", erinnerte ich mich.
Wir redeten Minuten lang weiter. Es tat gut, so offen mit Nicoletta reden zu können.


Nach einer Weile bemerkte ich, dass Alicia nicht mehr im Zimmer war.
„Hast du Alicia gesehen?", fragte ich Nicoletta.
Sie schaute sich noch einmal um, um sich zu vergewissern, ob es auch wirklich stimmte.
„Ich weiß es nicht", antwortete sie nachdenklich.
„Dass sie auch einfach geht, ohne Bescheid zu sagen ", sagte ich.
„Vielleicht musste sie etwas wichtiges erledigen und kommt gleich wieder", überlegte Nicoletta.
„Ja, kann schon sein", murmelte ich.
„Ach, wenn wir schon über Alicia sprechen, habe ich eine Frage an dich: Wie sieht es denn jetzt aus? Wird Alicia den Thron besteigen?", fragte sie.
Ich schluckte und musste erst überlegen, was ich überhaupt sagen sollte. Ich hatte in letzter Zeit immer und immer wieder versucht, Alicia einzuweihen, aber dass hatte nie so wirklich geklappt.
„Maxon und ich sind der Meinung, dass Alicia den Thron besteigen soll. Aber Alicia blockt völlig ab. Ich habe versucht, sie in einigen Sachen einzuweihen, aber es passiert nichts", sagte ich verzweifelt.
Ich atmete tief durch, um mich ein wenig zu beruhigen. Ich würde schon einen Weg finden, um Alicia zu überzeugen.




~Alicia~
„Das ist so ungerecht! Ich möchte nicht, dass du gehst. Es ist schrecklich, dich so lange nicht sehen zu können!", meckerte ich. Ich sah Leandro in die Augen, die im Sonnenlicht glänzten. Wenige Stunden blieben uns noch, bevor wir wieder getrennt wurden.
„Ich komme bald wieder und nehme dich zu mir. Dann wird niemand uns ständig trennen können", versuchte er, mich zu trösten.
Aber ich erwiderte energisch: „So lange möchte ich aber nicht warten!"
Leandro nahm meine Hände und schaute mir tief in die Augen.
„Ich doch auch nicht, Süße, aber momentan haben wir keine andere Wahl. Das einzige, was wir machen können, ist abwarteten und telefonieren." Er zwinkerte mir zu. „Die Zeit vergeht schneller als du denkst"
Leandro sah sehr gelassen aus und ich bewunderte ihn dafür. Ganz anders ich. Dennoch schaffte es Leandro, mich einigermaßen zu beruhigen.
„Du hast recht!", sagte ich schließlich. „Lass uns lieber die Zeit mit besseren Dingen nutzen, statt sie mit Trauern zu vergeuden."
Leandro lächelte über meine Äußerung. „Das ist die richtige Einstellung!"
Wir redeten und redeten über allerlei Dinge.Wir lachten und hatten sehr viel Spaß.
Auch wenn er nicht immer bei mir sein konnte, wusste ich dennoch, dass er mich liebte. Und es eins stand sicher: Selbst wenn ich jetzt nicht die ganze Zeit bei ihm war, so würde ich für doch den Rest meines Lebens mit ihm verbringen.[/quote,   

Selection - The lost princessWhere stories live. Discover now