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Hogwarts-Express oder wie meine Reise begann

Nervös trat ich von einem Bein aufs andere. Meine rechte Hand schmerzte bereits von dem Gewicht meines vollgepackten Koffers. Am Vorabend konnte ich vor so großer Aufregung nicht ins Land der Träume verschwinden, somit schlossen sich meine Augen fast, während ich mich an der schweißigen Metallstange festhielt. Um mich herum musterten einige Muggel misstrauisch meine Gestalt. Es war nicht verwunderlich. Wer fährt auch als Elfjährige mit Koffer, Katze und Umhang auf der Schulter mit dem Zug? Und dann auch noch scheinbar allein? Allein war ich zum Glück nicht, meine Mutter hatte einen der begehrten Sitzplätze ergattert und als ich sie ansah, streckte sie mir liebevoll die Zunge raus. Ich verdrehte schmunzelnd die Augen und lehnte mich weiter an. Meine Mum war einfach unverbesserlich. Als der Zug dröhnend zum Stillstand kam und mein Koffer mich beinahe umgeschmissen hätte, ertönte das empörte Gefauche von Grisa,unserer Katze. >Sei still!< zischte ich ihr zu. Dankbar sah ich meine Mum an, die meinen Schulkoffer hinaus hievte. Ich sprang mit dem dunkelroten Katzenkorb im Arm hinterher und der Zug setzte sich mit ansteigender Geschwindigkeit wieder in Bewegung. Als meine Augen sich suchend umblickten, rappelte es im Korb und ich strich beruhigend über die Halterung. Meine Mum winkte mich fröhlich zu sich und ich drängelte mich so schnell es ging durch die hektische Menschenmenge. Wie eilten an den verschiedenen Gleisen vorbei und als ich die Wand erblickte, beschleunigte sich mein Herzschlag um das Dreifache. In ein paar Minuten würde ich bereits nach einem nicht mit plappernden Schülern besetzten Abteil im Hogwarts Express suchen. Meine Mum musste mich anschubsen, damit ich mich endlich auf die Verbindung zu bewegte und deutete auf die große Uhr gegenüber des Gleis 10. Viertel vor 11. Tief durchatmen, Ann! Als ich den Durchgang passierte, bemerkte ich ein mulmiges Gefühl, fast schon wie beim Seit-an-Seit-Apperieren. Auf der anderen Seite öffnete ichdie Augen und daraufhin folgte auch schon staunend mein Mund: Dieser Express war ja so riesig! Fasziniert versuchte ich jedes Detail aufzusaugen, jeden einzelnen funkelnden Punkt und blitzblank polierten Lack. >Ann! Er fährt gleich los! Gib mir wenigstens noch einen Kuss auf die Wange oder willst du ohne Koffer fahren?<ertönte da die Stimme meiner Mum. Grinsend drehte ich mich um und lief zu ihr hinüber, den Korb mit Absicht hin und her schwenkend. Mum drückte mir einen innigen Schmatzer auf die Wange und ich wettete, dass ihr rosaner Lippenstift jetzt darauf abgebildet war. Die Schwere des Koffers überrumpelte mich schon fast erneut – doch diesmal sauste er nicht sofort wieder hinunter wie beim ersten Versuch.Ich zog mein Gepäck samt der Katze hinter mir her, während ich nach einem geeigneten Eingang in den Zug suchte. Überall wimmelte es nur so von Erstklässlern wie mir, genervten älteren Geschwistern und beinahe wäre ich auf eine gelbrote Kröte getreten, die im letzten Moment weghüpfte. Je näher ich der passenden Tür kam, desto unsicher wurde ich. Würde ich Freunde finden? Komme ich in das Haus meiner Mutter? Was, wenn ich der Außenseiter wäre? Während mir all diese 'Was-wenn'-Fragen durch den Kopf schossen, erreichte ich die breite, schwarzgestrichene Tür und runzelte die Stirn. Wie sollte ich denn bitte den riesen Koffer da rein bekommen? Plötzlich wurde dieTür aufgestoßen und ein rothaariger Junge kam heraus, gefolgt voneinem Schwarzhaarigen mit verstrubbelter Mähne. >Hey, du da!Brauchst du Hilfe? Der Koffer ist ja fast schon größer als du! Komm Freddie, helfen wir ihr.< rief der Schwarzhaarige und stellte sich als James vor. 'Freddie' packte nur das hintere Ende des schwarzen Koffers an und schleppte ihn zusammen mit James die Treppe hoch.Schüchtern bedankte ich mich leise. Als die beiden weg waren, fiel es mir stechend ein. Das war der älteste Sohn von Harry Potter! Und der Sohn des berühmten Scherzartikelmachers George Weasley! Ich wollte schon meine Hand gegen die Stirn knallen, als mir einfiel,dass ich ja jetzt im Hogwarts-Express bin – im Hogwarts-Express! Zügig schritt ich den Gang entlang und lunschte ab und zu in Abteile hinein. Einmal sah ich rote Flammen und hörte ein beeindrucktes Applaudieren, dann wieder Gelächter von zwei Mädchen, die beide fast in Süßigkeiten ertrunken. Ich war schon fast am Ende des Zuges angekommen und meine Hoffnung schwand immer mehr, noch ein freies Abteil zu finden. Also klopfte ich leicht an der nächsten Abteiltür und schob sie ächzend auf. Hier musste dringend mal ein Hausmeister vorbei und die Türen ölen. >Hallo..ist..ist hier noch frei?<fragte ich zaghaft den rothaarigen Jungen (wieder Weasley, wie ich vermutete). >Ja klar, setz dich doch!< antwortete er freundlich und viel selbstbewusster als ich. Erleichtert von der netten Antwort stellte ich meinen Koffer ab und ließ mich auf die rot gepolsterte Bank gegenüber des Jungen fallen. >Wie heißt du?< fragte ich neugierig und merkte, wie meine Schüchternheit immer mehr schwand.>Hugo. Du?< fragte er zurück. Ich wusste, dass ihm sein Nachname vielleicht unangenehm war, so beließ ich es dabei. >Ann.<Auch ich ließ den Nachnamen weg und zwinkerte ihm zu. Bei mir sah Zwinkern immer etwas bescheuert aus, somit brachte ich ihn zum Lachen. Er erzählte mir von sich. Hugo war (genauso wie ich) einErstklässler und wollte ins Haus Ravenclaw. Doch er war sich unsicher, ob seine Familie das enttäuschen würde. >Alle waren inGriffindor, weißt du. Klar, meine Mum und mein Dad sind nett,aber..na ja..ich weiß nicht< gab er schüchtern zu. Ganze zwei Stunden fragten wir uns gegenseitig aus und verstanden uns richtig gut. Wir waren gerade bei der Frage 'Lieblingsschokofroschkarte?'angekommen, da klopfte es laut an unsere Abteiltür. Die Besucher warteten gar nicht auf unser leises 'Herein', sondern stürmten gleich hinein. >Hallo Hugo! Hat Grandma Molly dir Taschengeld gegeben? Uns nicht!< schmollte Freddie, wie ich erkannte.>Nope..mir ni-< Hugo wurde vom aufgeregten Geplapper eines weiteren rothaarigen Mädchen unterbrochen, das rief >Hey James,hast du das gesehen? Da waren fliegende Schafe und da! Da sind..grüne Schokofrösche?< quatschte sie begeistert. Ich runzelte nur dieStirn. Grüne Schokofrösche? Ernsthaft jetzt? Spezial Edition, oder wie? James meinte nur, dass Roxanne (das Mädchen) zu viel mit Tante Luna abgehangen sei. Wie bin ich bitte in die Potter-Granger-Weasley-Familie hinein gekommen? Ich seufzte und da mir das Abteil langsam zu eng wurde, schlüpfte ich unbemerkt aus derTür. Draußen in dem kühlen Flur voller frischer Luft atmete ich tief ein. Ich dachte an das Schloss, das weitläufige Gelände...ich seufzte froh und die Aufregung kam über mich als ich an die Hauseinteilung dachte. Am liebsten wollte ich nach Ravenclaw, wie meine Mutter. Hatte ich denn die Merkmale dazu?,grübelte ich,während ich weiter den Gang entlang ging. Als ich in der Hälfte des Wagons ankam, begegnete mir die Süßigkeitenhexe. Freundlich blickte sie mich mit großen Augen und einer Menge runzliger Falten im Gesicht an. Ich lächelte ebenfalls und bestellte drei Schokofrösche. Den ersten magischen Frosch öffnete ich sogleich, er sprang circa einen Meter weiter, direkt auf das T-Shirt eines blondhaarigen Mädchens, welches sich fürchterlich erschrak. >Oh,tut mir leid!<meinte ich und sah sie entschuldigend an. Sie versuchte zu grinsen, doch das Lächeln wurde ihr aus dem Gesicht gewischt als der Schokofrosch zerplatzte. >Igitt, von innen sieht der ja übel eklig aus!< lachte sie und wischte mit ihren Fingern die schwabelige Schokocreme ab. Sie winkte mir mit den schokoladigen Händen, bevor sie sich umwandte und mit erhobenen Händen in Richtung Badtür ging. Sie zwinkerte mir noch einmal zu und dann war sie verschwunden. Komisches Mädchen. Ich wollte schon meinen zweiten Schokofrosch aufreißen, vergewisserte mich aber vorher, ob jemand da war. Diesmal hatte ich Glück, denn der Frosch hüpfte ganze zwei Meter weiter, ohne Komplikationen. Zufrieden hob ich ihn auf und steckte ihn mir ihn den Mund. Er zerplatzte mit einem gedämpften Knall und fröhlich verschlang ich ihn. Ich liebte diese Dinger! Mein Magen knurrte und beim nächsten Blick hinaus, erhaschte ich bereits einen Blick auf die große Brücke über dem See. Hastig schluckte ich die dritte Süßigkeit hinunter und schmiss die Karte weg – irgendjemand wird sich sicher darüber freuen, meine Sammlung war schon fast komplett. Ich eilte zurück zu dem Abteil mit Hugo und zog die Schiebetür auf. Zum Glück war kein Weasley, Potter oder Granger-Weasley mehr da, selbst Hugo schien sich zum Umziehen verzogen zu haben. Ich schlüpfte schnell in den großen Umhang und strich stolz über das Hogwarts-Emblem. Bald war es soweit. Gleich würde der Zug anhalten und eine tiefe Stimme rufen: 'Erstklässler zu mir!' Und endlich könnte ich in eines der Boote steigen und überden Anblick des gigantischen Schlosses staunen. Als Hugo wieder kam, war ich so hibbelig, dass ich nicht mehr stehen konnte.  Die letzten Minuten zogen sich hin und als endlich der schrille Pfiif erklang, raste ich los. Ich wartete ungeduldig am Ende der Schlange zum Ausgang und konnte es kaum glauben: Ich war Erstklässler und begann nun meine Reise in Hogwarts.

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1471 Wörter (meine Wortanzeige spinnt zurzeit, kann sein, dass es weniger sind)

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