Darcy
Würde ich behaupten ich wäre nicht beleidigt gewesen, als Emily keinen Bock mehr hatte mir die Stadt zu zeigen, dann wäre es pure Untertreibung. Aber ändern konnte ich es auch nicht, also irrte ich schlussendlich einfach allein durch Miami.
Ich spazierte einfach blind drauf los, schaute mir den ein oder anderen Laden an und versank dabei irgendwann tief in Gedanken. Da ich dadurch nicht mehr auf meine Umgebung achtete pöpelten einige Passante mich an, meinten ich solle besser aufpassen oder wichen mir nur Kopf schüttelnd aus. All das interessierte mich nicht.
Ich bog mal hier und mal da ab, neugierig wohin die Straßen und Gassen mich führen würden. Allmählich veränderten sich die Straßen durch die ich lief. Die Häuserfassaden wurden brüchiger, sahen älter aus und waren vereinzelt mit beeindruckenden Graffitis oder unschönen Schmierereien verziert.
Ein besonders riesiges Graffiti entdeckte ich an ein Hauswand direkt neben einer Baar namens "Ricky's". Signiert war es von einem Künstler der sich "Mercury" nannte. Von ihm hatte ich bereits einige Kunstwerke entdeckt aber das war wirklich atemberaubend schön.
Ich trat einen Schritt zurück um es genauer zu betrachten und je länger ich es betrachtete um so mehr Details entdeckte ich. Sie waren widersprüchlich und dennoch ergänzten sie sich da sie nahtlos in einander übergingen.
"Unglaublich, nicht wahr?", erschrocken zuckte ich leicht zusammen und als ich mich umdrehte stellte ich fest, dass neben mir eine rundliche ältere Dame aus dem Haus, dessen Fassade ich gerade bestaunte, getreten kam. Sie kam auf mich zu und schaute ebenfalls nach oben.
Aber nicht wie ich dachte um dieses Kunstwerk zu bestaunen, nein! Sie musterte die Hauswand nur mit flüchtig und bückte sich dann schwerfällig um einen Kieselstein von der Straße aufzuheben und auf das Dach ihres Hauses zu werfen.
"Charlie!?", rief sie streng nach oben und plötzlich kullerte etwas, oder viel mehr Jemand vom Rand des -zugegeben ziemlich niedrigen- Daches herab. Ich riss erschrocken die Augen auf und starrte wie paralysiert auf das zerfetzte Sofa -stand das vorher auch schon da?- auf dem der junge Mann soeben aufkam. Er führte sich nicht und für einen Moment glaubte ich er wäre tot. Jedoch richtete er sich im nächsten Moment quicklebendig auf und klopfte seinen Körper ab, als wolle er sicher gehen das ihm nichts fehlte.
"Mein Sohn hat dir nicht erlaubt das Haus als Leinwand zu nutzen, damit du auf der Dachkante schläfst, du lebensmüder Schmutzfink", tadelte die Lady ihn und jagte ihn dann mit den Worten 'er solle mal Duschen und dann einkaufen gehen' ins Haus.
Es war irgendwie lustig anzusehen wie dieser Charlie dessen Äußeres förmlich nach Gangster schrie, vor der älteren -ich schätzte sie auf knapp siebzig- Lady kuschte wie ein Dackel bei Gewitter und mit ängstlich eingezogenem Schwanz ohne das geringste Widerwort im Haus verschwand.
"So jetzt zu dir", riss mich plötzlich die Stimme ebenjener Dame aus den Gedanken. Verwirrt schaute ich sie an und rechnete fast damit das sie mich zusammenstauchen wollte, weil ich so lange ihr Haus angestarrt hatte. Aber stattdessen meinte sie nur: "du bist nicht von hier"
Ich wagte gar nicht erst sie zu fragen woher sie das wusste. Wenn ich mir meine Umgebung hier so ansah befand ich mich hier in einem Viertel, wo unter Garantie jeder jeden kannte. Also beantwortete ich ihre Frage mit einen verlegenen Grinsen.
Aus irgendeinem Grund hatte ich urplötzlich das Gefühl einen Ort betreten zu haben zu dem ich eigentlich keinen Zutritt hätte erlangen dürfen. Mich beschlich das Gefühl, dass ich eine kleine Fliege war, die einer großen Spinne nichts ahnend in die Falle gelaufen war.

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Heartbeat of Miami
FanfictionDarcy Anderson ist die Tochter von Jack Anderson und nach ihrer Schwester Emily Anderson die nächste Erbin des familieneigenen Hotelgewerbes. Nach ihrem Auslandsjahr und dem darauffolgenden Sportstudium in Australien heißt es endlich wieder: "Emliy...