Kapitel 6

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Eine laute, tiefe Stimme holte Asha aus einem verwirrenden Traum. ,,Asha? Bist du wach?" Liam hob die Plane ein kleines Stückchen an, sodass Licht Ashas Zelt durchflutete, dass sie die Augen zukneifen musste. ,,Hey! Es ist ziemlich hell also komm rein oder mach sie wieder zu!", brummte sie müde. Er trat ein und der Vorhang schloss sich wieder hinter ihm. Asha blinzelte noch ein paar Mal, dann konnte sie ihn wieder sehen. Seine Haare waren etwas zerzaust, was ziemlich niedlich aussah. Sie stand auf und bemerkte, dass sie ja noch ihre Schlafklamotten anhatte. ,,Ähm ich nehme an du hast noch geschlafen?", fragte Liam unbeholfen. ,,Hattest du etwa gedacht ich wäre jetzt schon wach? Normalerweise wache ich pünktlich auf.", verteidigte sie sich in einem bissigen Ton. ,,Ich hätte niemals geglaubt, du würdest nicht früh aufstehen. Tut mir leid, meine Frage war ziemlich unbedacht. Ich wollte dich abholen, um dich zum Frühstück zu begleiten und dir anschließend den Trainingsplatz zeigen. Vorher will dich allerdings Yosyla sehen." Sie sah ihn an und jetzt tat er ihr leid, weil sie ihn so anmachte, aber entschuldigen würde sie sich nicht, so weit war sie noch lange nicht.

,,Ja, das wäre echt ziemlich nett, danke. Ich schätze ich bin einfach nur müde." Sie drehte sich um und nahm sich frische Sachen. Als sie sich erneut zum Eingang wandte, stand Liam immer noch im Zelt. ,,Willst du etwa da stehen bleiben und mich beäugen, während ich mich umziehe?", fragte Asha leise und drohend, sie konnte ziemlich temperamentvoll sein. ,,Ähm nein natürlich nicht ich bin draußen." Liam zögerte kurz und beeilte sich dann, um schnell hinaus an die frische Luft zu kommen.

Als Asha angezogen und bereit nach draußen trat, saß Liam auf einem kleinen Baumstumpf und schnitzte an einem Stück Holz. Seine Finger machten gekonnte Bewegungen, es entstand eine Form, jedoch konnte Asha ihr keinen Namen zuordnen. ,,Was machst du da?", fragte sie neugierig und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Er hielt ein wenig überrascht in seiner Bewegung inne, vertieft in seine Feinarbeit hatte er sie nicht kommen hören, und antwortete dann: ,,Ich schnitze, wonach sieht es denn aus?" Asha rollte mit den Augen. ,,Das habe ich schon bemerkt.", sagte sie barsch und fügte leiser und sanfter hinzu: ,,Ich konnte noch nie schnitzen." Liam sah sie überrascht an, als er aufstand. ,,Wirklich nicht? Ich kann es dir zeigen, wenn du möchtest." Asha überlegte. Sie würde es gerne lernen aber sie hatte Angst, Angst vor Erinnerungen, Angst vor Emotionen. Ihr Vater hatte viel geschnitzt, und als sie Liam so dasitzen sehen hatte, war es wie ein Stich in die Brust gewesen. Oder vielmehr mitten ins Herz. Sie hatte ihre Gefühle unterdrückt, sie brauchte den richtigen Ort in der richtigen Zeit. Beides war definitiv nicht hier und jetzt.

,,Das wäre sehr nett, aber lieber nicht. Ich ich bin heute sehr launisch und höchstwahrscheinlich nicht gerade geduldig." Liam grinste sie an, als er die geschnitzte Figur einsteckte, ebenso das Messer. ,,Ist mir noch gar nicht aufgefallen." ,,Haha!", antwortete Asha genervt, musste aber, als sie Liams Gesicht sah, auch grinsen. Liam war ein netter und sympathischer Kerl und sie hoffte, er war vertrauenswürdig. ,,Dann lass uns losgehen!"

Nach dem Frühstück liefen die beiden durch die Zelte, Liam führte sie zu Yosylas Zelt. Es wurde von 3 Wachen vor dem Zelt und duzende in der Nähe bewacht, offenbar hatte Yosyla viele Feinde, dachte Asha. Der kleinere Wachmann öffnete den beiden den Eingang und ließ sie gewähren. Im Zelt standen nur wenige Möbel, das Zelt wurde weiter hinten von einer Plane geteilt. Asha vermutet, dass dort Yosylas Zimmer sein musste, denn in dem Abschnitt, in dem sie sich befanden, gab es kein Bett oder Sofa. In der Mitte stand ein großer Tisch mit einer Karte des Landes und vollgeschriebenen Pergamenten. Hinten dran stand ein Regal mit weiteren Pergamenten, beschrieben und unbeschrieben, und daneben hingen Waffen an der Wand. Hinter dem Tisch, auf einem großen Stuhl, saß Yosyla, über die Karte gebeugt, und mache ein grübelndes Gesicht. Hinter ihr befanden sich in dunkle Umhänge gehüllte Gestalten. Asha vermutete, dass es ihre Berater sein müssten, sie hatten aufgeregt aber mit gesenkten Stimmen geredet, als die beiden hereingekommen waren. Nun schauten sie auf und beendeten ihr Gespräch, neugierige Blicke wurden auf Asha gerichtet. Sie fühlte sich plötzlich unsicher unter all den neuen Augenpaaren, die auf ihr ruhten und sie mürrisch und grübelnd musterten. Asha trat instinktiv einen Schritt zurück, sie fühlte sich wie ein umzingeltes Tier und wollte flüchten. Sie machte noch einen Schritt nach hinten, doch eine starke Hand berührte sie mit einem leichten Druck am Rücken. Es war Liams Hand, als Asha den Kopf zu ihm drehte formten seine Lippen lautlos die Worte "Alles Okay". Asha nickte und drehte den Kopf wieder zu Yosyla. Diese hatte ihren Blick von der Karte abgewendet und sah Asha direkt in die Augen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 12, 2018 ⏰

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Ashas StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt