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"Hanbin?", fragte ich vorsichtig, als wir nach der Schule zusammensaßen, um Hausaufgaben zu machen. "An sich verdient deine Mutter ja ganz gut. Warum trennt sie sich dann nicht einfach von deinem Vater?"

Hanbin seufzte und schob sein Buch beiseite. "Weil sie ihn zu sehr liebt."

"Wie kann man jemanden lieben, der einen so behandelt?"

Hanbin legte sich genervt die Hände vors Gesicht. "Denkst du nicht, ich hätte schon etwas dran geändert, würde ich es verstehen?! Ich war gestern bei meiner Ma, um ihr Bescheid zu geben. Sie meinte was davon, dass sie stolz auf mich wäre und sowas. Dann hat sie mir Geld für dich in die Hand gedrückt und meinte, dass sie das niemals schaffen könnte."

"Klar, könnte-"

"Luna!", unterbrach Hanbin mich sauer. "Ich will nicht drüber reden, ok?"

Hanbin brauchte ein wenig Zeit bis er sich abgeregt hatte. Ich versuchte das Thema Eltern zu vermeiden, aber ich bekam es einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Als wir abends zusammen auf dem Sofa lagen, beschloß ich selbst ein Wort mit Hanbins Mutter zu reden. Ich vermutete, dass sie genauso wenig wollte, dass Hanbin sich zu viele Gedanken machte.

-

Am Sonntag Morgen, als Hanbin joggen war, nahm ich mir mein Fahrrad und fuhr zu ihm nach Hause. Um so näher ich dem Anwesen kam, umso ängstlicher wurde ich. Was, wenn sein Vater da war und mich direkt wegschicken würde?

Jedoch schien ich Glück zu haben, denn Hanbins Vater fuhr gerade aus der Einfahrt, als ich auf die Straße einbog. Ich schloss mein Fahrrad am Gartenzaun an und ging auf das Haus zu. Bevor ich klingeln konnte, öffnete mir die Frau des Hauses schon die Tür.

"Kleines, schön dich zu sehen", begrüßte sie mich freudig. "Es scheint, als wolltest du was bestimmtes. Komm rein!"

"Danke, Frau Kim", erwiderte ich lächelnd.

"Hanbin hat mir erzählt, was ihn dazu getrieben hat von zuhause wegzukommen", erklärte ich, während wir uns zusammen aufs Sofa setzten. "Ich finde eine Frau wie Sie hat es nicht verdient so behandelt zu werden."

Hanbins Mutter sah mich schockiert an.

"Tschuldigung, vielleicht bin ich ein wenig zu direkt, aber Hanbin macht sich große Sorgen. Um ehrlich zu sein finde ich es auch nicht richtig, dass ihr Mann ihre Liebe so ausnutzt."

"Es stimmt. Er behandelt mich furchtbar und erwidert meine Liebe in keinster Weise mehr. Aber ich kann das nicht. Ich kann mich nicht dazu überwinden, ihn alleine zu lassen."

"Vielleicht müssen Sie in diesem Fall etwas an Ihrer Denkweise ändern. Ich kann Sie zu nichts zwingen, dass ist mir klar, aber Hanbin macht sich große Sorgen und ich mag euch beide gerne glücklich sehen."

Sie sah mich verzweifelt an. "Ich will etwas ändern."

𝐊𝐈𝐓𝐓𝐄𝐍 / 𝐇𝐀𝐍𝐁𝐈𝐍 √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt