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Als wir am Abend zusammen am Esstisch saßen, herrschte eine komische Stimmung. Nachdem ich Hanbin noch ein wenig getröstet hatte, war er in sein Zimmer gegangen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.

"Hanbin, ist alles gut? Du wirkst so bedrückt."

"Um ganz ehrlich zu sein, habe ich darüber nachgedacht, wie nahe wir uns waren und wie unglaublich angenehm das war. Ich- sorry."

Hanbin sprang auf, nahm sich seinen Teller und verschwand in seinem Zimmer. Sobald er den Raum verlassen hatte, sank ich auf meinem Stuhl zusammen und raufte mir die Haare.

Mir wares doch genauso ergangen, schließlich hatte ich seinen Kuss erwidert. Seufzend nahm ich mein Handy, ging hinaus auf den Balkon und wählte Donghyuks Nummer.

"Hey, Schätzchen", begrüßte er mich mit vollem Mund. "Was gibt's?"

"Naja, es passiert gerade etwas, das ich nicht ganz verstehe."

"Uh oh, da braucht wohl jemand einen Rat", scherzte Donghyuk.

Und trotzdem war er sich dem Ernst der Lage bewusst, denn die Hintergrundgeräusche, die von seinem Videospiel kamen, stoppten.

Ich fing an ihm zusammenzufassen, was heute Nachmittag passiert war. Donghyuk hörte mir gespannt zu und verschluckte sich an der Stelle mit dem Kuss an seinem Essen.

"An sich ist das ja ganz einfach", fing er an, als ich fertig war mit Erzählen. "Er empfindet höchstwahrscheinlich - naja, ziemlich sicher - etwas für dich, denkt aber, dass du das nicht tust."

"Aber-"

"Kein Aber. Es gibt Menschen, die etwas eingeschränkt im Denken sind", sagte Donghyuk aufmunternd.

Ich lachte auf. "Leider ändert das nichts an der Sache. Um ehrlich zu sein, empfinde ich genau so für ihn. Mein Problem ist nur, dass ich momentan mit allem so überfordert bin, dass ich noch keine Chance hatte, darüber richtig nachzudenken."

"Supi", sagte Donghyuk daraufhin nur stolz. "Das heißt, du gehst jetzt zu Hanbin und sagst ihm genau das."

"Man, Donghyuk. Was würde ich ohne dich machen?"

"Höchstwahrscheinlich deinen Kopf nicht benutzen", lachte er. "Hab dich lieb und viel Glück."

Mit diesen Worten legte mein bester Freund auf. Ich legte mein Handy beiseite und sah stattdessen in den Nachthimmel.

"Manchmal wünschte ich, man hätte mir beigebracht, wie man mit ungewohnten Situationen umgeht", sagte ich leise, lächelnd zu mir selbst.

Ich lehnte mich an die Hauswand und schloss vor lauter Müdigkeit die Augen. Ich war schon im Halbschlaf, als jemand zu mir kam und die Arme um mich legte. Dann driftete ich vollends in den Schlaf.

𝐊𝐈𝐓𝐓𝐄𝐍 / 𝐇𝐀𝐍𝐁𝐈𝐍 √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt