Das Leuchten der Nacht

Prolog

Als ich klein war pflückte ich oft mit meiner Mutter Blumen. Wir stellten immer Wetten auf, wer den schönsten Strauß hat. Lachend rannten wir über die Blumenwiese und spürten die wohlige Wärme auf unserer Haut. Ich sah dann mit leuchtenden Augen zu meiner Mom und genoss denn Moment.

Meine Mutter war schon immer mein Vorbild. Sie war wunderschön; ihre brustlangen Haare wehten im Wind und sie hatte ein zauberhaftes Lächeln auf ihren schön geschwungenen Lippen.

Früher faszinierten mich die Bienen, die von Blume zu Blume hopsten und die Ameisen, die über die Erde marschierten. Ich lag in der Wiese und lauschte gebannt den Vögeln, wie sie ihre Lieder sangen, während mein Vater meine Mutter in seinen starken Armen hielt und sie sich mit leuchtenden Augen anlächelten.

Mein Vater nahm mich immer huckepack und zusammen rannten wir mit meiner Mutter in den Sonnenuntergang.

Als ich vier Jahre alt war, bekam ich noch eine kleine Schwester, die ich immer stolz durch die Gegend trug. Oft fütterte ich sie und spielte mit ihr tagelang.

Ich liebte meine Kindheit und meine Familie. Jeder sollte so etwas wie ich erleben dürfen. Denn meine Vergangenheit war mein Licht, das ich glaubte, das immer scheinen würde.

Doch was ist, wenn das Licht erlischt? Wenn eine Kerze ausgeht? Wenn sie jemand auspustet? Wenn die Wärme und Geborgenheit nicht mehr da ist?

Die Dunkelheit. Sie kam plötzlich. Unerwartet. Genau da, wenn die Kerzenflamme am größten scheint.

Sie ist wie ein Schatten, der die Sonne verdrängt. Man merkt es nicht, doch plötzlich ist es dann dunkel. Und man ist verloren. Die Schwärze, die einen verletzt. Die dein Leben sinnlos macht und man nur noch im Dunkeln ist. Alleine. Und verbrannt. Sie reist einen Menschen aus dem Leben. Unerwartet und schmerzhaft. Zurück bleibt nur noch ein zerbrochenes Herz, das droht, in tausend Stücke zu zerbrechen.

Die Dunkelheit eines jeden Menschen ist anders. Sie verschluckte mein Licht. Das Licht, das ich so liebte.

Mein Lebenslicht.