3. Neuanfang

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Bild: Brooklyn

3 Monate später

Ich betrat müde und mit herunterhängendem Kopf meine neue Schule.

Noch ein paar Wochen bis zu meinem Abschluss und dann würde ich aufs College gehen.

Die Schüler strömten um mich herum in das Gebäude. Manche motivierter, manche weniger. Ich gehörte zu den Letzteren.

Meine Schläfe pochte und meine Augen waren immer noch feucht. Ich fühlte mich einsam, obwohl ich von Menschen umgeben war. Auf der Straße, in den Läden, ja sogar daheim.

Zuhause schwirrten immer Polizisten, irgendwelche Verwandte oder Freunde meiner Mom herum.

Wir wurden oft bemitleidet und das war die Hölle. Nie konnte ich alleine sein und meine Trauer rauslassen. Immer wenn ich weinte, sei es um meinen Vater oder sogar Ash und auch Caitlin..., immer hielt mich jemand im Arm. Und doch fühlte ich mich allein.

Nachts weinte meine Mutter immer Rotz und Wasser und ich hörte ihr so lange zu, bis ich vor Erschöpfung schließlich in einen unruhigen Schlaf verfiel.

Lou war meistens dabei, meine Mom zu trösten, doch ich merkte sichtlich, dass sie am liebsten rumschreien und ihren Tränen freien Lauf lassen wollte. Doch sie hielt sich zurück. Und das verletzte mich. Sie sollte diejenige sein, die weinen darf. Ich meine, meine kleine Schwester ist erst 13!

Heute bin ich von lautem Schluchzen aufgewacht und fand daraufhin Lou zusammengerollt und mit Tränen überströmt auf ihrem Bett vor. Ich nahm das unglückliche Mädchen in den Arm und zusammen trauerten wir, bis ich gezwungenermaßen in die Schule musste.

Plötzlich stieß ich gegen einen harten Körper.

"Hey Kleine, nicht so stürmisch. Ich würde sagen, wir lassen das langsam angehen, oder?"

Geschockt blieb ich mit heruntergeklappten Kiefer stehen und starrte nur gerade aus. Auf sein T-Shirt, worunter sich eine harte Brust versteckte. Eine verdammt harte Brust, die sich hob und senkte, als der Typ anfing herzhaft zu lachen.

"Bist du von meinem Anblick denn so geschockt, dass du nicht mehr reden kannst?"

Augenblicklich wurde ich noch röter, als ich ohnehin schon war, außerstande auch nur einen Ton herauszubekommen. Langsam legte ich meinen Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können. Er besaß braune, cremefarbene Augen und hellblonde Haare, die er zu winzigen Stacheln hochfrisiert hat. Ich hatte noch nie solche Augen gesehen.

"Hey Ryan! Lass das arme Mädchen in Ruhe!"

Eine junge Frau, in etwa meinem Alter stellte sich, die Hände in die Hüften gestemmt, breitbeinig neben mich und funkelte meinen Gegenüber herausfordernd an.

"Wenn du noch einmal meine Freundin hier auch nur ansiehst, dann trete ich dir so hart in deine Eier, dass du bis nach Afrika fliegst und dort versauerst. Dort gibt es übrigens keine Tussis, die dir mit ihren hüpfenden Busen hinterherrennen und mit dir bis ans Lebensende schlafen. Denn dann bist du kastriert und die Mädels dort drüben stehen nicht auf kastrierte Typen wie dich und dann ist leider deine Spezies ausgestorben, Ryan-Schätzchen."

Hatte sie mich gerade Freundin genannt?

Mit einem unschuldigen Grinsen sah sie zu dem muskulösen Typen hoch und neben uns ertönt lautes Gelächter. Verblüfft stand Ryan der Mund leicht offen und starrte sie für einen kurzen Moment fassungslos an, bis er sich wieder sammelte und sie mit einem überlegenen Grinsen bedachte, sich mit Zeigefinger und Daumen über das Kinn strich und langsam nickte.

Das Leuchten der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt