Kapitel 85

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Verschlafen setzte Dennis sich auf, als am nächsten Morgen die Tür zu seinem Raum geöffnet wurde. Er erkannte die beiden Assistenten, die, leider in Gegenwart ihrer Vorgesetzten, erneut Nahrung für ihn heran schafften.

Zu seiner Erleichterung stellte Dennis fest, dass es sich dieses Mal nicht um rohen Fisch handelte und er fragte sich, ob Janik diesen tatsächlich gegessen oder in Tiergestalt vielmehr gefressen hätte, wäre er an seiner Stelle gewesen.

„Janik ist doch auch menschliche Nahrung gewöhnt! Er mag Marmeladen- und Fleischwurstbrötchen und wollte als Kind seinen Kakao haben, und besteht jetzt auf seinem Kaffee!“, dachte er mit einem traurigen Lächeln, das der verrückten Wissenschaftlerin, wie Dennis sie nun in Gedanken nannte, nicht entging.

Sie trat tatsächlich an ihn heran und strich über sein Haar. „Armer Selkie.....ich hoffe, du magst das?“

„Hält die mich für ein Kuscheltier?“, dachte er voller Ekel. „Wenn die jetzt noch anfängt, mich zu tätscheln oder meint, mein Haar zu kraulen, dann beiß ich sie in die Hand. Obwohl sie das dann wahrscheinlich als Beweis für meine tierischen Instinkte ansieht!“

„Sie wissen, dass Sie sich strafbar machen?“, fragte Dennis in herausforderndem Tonfall und schob die Hand der Frau zur Seite. 

„Für Entführung kriegt man mehrere Jahre Gefängnis, auch wenn Sie wahrscheinlich auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren könnten.“

Er blickte zu den beiden Assistenten, die ihn unglücklich anstarrten. „Und wegen Beihilfe gibt es auch Gefängnis!“

Die verrückte Wissenschaftlerin schüttelte den Kopf und tätschelte seine Wange. „Wenn man einen Menschen gefangen hält, dann ja. Aber in deinem Fall trifft es das ja nicht so ganz, nicht wahr? Oder darf ich dein Fell doch in Stücke schneiden?“

Dennis eilte auf das Fell zu und drückte es an sich, auch wenn er wusste, dass dies seine Situation nicht vereinfachte. Im Stillen verfluchte er auch Janik, wegen dem er sich in dieser Lage befand. „Nein, dürfen Sie nicht! Auf keinen Fall! Ich will nicht, dass es beschädigt wird, ist das denn so schwer zu verstehen? Ich hänge daran, es ist ein Familienerbstück!“

„So, so, Familienerbstück!“, antwortete die Wissenschaftlerin spöttisch. „Hör endlich auf, mich anzulügen! So etwas kann ich nicht vertragen! Und jetzt möchte ich zuerst einmal ein paar Blutproben von dir haben!“, sagte sie, als ein weiterer Assistent den Raum betrat. 

Dennis sah, dass er ein kleines Tablett in den Händen trug und dass sich eine Spritze und mehrere Plastikröhrchen darauf befanden. 

„Ich nehm dir ein bisschen Blut ab! Ich kann das, keine Sorge!“, sagte er und sah Dennis fast schon um Entschuldigung bittend ab. „Anweisung von oben!“

Dennis bekam es mit der Angst zu tun. Er hegte sowieso eine gewisse Abneigung gegen Nadeln und Ärzte, die ihm Spritzen geben oder Blut abnehmen wollten. Und dieser Assistent war nicht einmal ein Arzt und er sagte sich, dass die ganze Angelegenheit durchaus schmerzhaft für ihn werden könnte.

„Wenn du dich wehrst, wird es nur noch mehr weh tun!“, sagte die Wissenschaftlerin tadelnd, ehe sie seufzend hinzu fügte: 

„Arbeite freiwillig mit uns zusammen, ich werde sowieso an dein Blut kommen, notfalls lasse ich dich fesseln und von vier Assistenten festhalten! Verhindern wirst du überhaupt nichts, es wird nur unangenehmer für dich werden!“

Dennis war nicht bereit, so leicht nachzugeben, statt dessen schien es, mit einem Blick auf die Tür, mit einem Mal einen Ausweg zu geben. 

Vielleicht konnte er die verrückte Frau ja zur Seite stoßen und zumindest aus dem Raum entkommen? Möglicherweise würden ihn Draculas Gehilfen, wie er die Assistenten in diesem Moment das erste Mal in Gedanken nannten, nicht verfolgen oder nur halbherzig versuchen, ihn wieder einzufangen?

SelkiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt