Nur ein Date?

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Mel stand am nächsten Abend um halb sechs vor Kathryns Tür und hatte ein paar Kleider im Gepäck. Die sah wieder aus wie ein verschrecktes Reh, kaum dass ihr Date mit Jensen wieder Thema war. Sie war so lange nicht mehr ausgegangen und mit einem Mann wie Jensen, der wahrscheinlich jedes Topmodel haben konnte, sowieso noch nie.

Die Frauen gingen, gefolgt von Mila, ins Schlafzimmer, um die Kleider anzuprobieren. Als die Kleine merkte, dass die Frauen sich mit den Kleidern beschäftigen wollten, ging sie lieber in ihr Zimmer hinüber. Die Frauen redeten nur über langweilige Sachen, die sie nicht verstand und da sie keines der Kleider zum Verkleiden anziehen durfte, verlor sie bald das Interesse daran.

Mel hielt ihrer Freundin ein schwarzes Kleid entgegen. „Versuch das."

„Ich weiß nicht, das ist so kurz und..."

„Jetzt probier es doch an. Wenn man Beine wie du hat, sollte man sie auch zeigen", wehrte Mel ab.

Seufzend zog Kathryn das Kleid an und fühlte sich sofort unwohl. Es bedeckte kaum die Hälfte der Oberschenkel und der Ausschnitt war ihr zu tief.

„Das ziehe ich nicht an. Da kann ich mir auch ‚Nimm mich' auf die Stirn schreiben." Mel nickte verstehend. Es war nicht zu übersehen, wie unwohl Kathryn sich fühlte und dann hatte es keinen Zweck. Die zog das Kleid wieder aus und hängte es zurück auf den Bügel.

„Vielleicht sollte ich einfach absagen. Ganz ehrlich, was will er denn auch mit mir?" Mel schüttelte energisch den Kopf. „Du wirst auf keinen Fall absagen. Und wenn ich dich an die Heizung ketten muss, bis er dich abholt."

Sie ließ sich aufs Bett sinken und ergriff die Hände ihrer Freundin. „Es ist doch bloß ein Abend und ganz ehrlich, wenn du gesehen hättest, wie er dich ansieht, wenn er meint, dass keiner es mitbekommt..." Fragend sah Kathryn sie an. „Man könnte meinen, dass er das achte Weltwunder vor sich hat." Kopfschüttelnd sah Mel ihre beste Freundin an, als die immer noch fragend und jetzt auch noch skeptisch aussah. „Hast du überhaupt eine Ahnung, was für eine Wirkung du auf die Menschen, vor allem Männer, hast? Ich weiß, du siehst nur noch die Mom und die fleißige Arbeitsbiene, aber du bist immer noch eine Frau und das solltest du dir endlich mal wieder in Erinnerung rufen."

Verlegen schlug Kathryn die Augen nieder und zog ihre Hände zurück, um sie nervös aneinander zu reiben. „Es ist einfach schon so lange her und ich weiß überhaupt nicht, was ich mit ihm reden soll."

„Kat, Süße, lass es doch einfach auf dich zukommen und wenn es dir nicht gefällt, kannst du jederzeit sagen, dass du gehen möchtest."

Kathryn nickte nur und sah die Kleider ihrer Freundin an. „Ich glaube, ich versuche das hier."

Sie deutete auf ein Kleid, das ebenfalls schwarz war, aber etwa knielang und keinen Ausschnitt hatte, bei dem die Gefahr bestand, dass ihre Brüste auf den Tisch fallen würden.

Sie nahm es vom Bügel und kaum hatte sie es an, sagte Mel: „Das ist es. Nimm das auf jeden Fall." Auch Kathryn fand sich ziemlich ok in dem Kleid, das viel mehr ihrem Typ entsprach, als dieser Kim Catrall-Fetzen, den Mel ihr zuerst hatte andrehen wollen.

Das Make Up hielt sie dezent und auch beim Schmuck hielt sie sich zurück und nahm nur ihre kleinen Diamantstecker, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte und das zierliche Armband, das ebenfalls ein Erbstück war.

*** ***

Jensen hielt pünktlich in der Einfahrt eines kleinen weißen Holzhauses mit einer Veranda davor. Dort standen bereits ein SUV von Toyota und ein kleiner Zweisitzer, von dem er annahm, dass er Mel gehörte.

Nachdem er ausgestiegen war, ging er die zwei Stufen der Veranda hinauf. Dort stand ein kleiner Kinderroller an die Hauswand gelehnt und ein paar bunte Plastikbälle verstreuten sich auf dem weißen Holzboden. Er atmete tief durch, bevor er auf die Klingel drückte. Selten war er so nervös vor einem ersten Date gewesen.

Gone Upside DownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt