Unsicherheit und ein zweites Date

18 2 0
                                    

Auf Milas Wunsch hin, hatte Kathryn Nudeln mit Tomatensauce gekocht. Die kamen ihr längst aus den Ohren raus, aber sie hatte zuviel anderes im Kopf, um sich über leckeres, gesundes Gemüse zu streiten und gab deshalb direkt nach.

Ihre Gedanken drehten sich um Jensen, der sie geküsst hatte, den sie geküsst hatte und der so nett zu Mila war und das auf eine unaufdringliche, ungekünstelte Weise. Genau wie Mel es gesagt hatte. Sollte sie feststellen, dass Jensen genauso war, wie er sich bisher präsentiert hatte, würde es gefährlich für sie werden, denn dann wäre er durchaus jemand, für den sie Gefühle entwickeln konnte. Doch so sehr sie sich wünschte nicht mehr nur auf ihre Rollen der letzten Jahre festgelegt zu sein, sie konnte es sich nicht leisten noch eine weitere Person in ihr Leben zu lassen.

Auch in Milas Gedanken schien Jensen eine Rolle zu spielen, denn als sie beim Essen saßen, fragte sie: „Darf Jensen bald wieder zu Besuch kommen?"

„Möchtest du das denn?", antwortete Kathryn mit einer Gegenfrage.

„Ja." Mila nickte, um ihre Antwort zu unterstützen. „Er ist lieb und er mag die Haie von Nemo."

„Das ist natürlich ein Argument", murmelte ihre Mutter so leise vor sich hin, dass Mila sie nicht verstand. „Er kommt sicher irgendwann wieder vorbei", sagte sie schließlich und lächelte ihre Tochter liebevoll an, als die sie mit einem breiten Grinsen anstrahlte.

Kathryn war sich nicht sicher, was genau Mila an Jensen so mochte, aber aus irgendeinem Grund schien er einen Stein im Brett ihrer -bei Männern sonst zurückhaltenden- Tochter zu haben. Ihrer Meinung nach war es gut, dass Mila ihn mochte. Niemand durchschaute Erwachsene besser, als Kinder und sie waren immer ein guter Hinweis, ob ein Mensch zu den guten gehörte oder eher zu denen, die man meiden sollte.

*** ***

Der nächste Tag begann wie alle anderen auch. Nachdem Kathryn Mila in die Vorschule gebracht hatte, fuhr sie ins Büro. Da sie am Abend noch lange gearbeitet hatte, war sie müde und pushte sich mit zwei Espresso auf, um bis zur Mittagspause durchzuhalten.

Die verbrachte sie wie üblich mit Mel in ihrem kleinen Lieblingsbistro. Mel arbeitete nur einen Block von Kathryns Bürokomplex entfernt in einem Reisebüro.

Als Kathryn das Restaurant betrat, saß ihre Freundin bereits an ihrem üblichen Tisch am Fenster und hatte für Kathryn bereits einen Kaffee, ein Wasser und einen Caesar Salad mitbestellt.

„Hey." Kathryn ließ sich auf den Platz gegenüber ihrer Freundin fallen.

„Hey, du siehst müde aus." Besorgt sah Mel sie an.

„Ich habe nicht besonders gut geschlafen", erwiderte die blonde der beiden Frauen.

„War irgendwas mit Mila? Ist sie krank?" Mels Blick wurde noch eine Spur besorgter.

„Nein", wehrte Kathryn lächelnd ab. „Ihr geht es gut. Mir ist zuviel im Kopf rumgegangen. Mach dir keine Gedanken."

Forschend sah Mel ihre Freundin an. Die Mauer, die Kathryn um sich errichtet hatte, schien ihr noch ein wenig höher als sonst, aber gleichzeitig auch brüchiger und sie fragte sich, was der Grund dafür war.

„Erzähl schon. Worüber machst du dir so viele Gedanken, dass du nicht vernünftig schläfst?" Seufzend stocherte Kathryn in ihrem Salat herum und sah Mel nicht an, als sie leise sagte: „Jensen war gestern da. Er hat mein Armband wiedergefunden und es vorbeigebracht."

„Wie schön, dass du es wieder hast." Mel wusste, wie sehr Kathryn an dem Erbstück hing und freute sich aufrichtig für ihre Freundin. „Aber was ist passiert, dass du dir solche Gedanken machst?"

Gone Upside DownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt