Pandemonium

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Pandemonium, Manhattan

"Crawling in my skin
these wounds, they will not heal
Fear is how I fall
Confusing what is real" Crawling, Linkin Park

Erst als die Musik langsam verklang und in ruhigere Songs überging beruhigte sich auch die tanzende Menge in deren Mitte Clary wohl nur dank ihrer leuchtend roten Haare nicht vollkommen übersehen wurde. Schwer atmend bahnte sie sich nun durch die schwitzenden Körper der anderen feiernden im Pandemonium, einem der wenigen Clubs im Herzen Manhattans, in dem auch unter 16-jährige jeden zweiten Samstag mitmischen konnten. Kein Wunder also wenn es brechend voll war und somit der Weg zur Bar deutlich erschwert. Trotzdem wäre Clary wohl kein besserer Ort eingefallen ihren Abend zu verbringen, als in diesem leicht abgefuckten Schuppen, in dem auch noch größtenteils ihre Lieblingsmusik durch die Boxen dröhnte. Jocelyn war zum Glück ziemlich entspannt was die nächtlichen Ausflüge ihrer Tochter anging, solange diese um zwei Uhr nachts zu Hause eintraf. Es kümmerte sie nicht, hatte Clary oft das Gefühl, was genau mit ihr geschah und sie setzte diese Grenze wohl nur weil es von ihr als Mutter irgendwie erwartet wurde.

Endlich an der Bar angekommen bestellte Clary eine Cola. Drinks zu ordern hatte sie längst aufgeben, da sie durch ihre treuen Besuche bei so gut wie jedem Barkeeper bekannt war. Auf einmal fiel ihr ein Typ auf, der sich gefühlt rasend schnell durch die Menge drängte. Nein er drängte sich nicht mal er schlenderte. Aber so schnell. Es war der seltsamste Anblick den Clary sich vorstellen konnte. Es war nicht so, dass im Pandemonium nur mainstream Langweiler rumrannten. Ganz im Gegenteil, aber vielleicht war dieser nerdig aussehende Kerl genau deshalb so auffällig. Clary versuchte ihre Gedanken zu ordnen als der Junge, der kaum älter sein könnte als sie, genau auf sie zulief und fragte: „Hey, kann ich dir eine Cola ausgeben?"

Sie sah wahrscheinlich genauso verwirrt aus, wie sie sich fühlte als sie zuerst den Fremden und dann ihr volles Cola Glas anstarrte, denn er blinzelte nur zwei Mal und streckte dann die Hand aus. Als sie sie nicht ergriff ließ er sie sinken als sei nichts passiert und sagte fröhlich: „Sorry. Ich bin Simon, wie geht's?" Clary musste unwillkürlich lachen. Wie konnte jemand der so aus sah in dieser Umgebung so ruhig bleiben und vor Selbstbewusstsein nur so strotzen? Letztendlich hatte sie Mitleid mit ihrem Gegenüber schnappte sich seine herunterhängende Hand und schrie über sie wieder anschwellende Musik hinweg: „Ich bin Clary! Schön dich kennenzulernen. Alles super bei dir ja offensichtlich auch!". Jetzt sah Simon doch etwas erleichtert aus. Er drückte kurz ihre Hand um dann dem Barkeeper zu zuwinken und zwei Drinks zu bestellen. Genau wie Clary kam er nicht damit durch. Zwar war er kein bekanntes Gesicht im Pandemonium (er wäre Clary definitiv aufgefallen), aber mit seinem Style war sein Alter ihm quasi ins Gesicht geschrieben und so ließ er sich einfach auf einen Hocker sinken.

Als er sich Clary wieder zuwandte ertappte sie sich dabei ihn genauestens zu begutachten was ihn wieder zum Schmunzeln brachte und die erröten ließ. Sie war froh, dass durch das trübe Licht nicht jede Regung ihres Gesichts auffiel.

Nach zwanzig Minuten, in denen die beiden über ihre Freizeitbeschäftigungen gesprochen hatten (Clary liebte das Zeichnen und gute Musik, Simon war bekennender „Dungeons and Dragons" Fan und spielte in einer Band, die öfter über einen Namen diskutierte als zu proben) ,erhob Clary sich langsam von ihrem Hocker, lehnte sich zu Simon und verkündete, dass es für sie Zeit wurde sich auf den Heimweg zu machen. Es war halb zwei und für den Fußweg nachhause würde sie wie immer 20 Minuten brauchen. Zwar setzte Jocelyn ihre Grenzen großzügig und sah Regeln nicht wirklich eng, jedoch bevorzugte Clary es sie dennoch einzuhalten. Einerseits um das Vertrauen und die Freiheit ihrer Mutter nicht zu riskieren, andererseits um zu beweisen wie erwachsen und verantwortungsbewusst sie sein konnte. Und darauf war sie stolz.

Clary wollte ihm schon den Rücken zudrehen als Simon sie am Ellbogen leicht zurückzog und fröhlich anbot: „Wohnst du weit von hier? Vielleicht könnten wir einen Spaziergang machen und ich bringe dich?" Zwar fand Clary den Jungen nett jedoch fiel es ihr generell schwer neuen Menschen zu vertrauen und einem so gut wie Fremden nachts den Weg zur eigenen Wohnung zu zeigen empfand sie als doch sehr naiv und zu leichtsinnig. „Alles gut ich gehe immer alleine es ist schon ein Stück aber mach dir bitte wegen mir keine Umstände.", wich sie aus und setzte als Überzeugung hinzu: „Vielleicht nehme ich einfach ein Taxi." Nun wirkte Simon enttäuscht nickte aber und ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken. Um ihn aufzumuntern lächelte sie ihn an und rief ihm im Weggehen nur noch sie sähen sich ja dann in zwei Wochen. Und sie hoffte tatsächlich, dass sie mit diesen Worten Recht behalten würde.

Mannhatten, 1.45 am

Sie nahm natürlich kein Taxi sondern den vertrauten, erleuchteten Weg durch die Straßen Manhattans nach Brooklyn in Richtung dem kleinen Mehrfamilienhaus, in dem sie mit ihrer Mutter lebte seit sie denken konnte. Sie war nicht selten froh, dass ihr Weg so lang war, da sie jedes Mal nach Verlassen des Clubs spürte, wie gut die verhältnismäßig frische Nachtluft der Stadt ihr tat. Heute hatte sie einen weiteren Grund sich nicht zu beeilen um ihre Gedanken zu der neuen Bekanntschaft zu ordnen.

Simon war der seltsamste Typ, der ihr je begegnet war. Es begann schon mit seinem Gang durch die Menge, den sie sich nicht erklären konnte. Bei genauerem Hinsehen war ihr die fast unnatürlich helle fast durchschimmernde Haut aufgefallen, die unter seinem T-Shirt mit der Aufschrift: „Add clever phrase here" wirkte, wie eine Leinwand für diesen Spruch. Clarys Highlight war seine Nerdbrille gewesen. Diese hatte null in den Club voll düsterer Typen und Mädchen gepasst, aber seinen persönlichen Look perfekt abgerundet. Ohne es zu wollen war Clary immer noch fasziniert von seinem Auftritt wenige Minuten zuvor. Sie kam nie über diesen Punkt hinweg sosehr sich auch bemühte sein Verhalten zu entschlüsseln.

Sie aus ihren Gedanken reißend rempelte sie plötzlich jemand aus einer dunklen Seitenstraße heraus an. Gerade als sie protestieren wollte wurde sie schlagartig nach hinten in die Gasse gezogen und hart gegen eine Wand gepresst.

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⏰ Last updated: Sep 03, 2018 ⏰

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