5 | Alles nur erstunken

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Mir fiel alles aus dem Gesicht

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Mir fiel alles aus dem Gesicht. Die Anmeldung auf dem Datingportal, das Flirten mit Bendix und der heutige Abend waren völlig umsonst gewesen! Genau das bestätigte mir Marek nämlich im nächsten Moment.

»Ich weiß, dass du Rachel Pierce bist. Also spar' dir deine Lügen, wenn du mit mir redest.«, blaffte er und drückte so plötzlich aufs Gaspedal, dass ich leise quiekte, als ich fest gegen den Sitz gedrückt wurde. Sofort gingen in meinem Kopf alle Alarmglocken an und mein Herz fing an sich ängstlich zu überschlagen. »Halt sofort an und lass mich raus!«, schrie ich panisch und krallte meine Finger in die Armlehne.

»Entspann dich.« Marek warf mir einen genervten Blick zu und verdrehte seine Augen. »Ich bringe dich nur zu deinem richtigen zuhause, also fahr' mal einen Gang runter.«, grummelte er und drückte auf einen Knopf auf der Armatur, sodass im nächsten Moment leise Musikklänge durchs Auto hallten.

Entgeistert starrte ich ihn von der Seite an, schloss aber schnell meinen Mund, als ich merkte, dass er offen stand.

»Glotz mich nicht so dämlich an. Das hat mich schon den ganzen Tag genervt.«, fuhr mich Marek harsch an und ich zuckte bei seinem Ton leicht zurück. Wut bahnte sich an die Oberfläche und verscheuchte jeglichen Schock, den ich gerade erlebt hatte.

»Das ist ein freies Land, ich kann hinschauen, wo ich will.«, feuerte ich aus zusammengebissenen Zähnen zurück und grinste gehässig, als er deutlich angefressen zu mir schaute.

»Hat dir schon mal jemand gesagt, wie anstrengend du bist?«, fragte er bissig und knetete das Lenkrad zwischen seinen Fingern.

Ich lächelte hämisch. »Nein und das liegt daran, dass ich es nicht b -«

»Aussteigen. Wir sind da.«, unterbrach er mich eiskalt und machte eine Vollbremsung, sodass sich mein Gurt schmerzhaft in meine Haut bohrte und mir ein leises Stöhnen entfuhr. Genauso wie Bendix, der auf der Rückbank leise Grunzgeräusche von sich gab.

»Dein Fahrstil ist echt zum Kotzen.«, pampte ich Marek direkt an, der einen kurzen Blick zu Bendix warf und mich dann wieder feindselig anvisierte.

»Bitteschön fürs Nachhausebringen.«, entgegnete er nur und verzog sein Gesicht zu einer Grimassen.

Als Antwort warf ich ihm einen tödlichen Blick zu und imitierte seine Worte mit spitzer Stimme. Dabei fasste ich nach dem Türgriff und gefror fast zeitgleich in meinen Bewegungen, weil ich ein leises Klickgeräusch hörte.

»Hast du uns gerade eingeschlossen?« Meine Stimme war ein einziges leises Knurren, als ich herumwirbelte und überrascht die Augen aufriss.

Marek schmunzelte.

»Das war wohl die einzige Möglichkeit unser Gespräch noch in Ruhe zu Ende bringen zu können.«, meinte er mit vor Belustigung schwingender Stimme. Schalk blitzte in seinen nur durch die schwach leuchtende Straßenlaterne angestrahlten Augen auf, was mein Herz kurz in meinem Brustkorb stolpern ließ.

»Du hast mich doch gerade mal einen Moment vorher aus dem Auto gescheucht.«, erwiderte ich auf seine widersprüchliche Aussage. Blöderweise war meine Tonlage dabei viel leiser und ruhiger, als ich mir gewünscht hatte. Schnell zog ich eine Augenbraue in die Höhe, um provokanter zu wirken.

»Und im nächsten Moment habe ich mich umentschieden.«, konterte Marek und drehte seinen Kopf ganz in meine Richtung, wobei mir ein kleiner Ohrring auffiel, der kurz aufblinkte, als er vom Licht angestrahlt wurde.

»Und du denkst, dass mich das auch nur irgendwie interessiert?« Ärgerlich verschränkte ich die Arme vor der Brust, weil ich es unfair fand, dass er plötzlich so viel Macht über meine Handlungen hatte. Und das nur, weil er das Auto verschlossen hatte.

»Jedenfalls so sehr, dass du dich mir fügst.«, meinte Marek grinsend und befeuchtete seine Lippen. Kurz schweifte mein Blick ab, aber ich rief mich zur Besinnung. Ich war hier, um meinen Bruder zu rächen und nicht, um sonst was für dämliche Gehirngespinste zu entwickeln. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um meine Gedanken zu verscheuchen.

»Weißt du, Rachel, mich interessiert es brennend, warum du dich heute so nuttig angezogen und diese echt schlechte Show abgezogen hast. Das passt doch überhaupt nicht zu dem kleinen Mädchen, das du sonst immer bist.«, meinte er missbilligend und bohrte seine dunklen Augen in mich, dass mir ganz warm wurde. »Oder bist du neidisch, dass dein Bruder durch seine kleine Aktion so viel Aufmerksamkeit bekommt? Wolltest du ihn vielleicht nachahmen, um auch im Rampenlicht zu stehen?«

Entsetzt schaute ich ihn an. Dann wandte ich abrupt meinen Kopf ab, weil mir sein intensiver Blick zu viel wurde. Schwerfällig schluckte ich den dicken Kloß in meinem Hals herunter und legte meine Hand an den Türgriff. Noch nie hatte mich jemand so derartig beleidigt, wie Marek gerade eben.

»Lass mich raus.«, würgte ich mit tonloser Stimme hervor und starrte weiterhin in die Dunkelheit nach draußen. Von Marek kam keine Reaktion. »Mach endlich diese verdammte Tür auf!«, kläffte ich mit kratziger Stimme und rüttelte am Türgriff. Marek schwieg weiterhin, doch spürte ich seinen heißen Blick auf mir, der mein Innerstes zum Glühen brachte. Wutschnaubend zuckte mein Kopf in seine Richtung und ich funkelte ihn bitterböse an. Er schien davon jedoch nicht groß beeindruckt zu sein, denn sein Gesicht war ausdruckslos.

Fassungslos schüttelte ich den Kopf. »Muss ich die Scheibe einschlagen, damit ich hier raus komme?«, pampte ich und war erschrocken, dass er plötzlich doch wieder den Mund aufmachte.

»Warum habt ihr Pierce Geschwister eigentlich diesen Drang immer mein Auto kaputt machen zu müssen?«, fragte er und legte den Kopf schief, um mich besser mustern zu können.

Ich schnaubte. »Dieser Drang ist unvermeidbar, wenn du deinen Mund aufmachst.«, entgegnete ich. »Und wenn du nicht willst, dass dein neues Prolloauto dieses Mal von mir zerstört wird, dann schließt du jetzt lieber den Wagen auf.«

»Ich weiß es jetzt.«, meinte Marek plötzlich begeistert und zog einen Mundwinkel in die Höhe.

»Was?!« Entgeistert starrte ich ihn an.

Marek schmunzelte leicht, dann lehnte er sich plötzlich zu mir nach vorne, wobei er leise gluckste. »Du wolltest herausfinden, warum dein kleiner Bruder so ne Scheiße gebaut hast, nicht wahr?«, meinte er und ich schaute ihn nur an, während er auch schon weitersprach.

»Bestimmt dachtest du, dass ich was damit zu tun habe, oder? Dass ich ihn vielleicht dazu gebracht habe, sich besoffen ins Auto zu setzen und damit ein Rennen zu fahren?«

Marek zog fragend eine Augenbraue in die Höhe und ich spürte förmlich die Kälte, die plötzlich von ihm ausging, als er sich wieder zurücklehnte. »Stimmt doch, oder?«, fragte er zischend, weil ich noch immer nichts sagte. Aber anscheinend war ihm das Antwort genug.

Er schloss kurz seine Augen, seufzte und schaltete dann das Auto an. »Sorry, wenn ich dich enttäuschen muss, aber dein Bruder hat sich von alleine zugedröhnt und dann mein Auto geklaut, nur um dann so blöd zu sein und es in die Sparkasse zu fahren. Ein Rennen hat nie stattgefunden.«, ratterte er völlig emotionslos herunter und doch meinte ich einen Hauch Frustration in seiner Stimme mitklingen zu hören.

»Und jetzt wäre ich dir echt dankbar, wenn du aus meinem Auto verschwindest und ich dich nie wieder sehen muss.«

Nackt und Nebel AktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt