4 | Arschlöcher haben kein Herz. Oder doch?

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Ich hatte mich dafür entschieden zu Marek ins Auto zu steigen

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Ich hatte mich dafür entschieden zu Marek ins Auto zu steigen.

Ob das dumm war, konnte ich nicht genau sagen, aber ich wusste in dem Moment nicht, ob ich einen der beiden Jungs noch einmal sehen würde. Blöderweise war ich aber leider genau davon abhängig. Ich musste dringend in Erfahrung bringen, warum mein kleiner Bruder plötzlich so etwas Kriminelles, wie ein Autorennen im betrunkenen Zustand gemacht hatte, obwohl er niemals zuvor auch nur eine Regel in seinem Leben gebrochen hatte.

Allerdings war ich nach diesem Abend völlig verwirrt. Ich hatte mir Marek und Bendix immer als Arschlöcher vorgestellt. Der erste Eindruck von beiden hatte mich auch nicht enttäuscht, aber seitdem wir auf dieser Party gewesen waren, hatte sich meine Sicht über beide geändert. Bendix war nicht mehr der Frauen verschleißende Idiot, sondern ein anhänglicher Junge, der trotz des Alkoholkonsums in meinen Augen merkwürdig niedlich war. Und Marek...

Ich hatte zugegebenermaßen keine Ahnung, was ich jetzt gerade von ihm halten sollte. Noch vor wenigen Stunden hatte er mich vollständig ignoriert, dann verspottet, und auf der Toilette plötzlich besorgt geklungen. Jetzt fuhr er mich nach Hause.

Auf einmal seufzte besagter Junge neben mir, dass ich erschrocken meinen Kopf in seine Richtung zucken ließ. »Spuck's schon aus.«, forderte er und warf mir einen müden Blick zu.

»Was meinst du?« Irritiert legte ich die Stirn in Falten und spähte zu Marek herüber, um ihn mit den Augen rollen zu sehen.

»Ich kann's bis hier in deinem Gehirn rattern hören und bin mir ziemlich sicher, dass es was mit mir zu tun hat. Also raus mit der Sprache.«

Spöttisch lachte ich auf. »Sind wir wohl etwas eingebildet, was?«

»Dann sag mir, warum deine Wangen plötzlich so gerötet sind.«

»Was? Das stimmt doch gar nicht.« Ungläubig fasste ich mir ins Gesicht, wusste aber allein schon durch die Hitze auf meinen Wangen, dass meine Lüge offensichtlich aufgeflogen war. Auch Marek schien meine eigens erkannte Niederlage zu bemerken, denn er grinste selbstzufrieden und warf mir einen kurzen Blick zu, bei dem seine Augen schwarz glitzerten.

Ich seufzte leise und drehte meinen Kopf ganz in seine Richtung, um auch jede Reaktion von ihm mitzubekommen.

»Ist das hier das Auto deiner Eltern?«, fragte ich leise, während ich meine Hand auf die Türenarmaturen legte.

»Nope, das gehört mir.«

Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn. Bisher zeigte er keine Emotionen.

»Ist deine Familie reich oder wie konntest du dir diesen Luxusschlitten leisten? Der muss doch echt teuer gewesen sein und ich meine, dein Auto davor war auch nicht gerade billig gewesen. Und jetzt, wo es völlig kaputt noch immer vor der Sparkasse steht -«

Ich stoppte abrupt und riss meine Augen in Schock auf. Nur die Polizei - und mein viel zu kriminelles Ich, weil ich in den Unterlagen geschnüffelt hatte - wussten, dass das Rennauto meines Bruders in Wirklichkeit der Wagen von Marek war.

»Sprich ruhig weiter. Was ist mit meinem alten Auto?«, fragte Marek und klang plötzlich wie eine lauernde Raubkatze, die nur darauf wartete, sich auf seine Beute zu stürzen, wenn es unaufmerksam war.

So wie ich es gerade war.

»Da vorne an der Ecke kannst du mich rauslassen.«, überging ich Mareks Frage und ballte meine Hände auf meinem Schoß zu Fäusten. Ich musste so schnell wie möglich hier raus und von Marek wegkommen, bevor er herausfand, wer ich wirklich war.

»Wohnst du etwa da?« Um Mareks Mundwinkel zuckte es leicht und er schaute interessiert zu mir. Eifrig nickte ich. »J-ja ... genau, da wohne ich.«, schwindelte ich schnell, weil mir sein plötzlicher Gemütswechsel überhaupt nicht gefiel. Es schien mir so, als würde er etwas wissen, was er definitiv nicht sollte.

»Interessant.«

Irritiert starrte ich zu ihm herüber und begegnete einem nachdenklichen Blick. Als wir an der von mir gezeigten Ecke ankamen, wollte ich so schnell wie möglich das Auto verlassen, um dann direkt Gabriel anzurufen und ihm zu erzählen, was der Abend so alles beziehungsweise so alles nichts gebracht hatte. Und natürlich, dass er mich wirklich zu mir nach Hause brachte.

»Eine Frage hätte ich aber noch.«, meinte Marek auf einmal, schaltete den Gang auf Leerlauf und legte seinen Arm hinter meine Kopfstütze, was mich schlucken ließ. Mein Körper versteifte sich zusehends, als sein dunkler Blick über mich strich und an meinen Augen hängen blieb.

»Wieso lügst du mich die ganze Zeit an? Ich bin nicht so blöd, wie du dir vielleicht erhofft hast.«, platzte es aus ihm heraus und ich konnte in seinen Augen Missfallen aufblitzen sehen.

»W-wie meinst du das?«, stotterte ich nervös, obwohl ich ganz genau wusste, was er meinte. Die Frage war allerdings, wie er mich durchschaut hatte.

Marek schnalzte mit der Zunge. »Ach komm. Willst du mir jetzt wirklich auf die Nase binden, dass du keine Ahnung hast, wovon ich gerade rede? Echt jetzt?«, meinte er und ich zuckte nur mit den Schultern. Marek seufzte angesäuert. 

»Ich habe dich zwar noch nie für besonders intelligent gehalten, aber das ist echt ganz schön armselig. Hast du dir ernsthaft gedacht, dass ich das Bild von Sheriff Pierce' Tochter, das auf seinem Schreibtisch aufm Revier steht, nicht kenne?«

Nackt und Nebel AktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt