Gefühl: Vertrauen

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Ich wollte einfach nicht mehr. Meine Welt ist in sich zusammen gestützt. Es waren die schlimmsten zwei Wochen meines Lebens. Ich war in dieser Zeit kein einziges Mal bei unserer... meiner Wiese. Ich schaffte es einfach nicht da die Erinnerung an Lee wieder hoch kamen. Immer wenn ich an seine blauen Augen und das strahlende Gesicht denken musste, bekam ich keine Luft mehr

Wie ein Embryo lag ich zusammengekauert auf einem Bett. Ich wollte der Welt so wenig Angriffsfläche wie möglich geben, mich noch weiter zu verletzen.

Um mich herum waren meine benutzten Taschentücher wie eine schützende Mauer verstreut. Als könnten sie mit den noch übriggebliebene trockenen Stellen mein Leid aufsaugen.

Ein klopfen an meiner Zimmertür holte mich aus meinen Gedanken zurück. "Ich will nicht reden Mum. Lass mich bitte alleine" sagte meine heisere Stimme.

Als aber niemand antwortete, geschweige denn eine Tür geschlossen wurde, hob ich meinen Kopf.

Mit einer Sonnenblume in der Hand und einem kleinen Brief stand er vor mir. Die Person, die mein Leben auf den Kopf gestellt hatte.

"Was machst du hier Leander?"

Ich entschied mich seinen menschlichen Namen zu nehmen da es sich einfach richtig anfühlte.

Er trat einige Schritte auf mich zu und schaute kurz auf die zerknüllten Taschentücher. In seinen Augen konnte man deutlich das Schuldgefühl erkennen, denn er wusste, dass er der Grund war.

„Ich weiß du brauchst Zeit. Und wenn du soweit bist will ich dir alles erklären. Nur bitte hass mich nicht Naomi", seine Stimme klang schwach und war doch voller Stärke. Mit einem Seufzer setzte ich mich aufrecht hin.
Unentschlossen nahm ich die Blume und den Umschlag an. Mit einem Blick auf die Blume, breitete sich innerlich Wärme aus. Er hatte nicht vergessen, dass ich Sonnenblumen lieber hatte als Rosen.
Rosen bekam jedes Mädchen am Valentinstag. Eine Sonnenblumen hingegen, war so selbstverständlich, dass genau das sie so schön machte.

Schnell hatte ich den Brief geöffnet. Zum Vorschein kam ein Polaroid von uns beiden. Ich musste lächeln. Es war vier Tage nach unserem ersten Kuss gewesen. Er wollte mir unbedingt seinen Lieblings See zeigen. Am Ende bin ich dann ausgerutscht und in das Wasser gefallen. Das schöne war jedoch, dass er mich bis nach Hause getragen hat. Lee war dann selber nass, aber er hat sich kein einziges Mal beschwert. Das Polaroid war mit einer Büroklammer an einem Zettel befestigt. Mit zittrigen Fingen löste ich das Bild und gab Lee das Papier. „Kannst du... kannst du es mir bitte vorlesen?"

Mit einem Lächeln nahm er es entgegen und begann:

Ich möchte dein sein

und ich möchte, dass du mir gehörst

Ich bin glücklich mit dir

und du scheinst glücklich mit mir zu sein

Ich möchte in dieser Welt mit dir an meiner Seite existieren

Ich möchte dir sagen, wie ich fühle

Lass mich dir mein Herz zeigen

Ich möchte, dass du mich für dich sorgen lässt.

Ich möchte dir vertrauen

Ich möchte dich in meiner Nähe wissen

Ich werde dir nicht wehtun

Ich schwöre

du hast nichts zu fürchten

Lass mich dir meine Zuneigung zeigen

lass mich dir die Worte zeigen, die ich nicht mutig genug bin zu sagen

In diesem Moment stellte ich erschreckend fest, dass ich Lee alles verzeihen würde. Er hatte seine Gründe mir seine Herkunft zu verschweigen. Aber ich liebte ihn bedingungslos und er liebte mich. Ich konnte es nicht verstehen, aber es war nun mal so. Warme Tränen liefen mir die Wange hinunter. Langsam kam Lee auf mich zu. Kurz zögerte er vor meinem Gesicht, bevor er meine Tränen mit seinem Daumen verwischte. Dann hielt er inne. Unsere Gesichter waren jetzt so gewohnt nah. Wie früher... Ich befeuchtete meine Lippen. Zwischen uns war eine unerträglich Spannung.

Dann verringerte ich jedoch den Abstand zwischen unseren Lippen und küsste ihn. Unsere Lippen passten perfekt aufeinander. Gierig zog mich Lee näher an sich. Jetzt konnte ich spüren, dass auch ihm einige Tränen seine Wangen hinunter liefen. Es war, als hätten wir Monate lang ohne den Anderen verbringen müssen.
Wie Ketten die gesprengt wurden und man endlich wieder frei atmen kann.

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