Lee und ich lagen wie so oft auf seiner Decke. Seit fast sechs Wochen trafen wir uns hier täglich. Ich hätte nie geglaubt, dass eine grün karierte Deckte so schön sein kann.
Ich konnte dieses Muster eigentlich noch nie leiden und doch war sie es. Wenn wir auf ihr saßen, hatte ich das Gefühl, Nichts und Niemand könnte uns stören. Keiner würde uns hören und sehen. Was im Grude genommen auch so war. Auf unserer Wiese waren eben nur wir beide. Leander und ich. Ich und LeanderIch bediente mich an den Erdbeeren die vor mir, in einer Tupper-Box, standen. Süß und rot, genauso wie ich sie liebte.
Während ich mir eine Erdbeere nach der Anderen in den Mund steckte beobachte ich Lee. Er lag auf der Seite und schrieb in sein graues Notizbuch. Jedes einzelne Mal, wenn ich ihn sah hatte er das Buch in der Hand. „Was ist das?" wollte ich wissen nachdem ich eine Erdbeere runtergeschluckt hatte. „Das". Eine kurze Pause. „Ist mein Gedankenbuch, wie ich es nenne. Hier stehen alle meine bisher geschriebenen Texte drin und Ideen für Neue". „Und wieso hast du es dann bei dir wenn wir uns treffen? Bin ich denn so langweilig?" Ich dachte für ihn ist diese Zeit genauso so schön wie für mich. Anscheinend hatte ich mich getäuscht. Doch dann hörte ich Lee lachen. Was war daran denn bitte lustig?! „Nicht doch" sagte er. „Du inspirierst mich eher neue Texte zu schreiben... Willst du... mal eins hören?" Stumm nickte ich und war bereit seiner angenehm tiefen Stimme zu lauschen.
Lee räusperte sich. Er sah aus, als würde er seinen ganzen Mut zusammen nehmen nur um die folgenden Sätze auszusprechen.„Du bist es
Ich kann nicht aufhören an dich zu denken
deine hellen Augen
dein dunkles braunes Haar
deine Sommersprossen
du lässt mein Herz wie wild flattern
wie an diesem Tag
ich bekomme dich nicht mehr aus meinen Gedanken
die Vorstellung wie du vom Ende unserer Wiese zu mir siehst
Und ungeduldig auf mich wartest
ich könnte verdammt falsch liegen
aber ich hoffe nicht
ich denke du magst mich auch"
Jetzt sah er von seinem Buch auf und mir direkt in die Augen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, was ich tun sollte. Ich wurde einfach nur rot. Erst einige Sekunden später realisierte ich den letzten Satz. Du magst mich auch. Magst mich auch. Mich auch. AUCH. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Heilige Mutter Gottes... doch weiter konnte ich nicht denken, denn mein Kopf schaltete sich komplett aus als Lee seine Lippen sanft auf meine legte. Seine Lippen waren warm und schmeckten nach Erdbeeren. Es war, als würde aus ihm die Sonne strahlen.
In meinen Büchern wurde der Kuss immer als Feuerwerk der Gefühle beschrieben. Dabei war es einfach nur ein Kribbeln im Bauch. Ein Kribbeln, was verdammt nochmal süchtig machte. Ich wollte mehr. Ihm zeigen, wie sehr ich mich nach diesem Moment gesehnt hatte. Als Lee sich von mir löste und mich erwartungsvoll mit seinen tief blauen Augen ansah, lehnte ich mich zaghaft vor uns küsste ihn als Antwort, wofür ich die Worte nicht fand. Für einen kurzen Moment war er überrascht, doch dann konnte ich förmlich seine Erleichterung im Kuss spüren. Ich fühlte, wie er seine Hand an meine Wange legte und mein Gesicht näher zu sich zog. Das war also mein erster Kuss. Okey, der mit Louis in der 5. Klasse zählte nicht, denn er konnte überhaupt nicht küssen. Bei Lee hingegen, hatte ich das Gefühl, er hätte nie etwas anderes gemacht. Es war, als verfolständigte er mich. Als ich wieder im Schneidersitz vor Lee saß, wusste ich nicht was ich jetzt tun sollte. Sind wir jetzt zusammen oder nicht? In den Büchern ist das immer so eindeutig. Als er meine Hand nahm und mit seinem Daumen auf meinem Handrücken kleine Kreise zog, wollte ich, dass er nie damit aufhörte. Er sollte mich jede Stunde, jede Minute sogar jede Sekunde berühren. Jede Stelle wo seine Finger meine Haut berührten, breitete sich eine kleine Gänsehaut aus. In mir tobte ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen.Wir lagen noch eine ganze Weile auf der Decke. Als es kälter wurde zog Lee mich an seine Brust und strich über meinen Arm. Es war ein schöner Gedanke, dass Lee diese Berührung nicht nur für sich tat sondern auch hoffte, dass es mir ebenso gefiel.
Und ja... es gefiel mir sehr
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The Poetry of Love
RomanceLeander und ich hatten alles. Liebe, Gemeinsamkeiten, Spaß...Hoffnung. Doch was wir nicht hatten, war Zeit. Aber was ist Zeit? Um ehrlich zu sein kann ich es selber nicht so genau sagen. Was ich aber weiß ist, dass Zeit kostbarer als alles auf der W...