Die Dämonen kommen

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"Die Dämonen kommen", schalte ein Ruf durch das ganze Dorf. Zuerst tut sich gar nichts, dann jedoch, als der Rufer im Zentrum des Dorfes ankommt und seinen Ruf wiederholt, bricht schlagartig Panik aus. Die meisten Menschen die aus ihren Häusern rannten, blickten nur kurz in Richtung des Horizonts und flohen aus dem Dorf. Dort am Horizont sah man sie. Eigentlich sah es nicht besonders bedrohlich aus, bloß einige Flammen bewegten sich in Richtung des Dorfes. Nur aus Geschichten oder eher Legenden konnten die Dorfbewohner erahnen was ihnen bevorstand. Diese Dämonen die dort kamen waren die grausamsten, bösartigsten und gierigsten die es gab. Sie waren nicht einfach nur tyrannisch und forderten Abgaben, sie liebten es zu plündern und zu morden. Und die Reiche von Angris, Tymar und Rogos, weigerten sich ihnen Schutz zu geben. Und so mussten die Menschen leiden ohne Hoffnung auf Hilfe. Während die Flammen immer näher kamen war in der Mitte des Dorfes eine Gestalt stehen geblieben und blickte wie erstarrt in Richtung der Dämonen. Niemand kümmerte sich um sie. Alle rannten um ihr leben, die meisten achteten nicht einmal auf ihre Freunde und Familie, für sie hieß es nur noch überleben. Wiederstand wollte wohl auch niemand leisten, es hätte aber sowieso nichts geholfen. Als die Dämonen damals in die Welt einfielen, hatten nur wenige überhaupt diese Wesen töten können. Alle Reiche, selbst die mächtigsten, hatten nicht tun können. Ihre Festungen wurden zerstört und ihre Heere abgeschlachtet. Was würde es da jetzt nützen sich zu wehren?
Nach einer Weile wurde wohl auch der einsamen Gestalt das es keine besonders gute Idee wäre noch länger stehen zu bleiben. So riss die Gestalt sich von dem Anblick los und rannte den Anderen hinterher. Plötzlich jedoch blieb sie wie angewurzelt stehen. Drehte um und rannte in eines der Häuser hinein. "Malaira", schrie sie und öffnete die Tür in einen der Räume. Drinnen lag in einem Bett ein Mädchen nicht älter als zehn und sah die Gestalt an. " Veron", sagte das Mädchen angstvoll, "was ist los?" "Die Ugal- Dämonen sind hier, wir müssen so schnell wie möglich weg", antwortete der Bruder des Mädchens, "Komm ich trag dich". Veron nahm seine Schwester und ging so schnell wie möglich zur Tür. Kurz bevor er das Haus jedoch verließ wurde ihm gewahr das die erste Flamme bereits im Dorf angekommen war. Jetzt zu versuchen das Haus und das Dorf zu verlassen wäre noch dümmer gewesen als es vorher nicht zu tun, wo er noch die Chance gehabt hätte. Da er nicht wusste was er sonst hätte tun sollen ging er in den fensterlosen Raum in dem Malaira zuvor gelegen hatte. Malaira legte er unter das Bett schloss dann die Tür und lehnte sich mit der Schulter dagegen. Nicht das das geholfen hätte, aber was konnte man sonst tun? " Werden wir sterben?", fragte Malaira. Veron sah sie an und sagte: "Ich weiß es nicht."
Als er wieder etwas zu Atem gekommen war bemerkte Veron, dass das laute Trampeln der Reittiere der Dämonen sich zu entfernen schien. Sie waren wohl eher an den Dorfbewohnern interessiert als an dem Dorf selbst. Gerade begann Veron zu hoffen das sie vielleicht doch überleben konnten, als er vor dem Haus ein Geräusch vernahm und sein Herz einen Schlag aussetzte. Er hatte vergessen das diese Wesen Angst riechen konnten. Natürlich versetzte ihn das Bewusstsein, dass nur wenige Meter von ihm entfernt höchstwahrscheinlich eines der Gefährlichsten Wesen stand das die Menschheit je gesehen hatte, nur noch mehr in Angst. Also im Raum vor der Tür der Boden knarzte, begann er zu allen Göttern und höheren Wesen zu flehen: "Wenn dort irgendjemand ist, bitte rettet uns".
Natürlich geschah nichts. Außer das plötzlich, mit einem gewaltigen Krachen, die Tür aufflog. Veron spürte deutlich wie in seinem Arm und in seiner Schulter die Knochen brachen, wie er anschließend durch die Hauswand brach und draußen zum liegen kam. Er hörte seine Schwestern schreien und ein Gefühl von Verzweiflung und totaler Hilflosigkeit brach in ihm aus. Er wollte aufstehen und ihr zur Hilfe eilen, doch auch sein Bein hatte wohl etwas abbekommen und es sackte unter ihm weg. Ihm blieb also nichts anderes übrig als sich mit seinem unverletzten Arm an dem Loch in der Hauswand hoch zu ziehen. Dort erblickte er das widerliche Wesen, es war wohl etwas über zwei Meter groß und hatte vier Arme. Außerdem hatte es ein langes Gesicht und einen großen Mund mit vielen sehr spitzen Zähnen. Trotz der unbeschreiblichen Angst die er empfand zog er sich noch ein Stück hoch um seine Schwester sehen zu können. Noch ging es ihr gut der Dämon hatte sie bloß unter ihrem Bett hervor gezerrt, wobei die entsprechende Stelle an ihrem Arm irgendwie verbrannt schien. Sie hatte wohl die Bewegung in ihrem Augenwinkel bemerkt, denn sie blickte zu ihm herüber. In ihren Augen lag große Angst und auch Trauer, doch da war auch noch etwas anderes, eine unendliche Ruhe. Es war wohl die Gewissheit das sie sterben würde. Und auch wenn er den Gedanke schrecklich fand, wusste er das es stimmte. Sie konnte nichts daran ändern und er noch weniger. Seine Schwester wollte wohl gerade die Hand nach ihm ausstrecken, als er Dämon seine Zähne in Malairas Hals schlug. Sie schrie nicht einmal mehr. Veron verbliebene Kraft verließ ihn schlagartig und er sackte zurück auf den Boden. Bevor er vor Schmerz und Trauer das Bewusst sein verlor, spürte er noch wie Tränen seine Wangen herunter liefen. Dann wurde alles schwarz.

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