Kapitel 6

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Meine Hände beginnen zu zittern und ich kann förmlich spüren, wie mein Herz in tausend Teile zerspringt. Die Zeit scheint still zu stehen und es war fast so, als würde sich alles in Slow Motion bewegen. Da dies allerdings nicht möglich ist, ist es wahrscheinlich meine Wahrnehmung, die mir einen Streich spielen will. Auch die Stimmen verklingen langsam und das einzige was ich noch höre ist mein eigener, schwerer Atem und ab und zu Gelächter, wenn jemand an mir vorbeigeht. Ich weiß nicht wie lange ich dort stehe und auf diesen einen, sich bewegenden Punkt starre. Ich weiß es nicht. Und es ist mir auch egal. Langsam aber sicher ist klar, dass ich meine Augen von dem Schauspiel abwenden muss, sonst stehe ich morgen früh noch hier. Sie können nur Freunde sein, rede ich mir ein. Sehr gute Freunde, so wie Melissa und ich. Aber tanzen gute Freunde so eng umschlungen miteinander? Der Raum beginnt sich zu drehen, als ihre Lippen aufeinander liegen. Mit schnellen Schritten gehe, nein, renne ich an die frische Luft. Selbst von draußen ist das Gebäude mittlerweile relativ schön anzusehen. An der Wand, nahe der Decke, hängt nun eine lange, bunte Lichterkette, die man bestimmt schon von Weitem erkennen kann. Aber dies interessiert mich ehrlich gesagt am allerwenigstens. Verzweifelt greife ich nach der gelben Wand, deren Farbe schon mehr als verblasst ist, um nicht komplett das Gleichgewicht und meine Fassung zu verlieren (auch wenn es dafür bereits zu spät ist). Deswegen kannte ich sie nicht. Deswegen hatte ich noch nie etwas von ihr gehört. Aber wieso? Der Anblick von Curry und Veronica zerbricht mir das Herz. Ich hatte mit allem gerechnet. Ich hatte mir sämtliche Szenarios in meinem Kopf ausgemalt aber keinen einzigen Gedanken verschwendete ich an die Idee, er könnte hier mit einem Mädchen auftauchen. Oder war es gar nicht der Gedanke an die Blondine, der mich so fertig machte? War es eher der Gedanke, dass Curry so verdammt glücklich aussah und mich in diesem Jahr zu vergessen schien? Warum war er glücklich, wenn ich hier im Selbstmitleid schmore? Ist es das, was alle "Karma" nennen? Habe ich das wirklich verdient? Natürlich will ich das er glücklich ist. Aber ich frage mich, wie er mich so leicht vergessen konnte, obwohl ich ihn so verletzt hatte. Verzeihen ist leichter als Vergessen. Ein Satz den meine Mutter mir von Klein auf eintrichterte. Ich erinnerte mich daran, nach jedem Streit, den ich mit Klassenkameraden hatte oder jedesmal wenn mich jemand verletzte hatte. Es stimmt. Vergessen kann man fast nie und wenn man jemandem etwas verzeiht, ist es so, als würde euch ein großer Stein vom Herzen fallen und man fühlt sich.... frei. Doch ich will nicht das er mir so leicht verzeiht. Ich habe es nicht verdient. Ich habe mir nichtmal selbst verziehen. In diesem ganzen Jahr, dachte ich an nichts anderes, dachte daran, wie ich alles besser machen könnte, doch er lebte einfach so weiter? Klar, ein Jahr ist eine lange Zeit. 365 Tage. Jeden Tag hat man die Chance jemand ganz neues zu sein, man muss nur etwas aus sich machen. Aber genug der Lebensweisheiten. Natürlich soll er glücklich sein. Autsch. Natürlich soll er jemand neues finden. Autsch. Natürlich soll er uns irgendwann hinter sich lassen können. Autsch.
Nachdem ich noch einmal tief einatme begebe ich mich langsam wieder nach drinnen. Mir ist zwar immer noch schwummrig aber es ist mittlerweile besser als vorhin. "Hey. Ist alles okay bei dir?", fragt Pan mich, als ich mir an der Bar gerade ein Bier bestelle. "Klar, wieso nicht?" - "Ich hab gesehen wie du rausgegangen bist..." - "Wusstest du es?" Sie blickt einen Moment auf ihre Schuhe und nickt dann langsam. Ein Seufzer entfährt mir und ich presse meine Lippen zusammen. "Hättest du es mir gesagt.." - "Wärst du erst gar nicht hergekommen.", fällt sie mir ins Wort, "Du wärst nämlich wie immer vor deinen Problemen davon gelaufen. Ich weiß wieso das alles passiert ist und wieso du so gehandelt hast, wie du damals nunmal gehandelt hast. Tu nicht so als wüsstest du das nicht und tu bitte nicht immer so als wäre alles okay." Pan lässt mich stehen, damit ich vermutlich über ihre harten Worte nachdenken kann. Hatte sie recht? Tat ich all das damals aus den falschen Gründen und steckt eigentlich viel mehr dahinter, als ich jemals zugeben würde? Schnell schüttelte ich den Gedanken allerdings wieder ab. Ich tat es, weil ich Curry nicht verletzen wollte. Ich war damals dumm.
Schnell nehme ich einen großen Schluck und versuche auf andere Gedanken zu kommen. Heute ist nicht mein Tag. Der Rest des Abends vergeht einigermaßen schnell. Ein paar mal musste ich mir das verliebte Pärchen noch ansehen, und versuchen mich nicbt zu übergeben, aber allen in allen hat er nicht mehr versucht Kontakt aufzunehmen. Liegt vielleicht sogar daran, dass ich beide versuchte zu ignorieren.
Mittlerweile sitze ich bei Gronkh im Auto und versuche nicht einzuschlafen. Da ich bei den beiden übernachte, musste ich natürlich auch bis zum Schluss bleiben und konnte nicht, wie viele andere, vorzeitig gehen. Bis zum Ende war übrigens drei Uhr morgens. Als das Auto in der Einfahrt hält, steige ich lustlos auf und begebe mich nach einem kurzen "Gute Nacht!" in mein Gästezimmer. Dort ziehe ich mich um und lasse mich in mein Bett fallen. Meine Gedanken schweifen zu dem Abend zurück und zu dem Moment auf der Tanzfläche. Ich kann nicht anders, als mein Handy zu nehmen. Eben war ich noch so müde und jetzt bin ich wieder so wach. Ich stöpsele meine Kopfhörer ein und öffne, bevor ich nocheinmal Instagram abchecke, Spotify. Für Tobi heißt die Playlist, die meine gute Freundin für mich erstellt hat. Nocheinmal, obwohl es beim letzten Mal doch so schmerzhaft war, klicke auf den koreanischen Song, um mich an die erlebten und doch so schönen Momente zurück zu erinnern und mir die vorzustellen, die wir nicht zusammen Erlebten, von denen ich es mir aber wünschte. Ich wünschte ich wäre die Person auf der Tanzfläche gewesen. Nocheinmal Reise ich in die schmerzhafte Vergangenheit zurück, versuche nur an das Schöne zu denken. Nur Tobi und Curry, Curry und Tobi. Wie immer stelle ich mir die Frage: Was wäre wenn.....?

(Kleiner Tipp: Erinnert ihr euch noch daran, wie das letzte Kapitel des ersten Buches ausging?
Jaaaa
Heute ist Montag und nicht Samstag. Wieso ich uploade? Ich hatte grad so viel Motivation, dass ich nicht warten wollte. Ich hoffe es gefällt euch und vielen Dank für die ganzen netten Kommentare, die ihr mir immer schreibt. Sie bedeuten mir viel. Danke :) <3)

What if? ~Fortsetzung (B)Romance?~CurrbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt