Selbstzweifel

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Erschöpft von der Autofahrt komme ich im Restaurant an. Ich fühle mich total nackt. Warum musste er mir auch mein Höschen wegnehmen? Und jetzt habe ich es nicht einmal mehr geschafft nach Hause zu fahren und mir ein Neues anzuziehen. Also werde ich jetzt ohne Unterwäsche kellnern. Das kann ein Chaos werden. Schnell verschwinde ich im Umkleideraum des Restaurants und mache mich für die Arbeit zurecht. Ich schlüpfe in meine Arbeitsschuhe und binde meine Kellnerschürze um. Und dann beginnt auch schon meine Schich. Ich komme überhaupt nicht zum Durchatmen. Sofort bin ich in meinem Element und bediene die Kunden mit einem Lächeln und denke daran, dass ich nur fallen müsste und jeder würde sehen, dass ich nichts drunter trage. Das Schlimme ist eigentlich, dass ich von diesem Gedanken mehr als nur feucht werde. Nach einiger Zeit vibriert mein Handy unaufhaltsam in der Hose. Und plötzlich fällt mir auf, dass ich Luca nicht über meine Ankunft informiert hatte. Und jetzt ruft er an. Schnell verkrieche ich mich auf die Toilette und gehe an mein Telefon.
„Luca, entschuldige. Ich bin gut angekommen. Stand aber im Stau und bin gleich auf Arbeit gefahren. Ich habe vergessen dir Bescheid zu geben.“
Luca scheint erleichtert auszuatmen und mich überkommt das schlechte Gewissen. Er hat sich sicher Sorgen gemacht und ich schaffe es nicht einmal, dass ich ihm Bescheid gebe. Luca setzt zum Reden an. 
„Alles gut. Ich wollte nur hören, ob du gut angekommen bist.“
Er scheint nicht sauer zu sein, sondern eher erleichtert. Doch die Sorge ist in seiner Stimme hörbar gewesen. Aber genau das, dieses um mich sorgen, bereitet mir Freude. So sehr, dass ich sogar anfange zu kichern, denn wieder bestätigt er mir damit, dass er mich scheinbar doch sehr mag. Um die Situation aufzulockern, muss ich ihn etwas aufziehen. 
„Hat der alte Herr sich etwa Sorgen gemacht?“
Mein Lachen wird und ich habe schon Angst, dass mich die Kollegen hören könnten.
„Und hat da ein ungezogenes Mädchen kein Höschen auf Arbeit an?“
Luca hat natürlich gekontert. Wie sollte es auch anders sein? Plötzlich bin ich mir wieder bewusst, dass ich nichts drunter trage. Und ich fühle mich ein wenig dreckig und unartig, fast wie ein Schulmädchen, dass bei einem Streich erwischt wurde. Aber genau das bringt meine Scham zum Pochen und die Feuchtigkeit beginnt sich ihren Weg nach außen zu bahnen. Ich muss mich schnellstens wieder auf etwas anderen konzentrieren und ich setze dem Ganzen ein Ende.
„Du bist blöd. Ich muss leider weiter. Ich schreibe dir nach Schichtende.“
„Tu das. Bis später!“
„Bis dann.“
Ich lege auf, betrachte mich im Spiegel und gehe wieder an die Arbeit. Etwas erregt und mit einem Kribbeln im Bauch, aber daran darf ich jetzt nicht denken.

Die Schicht zieht sich und als endlich der letzte Gast gegangen und der Gastraum gesäubert ist, lasse ich mich erschöpft in mein Auto sinken. Ich stehe alleine auf dem Parkplatz und massiere meinen Nacken. 
„Puh, Gott dieser Tag schien nie zu enden.“ 
Nach einer kurzen Selbstmassage greife ich zu meinem Handy: „Hey Luca, meine Schicht ist endlich vorbei. Doch ich bin todmüde und fahre jetzt schnell Heim.“
Mein Handy lege ich beiseite und mache mich auf den Heimweg. Um die Uhrzeit ist der Verkehr zum Glück nicht mehr ganz so stark und ich habe auch nur gute 3 Kilometer Strecke vor mir. Zum Glück wohne ich nicht direkt in Köln, sondern außerhalb in Frechen. Dort lebe und arbeite ich auch schon seit fast 6 Jahren. Vorher habe ich mit meiner Familie in Leer gewohnt. Einer schönen Stadt in Ostfriesland. Ich lebte sehr gerne dort und hatte auch viele Freunde, aber nach meinem Abitur zog mich das Studium fort von meiner Heimat. Nun gut, eigentlich habe ich nicht nur eine Heimat. Meine Mutter stammt aus Leer. Sie ist dort geboren und aufgewachsen. Aber mein Vater kommt aus einer Kleinstadt in Missouri. Ihn verschlug eine Urlaubsreise nach Deutschland und auch nach Leer. Dort lernte er meine Mutter kennen und lieben. Sie erzählte mir die Geschichte immer wieder, wenn ich sie danach fragte. Wie er sie umrannte, weil er seinen Bus nicht verpassen wollte und ihr dann wieder hoch half. Als sie sich in die Augen sahen. Mein Vater hatte ihren Kaffee dadurch verschüttet und sah sich natürlich verpflichtet, ihr einen neuen zu besorgen. Doch es blieb nicht nur bei einem Kaffee. Den Bus hatte er natürlich verpasst. Aber dafür hat er seine Traumfrau getroffen. Das war vor 28 Jahren. Und die Beiden sind heute noch immer glücklich. Wir fuhren oft nach Missouri zu meinen Großeltern. Zumindest einmal im Jahr. Und dort habe ich auch eine zweite Heimat gefunden. Ich habe über die Jahre gelernt, dass es egal ist, wo man ist, solange man immer seine Familie oder Freunde um sich hat. Deswegen war es für mich am Anfang sehr schwer in eine fremde Stadt zu ziehen. Doch meine Eltern unterstützten mich wo sie nur konnten. Und das tun sie auch immer noch. Ohne die Beiden könnte ich mir wahrscheinlich nicht meine Miete leisten, oder gar die Gebühren für mein Studium. Ich sage zwar immer zu meinen Eltern, dass ich auf eigenen Füßen stehen möchte, doch das ist ihnen egal.
„Schatz, wenn du älter bist, das große Geld verdienst und wir wenig haben, dann wirst du uns sicher auch unterstützen wo du nur kannst. Genauso, wie wir dich unterstützen. Wir möchten, dass du eine sichere Wohnung hast und keine Angst, dass du etwas nicht zahlen kannst. Wir investieren gerne in dich.“
Meine Mama ist ein Engel. Dennoch möchte ich nicht alles auf ihnen abwälzen und habe mir neben meinem Studium einen festen Job gesucht. Und wie passend fand ich ihn in einem amerikanischen Restaurant. „Miss Pepper“ heißt es und ich verbringe dort so viel Zeit, wie es mein Studium zulässt. Große Sprünge werden es nicht, aber ich habe genug Geld, damit ich mir ein paar Dinge gönnen kann. Obwohl ich das gar nicht müsste. Meine Eltern schenkten mir zu meinem Führerschein ein Auto. Besser gesagt legte meine gesamte Familie zusammen. Sie wussten, dass ich in die große weite Welt ziehen wollte und fanden es passend, wenn ich einen sicheren fahrbaren Untersatz habe. Der Wagen ist jetzt 6 Jahre alt. Und mein Opel Astra hat mich noch nie im Stich gelassen. Ich komme also überall hin wo ich möchte, dank meiner Familie. Meine Eltern zahlen die Miete meiner Wohnung und meine Studiengebühren. Ich bin ihnen dafür so dankbar. Und es ist für mich keine Selbstverständlichkeit. Aber auch wenn ich viel bezahlt bekomme, arbeite ich dennoch wie eine Verrückte. Geld was übrig bleibt am Ende des Monats, lege ich auf die Seite. Ich spare es an. Will ich doch meinen Eltern am Ende des Studiums, wenigstens einen Teil von dem wiedergeben, was sie all die Jahre für mich bezahlten. Meine Mama verriet mir einmal, dass auch meine Großeltern jeden Monat ein wenig Geld dazugaben, damit es mir gut geht. Ich habe eine großartige Familie und möchte sie niemals missen. Ich telefoniere auch so oft ich kann mit ihnen. Denn mir fehlen sie alle. Auch, wenn ich in Köln Freunde gefunden habe, werden sie doch nie meine Familie ersetzen können. Ich sehe meinen Stellplatz vor dem Haus und parke meinen Wagen. Erschöpft klaube ich meine Sachen zusammen, sperre mein Auto zu und gehe zu meiner Wohnung. Ich sperre die Türe zu, lehne mich an diese und lasse mich langsam nach unten sinken. Ich bin so erschöpft. Mit müden Augen sehe ich auf mein Handy. Dort befindet sich eine Nachricht von Luca: „Schreib mir bitte, wenn du Zuhause bist. Solltest du noch einmal telefonieren wollen, dann bin ich noch wach.“
Ich beginne zu lächeln. Dieser Mann ist unglaublich. Schnell tippe ich eine Antwort: „Ich würde gerne noch einmal telefonieren, würde aber gerne vorher duschen, wenn es okay ist?“
Die Antwort kommt schnell: „Ich warte gerne auf dich.“
Mein Lächeln wird breiter. Ich lege mein Smartphone weg, ziehe mich aus – wieder einmal wird mir bewusst, dass ich noch immer kein Höschen trage - und springe voller neuer Energie unter die Dusche. Das Wasser ist so angenehm warm und der Strahl massiert meine müden Knochen. Ich genieße diese Erfrischung, doch beeile mich auch, denn ich möchte Luca nicht solange warten lassen. Als ich vor dem Spiegel stehe, die Haare in einem Turban zum Trocknen gewickelt, betrachte ich mich noch einmal ganz genau. Ich frage mich wirklich, was er an mir findet. Natürlich bin ich nicht hässlich, aber ich halte mich auch nicht für eine Schönheit. Ich bin nicht sonderlich groß. Um genau zu sein, 1,66. Mein Becken ist nicht gerade das schmalste und mein Bauch nicht der Flacheste. Ich bin nicht dick, aber auch nicht dünn. Kleidergröße 40 um genau zu sein. Ich habe ein schönes C-Körbchen. Ich bin nicht sonderlich zierlich, sondern ein bisschen breiter. Was ich nicht einmal hässlich finde, denn so wirke ich nicht wie ein zerbrechliches Püppchen. Mein Hintern ist dafür perfekt. Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Schön fest und rund, eben wie ein Apfel oder ein Pfirsich. Meine langen blonden Haare, fallen in Locken von meinem Kopf und enden kurz unterhalb meiner Brüste. Ich liebe meine weichen, dicken goldenen Locken. Sie lassen mich sehr feminin wirken. Sie umranden mein ovales Gesicht. Meine Wangenknochen sind leicht sichtbar und verleihen mir ein gewisse Anmut und Eleganz. Ich habe große grüne Kulleraugen mit langen Wimpern, volle Lippen. Das einzige, was ich an mir vielleicht einen Ticken zu groß finde, ist meine Nase. Ich neige den Kopf zu Seite und betrachte meine Nase genauer. Sie ist nicht groß oder hässlich, aber dennoch wünsche ich mir sie manchmal ein wenig kleiner. Obwohl sie die perfekte Stupsform hat. Kleiner ist vielleicht der falsche Ausdruck, eher schmaler. Aber nur ein bisschen. Ich muss lachen. Ich glaube es gibt keine Frau, welche mit sich zufrieden ist. Aber alles in Allem finde ich mich schon attraktiv und ich bin auch froh, dass ich kein Magermodel bin. Ich glaube, dass das mir gar nicht stehen würde. Und die meisten Männer fanden eben gerade meine Weiblichkleit äußerst attraktiv und anziehend. Dennoch bin ich nicht zufrieden mit mir. Zumindest in diesem Augenblick nicht. Luca hat so viel erreicht und ich stehe noch am Anfang von Allem. In 4 Wochen beginnt mein letztes Semester an der Universität und ich habe noch keine Ahnung, wie es danach weitergehen soll. Luca hingegen ist gefestigt. Er hat seine eigene Firma, sein Haus und Erfahrung. Was habe ich? Einen Bachelor der Philosophie und einen in japanischer Kultur in Geschichte und Gegenwart. Und jetzt studiere ich Erziehungswissenschaft. Wieder nur ein Bachelor. Gut, ich hatte dann vor meinen Master noch zu machen. Aber ich bin langsam ausgelaugt. Ich hätte mir das Alles besser überlegen sollen und auf Philosophie und Japanische Kultur verzichten sollen. Aber das waren Studiengänge, welche mich brennend interessiert haben. Habe ich doch durch diese Leidenschaft für Japan auch eine Gemeinsamkeit mit Luca. Doch, wenn ich überlege, dass ich erst mit 27 fertig bin. Obwohl 27 nicht so spät ist. Aber dennoch habe ich dann 8 Jahre studiert. Das kann man doch Niemandem erzählen. Luca wusste sofort, was er werden wollte. Und ich? Ich habe Zeit vergeudet. Ich schaue auf meine Uhr. Es ist schon 1:30 Uhr. Langsam sollte ich ihn anrufen. Ich habe total die Zeit vergessen. Schnell ziehe ich ein Top und eine Short an, schlüpfe unter meine Decke und wähle die Nummer von Luca. Nach dem zweiten Klingeln geht er sofort ran.
„Na, bist du wieder sauber, Kleines?“
„Ja, bin ich. Ich stinke nicht mehr nach Fleisch und Pommes.“
„Das ist gut. Erzähl mir von deiner Schicht im Diner.“
Ich kuschle mich noch mehr ein und schließe die Augen.
„Anstrengend. Ich fühle heute jeden Muskel. Obwohl ich denke, dass du da nicht ganz unschuldig dran bist. Alles zwickt an mir.“
Am anderen Ende der Leitung höre ich Luca lachen.
„So? Ich bin also Schuld? Ich frage mich warum. War ich doch ganz unschuldig und habe nichts getan.“
„Unschuldig nennst du das? Also für mich ist das alles Andere als unschuldig.“
„Na, dann erzähl doch mal, was der böse Luca so gemacht hat!“
Schlagartig werde ich am Telefon rot, als die Erinnerungen der letzten Nacht vor meinem geistigen Auge auftauchen. Aus Reflex lege ich eine Hand auf mein Gesicht, obwohl ich alleine bin.
„Du weißt das ganz genau.“
„Ich bin schon alt, Amelia. Also hilf mir auf die Sprünge.“
„Du willst wirklich, dass ich das wiederhole oder?“
„Ganz genau, Kleines.“
Mit hochrotem Kopf und trockenem Mund versuche ich über unsere Session zu reden. Und das obwohl es mir so peinlich ist, was er eigentlich wissen sollte.
„Du hast mich an einer Leine in dein Spielzimmer geführt, halbnackt. Ich durfte mich dann komplett entkleiden, damit du meine Arme an der Decke befestigen kannst. Du hast mich mit Klammern und Eiswürfeln bespielt und mit deiner Zunge, als auch deinen Fingern. Dann durfte ich deinen Schwanz in den Mund nehmen, bevor du mich nach allen Regeln der Kunst gefickt hast. Reicht dir das so?“
Erneut höre ich Luca am Telefon lachen.
„So so, nach allen Regeln der Kunst? Scheint ich hab es noch drauf. Und das in meinem Alter.“
„Du bist so ein Kindskopf.“
„War es denn gut?“
„Luca!“
Das Gelächter wurde größer und auch ich beginne unweigerlich zu lachen. Luca ist manchmal einfach nur ein Schelm. Als er sich etwas beruhigt hat, versucht er wieder eine ernste Stimme aufzusetzen.
„Amelia, du hast meine Frage nicht beantwortet.“
Ich verdrehe die Augen.
„Jetzt sei nicht so!“
„Also war es gut, wie ich dich nach allen Regeln der Kunst gefickt habe?“
Meine Scham wird in diesem Moment nass und ich spüre die Erregung in mir aufsteigen. Und das, obwohl er nur herumblödelt.
„Ich warte auf eine Antwort!“
Die Stimme von Luca wird durchdringender, dominanter. Das verspielte von Eben ist weg. Ich schlucke und werde sofort nervös. Selbst am Telefon schafft er es, dass ich mich klein fühle, mich ihm ausgeliefert. Und es ist so ein gutes Gefühle. Nervös lecke ich über meine Lippen. Ich weiß genau, was er jetzt hören will.
„Ja, Master. Es war unglaublich.“
„Mmmh, brave kleine Amelia. Möchtest du mir nun weiter über deinen Arbeitstag berichten?“
Ich überlege kurz. Denn eigentlich will ich das nicht. In mir brennt eine ganz andere Frage.
„Naja, es waren viele Gäste und ohne Höschen herumzulaufen hat mich irgendwie erregt, aber es war auch merkwürdig. Ich kann es nicht genau definieren.“
„Versuch es.“
„Luca?“
„Ja, Kleines?“
Meine Stimme wird etwas leiser und schüchterner. Irgendwie habe ich Angst vor dem was jetzt kommt.
„Ich möchte dich eigentlich etwas anderes fragen. Ich weiß, dass du gerne über mein Höschen reden möchtest, aber ich fühle mich gerade nicht so gut und...naja...“
In diesem Moment verändert sich die ganze Stimmung in mir. Am liebsten möchte ich wieder weinen. Doch ich versuche stark zu sein. Möchte ich doch nicht am Telefon die Heulsuse geben.
„Amelia, was liegt dir auf dem Herzen?“
„Naja, ich fühle mich so, ich weiß nicht genau. Im Gegensatz zu dir fühle ich mich so, als wäre ich nichts.“
„Wie bitte? Was erzählst du das für einen Blödsinn!“
Ich spüre die Empörung in seiner Stimme, doch kann ich die Gefühle momentan nicht ändern. 
„Als ich bei dir war und gesehen habe, was du alles erreicht hast. Ich meine, sieh dir dein Haus an, deine Firma, dein ganzes Leben. Und was habe ich? Nichts.“
„Amelia, ich bin 21 Jahre älter als du.“
„Das weiß ich doch, aber in meinem Alter warst du schon weiter. Du wusstest, was du wolltest und wie du es bekommst.“
„Kleines, das ist doch gar nicht wahr! Natürlich habe ich in dem Alter schon meine eigene Firma gehabt. Aber auch nur, weil mein Vater mir sie überschrieb und...und weil er gestorben ist. Aber das kannst du doch mit dir gar nicht vergleichen.“
„Genau, weil ich das alles nicht habe. Ich studiere noch immer und ich werde auch noch gute 2,5 Jahre studieren. Und dann fange ich mit 27, 28 Jahren endlich mal an. Das ist doch schrecklich.“
„Amelia ich verstehe nicht, was dein Problem gerade ist. Du studierst. Du hast einen wesentlich höheren Abschluss als ich. Schau mich doch an. Was habe ich? Meine Realschule. Nichts mit Abitur oder Studium.“
„Ja, weil du von Anfang an wusstest, was du wolltest. Nicht so wie ich.“
Ich höre, wie Luca tief die Luft einzieht und schnauft.
„Amelia! Hör auf so ein Schwachsinn zu erzählen. Du bist ein wundervoller Mensch.“
„Der nicht weiß, was er will.“
„Ach, ist dem noch immer so? Du weißt, also nicht was du willst?“
Irgendwie klingt Luca gerade etwas wütend. Das wollte ich nicht erreichen.
„Naja, ich habe 3 Jahre umsonst studiert. Nennst du das etwas, dass ich weiß was ich will? Vielleicht wache ich morgen auf und stelle fest, dass ich wieder etwas anderes machen möchte.“
„Ja, vielleicht wachst du auch morgen auf und merkst, dass ich ein alter Sack bin und du viel zu gut für mich. Scheinbar bist du ja so wankelmütig.“
Ich bin schockiert über das, was Luca da gerade sagte.
„Luca, das stimmt nicht. Ich...ich...“
Und in diesem Moment beginne ich leise zu weinen. So, damit er nicht mitbekommt, dass ich es tue. Luca scheint viel zu wütend. Wie konnte dieses Gespräch so eine Wendung nehmen?
„Du...du? Was du? Was, Amelia? Was ist es, dass du willst? Verdammt noch mal. Was! Denkst du, für mich ist das einfach? Du, die noch ihre ganze Jugend vor sich hat mit mir als alten Sack? Ich habe auch Angst, dass ich nicht mithalten kann, oder dir zu viel werde, oder oder oder! Also, sag es mir: Was ist es, dass du willst?“
Ich kann nicht länger leise weinen. Kullern die Tränen doch nur so über meine Wange.
„Sag doch so was nicht. Natürlich will ich dich!“
„Ja, heute noch. Aber wir stellten ja gerade fest, dass du morgen aufwachst und plötzlich etwas anderes wollen könntest.“
„Sicher nicht!“
„Ach, da bist du dir sicher? Warum? Woher willst du das wissen, wenn du doch an allem Anderen zweifelst?“
„Weil ich mich in dich verliebt habe du Idiot!“
Luca ist ruhig. Plötzlich sind wir Beide ruhig. Mir wird die Tragweite meiner Worte bewusst. Doch zurücknehmen kann ich sie nicht. Möchte ich auch nicht, da es die Wahrheit ist. Noch immer schweigt Luca. Langsam steigt die Panik in mir hoch und ich muss etwas sagen.
„Luca, wir schreiben seit 6 Monaten. Wir telefonieren fast täglich. Ich habe dir so viel über mich anvertraut und du mir von dir. Natürlich habe ich Gefühle für dich entwickelt. Und es tut mir leid, okay? Ich weiß, dass sich das nicht gehört. Du bist mein Dom und nicht mein Partner, aber...aber ich kann es doch nicht ändern. Und als ich dich gestern das erste Mal sah und heute mich von dir verabschieden musste, da wurde es mir klar...Es tut mir leid. Ich...ich...ich hätte das nicht sagen dürfen. Gott ich bin so dumm. Wie...?“
Luca fällt mir ins Wort. Leise, aber dennoch hörbar.
„Ich liebe dich auch, Amelia.“
Mein Herz setzt aus, als er diese Worte ausgesprochen hat. Vielleicht bin ich so müde, dass ich schon anfange zu halluzinieren. Meine Stimme zittert.
„Was?“
„Amelia, du hast Recht mit dem was du sagst. Die Zeit, das Vertrauen, unsere Sympathie und das drum herum führten dazu, dass ich mich täglich näher zu dir hingezogen fühlte. Und als wir uns gestern das erste Mal sahen, war ich nicht nur nervös. Mein Herz schlug vor lauter Freude, dich endlich in die Arme nehmen zu können. Es war weit mehr als das Treffen mit einer Sub. Konnte es auch gar nicht, nach all der Zeit. Also entschuldige dich nicht für deine Gefühle. Denn ich tue es auch nicht.“
Ich bin vollkommen überwältigt und nun strömen noch mehr Tränen aus mir heraus. Aber nicht nur Tränen der Verzweiflung. Nein, sie mischen sich mit Tränen der Freude.
„Aber...“
„Nichts aber, Amelia!“
„Doch! Stört es dich nicht?“
„Was sollte mich stören?“
Seine Stimme ist wieder so liebevoll wie vorher. Irgendwie klingt Luca erleichtert. Es ist keine Spur mehr von Wut zu vernehmen.
„Dass ich nichts habe? Meine Eltern zahlen meine Studiengebühren, meine Wohnung. Ich studiere noch, stehe nicht auf eigenen Beinen und bin noch von der Gnade meiner Eltern abhängig. Stört dich das nicht?“
„Nein. Es stört mich nicht im Geringsten. Es ist mir egal. Es ist mir egal, dass du 3 Jahre länger gebraucht hast, um deinen Studiengang zu finden. Es ist mir egal, dass du eben noch nicht alleine eigenständig bist. Es ist mir egal, dass du noch 2,5 Jahre studieren wirst. Amelia, es ist mir egal. Und weißt du warum?“
„Warum, Luca?“
Er seufzt laut am Telefon.
„Weil du dir den Arsch aufreißt. Du arbeitest neben deinem Studium und das obwohl deine Eltern dir so viel bezahlen. Du klemmst dich dahinter und büffelst, damit du immer gute Noten schreibst. Du gibst einfach dein Bestes. Und du ruhst dich nicht aus oder bist verschwenderisch oder sonst irgendwas. Du stehst, auch wenn du Hilfe bekommst, fest im Leben und willst etwas erreichen. Und genau das schätze und achte ich an dir so sehr, Kleines. Du kannst stolz auf dich sein.“
Mir fehlen die Worte und ein Kloß steckt in meinem Hals. Das, was Luca sagte, tat mir so unendlich gut. Und dafür bin ich ihm dankbar.
„Danke, Luca. Danke, für diese Worte und dass du mich so akzeptierst wie ich bin, Mit all meinen Ecken und Kanten.“
„Aber, Amelia. Genau diese Ecken und Kanten sind der Grund warum ich mich in dich verliebt habe. Und aus diesem Grund will ich, dass du dir jetzt deinen Schlaf holst, denn du brauchst. Ich weiß, dass du morgen wieder arbeiten wirst. Du musst todmüde sein.“
„Ja, du hast Recht. Ich bin erledigt. Die Fahrt hat mich erschöpft.“
Ich gähne laut und kann kaum noch meine Augen offen halten. Nach dieser Debatte bin ich unglaublich erschöpft, aber auch glücklich zugleich. 
„Gute Nacht, Luca. Schlaf gut und träum süß.“
„Danke du auch, Kleines. Und das nächste Mal komm ich zu dir!“
„Mmmh.“
Mehr bringe ich nicht mehr über die Lippen. Ich lege auf und falle sofort in einen tiefen Schlaf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 20, 2018 ⏰

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