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Ein Pochen, wie pulsierend, schmerzte in ihrem Kopf. Sie setzte sich auf und spürte wie eine Welle von Schmerz durch ihren Nacken schoss. Aufrecht sitzend versuchte sie sich zu orientieren. Wo war sie? Das Ticken einer großen Uhr lenkte ihre Aufmerksam in eine Ecke. Schemenhaft erkannte sie eine Standuhr, wie man sie normalerweise aus alten Häusern kennt. Mit der flachen Hand tastete sie den Boden ab. Holzdielen. Zuhause hatten sie keine Holzdielen. Und keine Standuhr. Sie blickte neben sich. Dort lag etwas. Sie stupste es kurz mit dem Zeigefinger an. Dann mit der ganzen Hand und bekam eine Haarsträhne zu fassen. Sie beugte sich vor. Das Etwas war ein Mensch. "Hey", flüsterte sie. Keine Reaktion. "Hey", flüsterte sie noch mal. "Hey!", ertönte ein tiefes Flüstern hinter ihr. Erschrocken fuhr sie herum, wobei ihre Knie über den Boden schabten. Im Dunklen erkannte sie zwei ebenfalls aufrecht sitzende Gestalten. Eine von großer Statur mit breiten Schultern und eine etwas zierlichere. "Wo sind wir? Und wer seid ihr?",fragte sie die beiden Gestalten vor sich. "Ich weiß es nicht", kam es flüsternd zurück. "Ich bin Skye und das hier ist Damian. Wir warten schon seit ein paar Minuten, dass ihr aufwacht. Dieser Raum ist komplett abgeschlossen. Nur ein Schreibtisch und ein paar Bücherregale, die wir erkennen können. Wie heißt du?", fragte ein Mädchen, offensichtlich Skye. "Ich bin India", flüsterte sie zurück,"wie viele sind wir denn?" India versuchte noch weitere zu sehen, aber mehr als das Mädchen neben ihr konnte sie nicht erkennen, dafür war es einfach zu dunkel. Sie versuchte näher an die beiden heranzurücken, aber da war wieder etwas im Weg. Und wieder war es ein Körper, der vor ihr lag. Auf einmal bekam sie ein mulmiges Gefühl im Magen. Sie streckte die Hand nach dem Mensch vor sich aus und berührte zitternd dessen Haut. Sie war warm. Erleichtert stöhnte India auf. Gott sei dank! Sie hatte schon befürchtet, dass...sie wollte den Gendanken gar nicht zu Ende denken. "Wartet kurz", informierte sie Damian und Skye, "ich komme zu euch rüber." Sie wollte sich gerad einen Weg an der bewusstlosen Person neben sich bahnen, als sie plötzlich spürte wie etwas sie am Arm packte. Ein Stöhnen und dann ein leises Husten. Die Person wachte auf. Offensichtlich hatten Damian und Skye auch bemerkt, dass sich wieder jemand regte, denn in der Dunkelheit konnte India erkennen, wie sie näher heranrückten um zu sehen wer gerade zu sich kam. "Alles okay bei dir?", fragte Skye und India merke, wie sich der Griff um ihren Arm lockerte. "Wo bin ich?", kam die Antwort. Es war eine tiefe Stimme, die antwortete. Es war die Art Stimme, die einem sofort sympathisch vorkam. India griff nach der Hand, die noch immer leicht ihren Arm umklammerte und drückte sie. Er richtete sich auf und setzte sich nun aufrecht hin. "Wo bin ich?", wiederholte er seine Frage. "Keine Ahnung", erwiderte Damian knapp und India tat es leid, dass sie nicht mit mehr Informationen dienen konnte. "Ich bin India", erklärte sie also. "Und das sind Skye und Damian." Sie ließ die Hand des Fremden los und versuchte ihn in der Dunkelheit besser zu erkennen, doch der Versuch blieb erfolglos. "Cooper", stellte er sich vor und India meinte ein zaghaftes Lächeln auf seinem Gesicht zu erahnen.

Im Laufe der nächsten Minuten wachten alle anderen Anwesenden auf. Obwohl es nicht allzu lang gewesen sein konnte kam es den Wartenden vor wie eine Ewigkeit. Es wachten noch zwei Mädchen und zwei Jungen auf. Alle zwischen 15 und 17. Bluebell, Mary-Lynn, Alec und Zach. Und alle waren genauso verwirrt über den Ort des Erwachens wie India, Skye, Damian und Cooper.

"Hat jemand vielleicht Streichhölzer oder ein Feuerzeug?", fragte Skye als sich die meisten Fragen geklärt hatten. "Damian hat vorhin zwei Kezen auf dem Schreibtisch entdeckt." Kurzes Schweigen, bis sich Zach zu Wort meldete: "Ja, warte kurz." India konnte hören wie er in seinen Taschen wühlte. "Verdammt", murmelte er. "Was ist los?", fragte jemand im Raum. Ein Mädchen - entweder Bluebell oder Mary-Lynn. Noch konnte India die Stimmen nicht auseinander halten. "Mein Feuerzeug und meine Zigaretten sind weg. Mein Handy auch. Scheiße!" Es folgten noch eine Reihe von verzweifelten Schimpfworten aus Zachs Mund. "Das kann ja wohl nicht wahr sein!", schimpfte er und India hörte wie er mit der Faust auf den Boden schlug. "Super", murmelte Cooper dicht neben ihrem Ohr, "jetzt sitzen wir planlos in einem dunklen Raum fest. Mit Kerzen aber ohne Feuer." India nickte zustimmend obwohl er es vermutlich nicht sehen konnte. Schweigsam saßen sie also weiter auf dem Boden und hörten zu wie Skye den Schreibtisch nach einem Feuer absuchte. Offensichtlich erfolglos, denn auch die nächsten Minuten blieb der Raum dunkel. Erfüllt vom Schweigen von acht Teenagern und dem Ticken einer großen Standuhr.

The Puppet Master - Der PuppenspielerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt