Schwaches Mondlicht fiel von einem kleinen Fenster durch den dichten Nebel auf ein einfaches Bett. India schloss die Tür ihres neuen Zimmers hinter sich und bewegte sich auf das Bett zu. Das Zimmer war kühl und ließ sie frösteln. Auf der einfachen weißen Bettdecke, die viel zu dünn für die Temperatur des Zimmers schien, lag ein cremefarbenes Nachthemd mit dunkelrosa Schleifchen und Bändern. Skeptisch hob sie das Nachthemd vom Bett und ließ es durch ihre FInger wandern. Es war dünn und leicht, fast als wäre es nur aus zarten Spinnennetzen gemacht, als würde der nächste Windhauch es aus ihrem Griff entreißen und mit sich fort wehen. Ohne lange zu überlegen zog sie ihr eigenes T-Shirt aus und schlüpfte aus ihrer Jeans. Dann warf sie sich das Nachthemd über. Wie erwartet fror sie. Als sie sich auch Schuhe und Socken ausgezogen hatte, legte sie sich ins Bett. Es war ungemütlich und hart und die Decke war steif und rau. Sie schüttelte das viel zu dünne Kissen auf, in der Hoffnung es würde dadurch weicher werden, doch auch das half nicht viel. Zitternd lag sie da und dachte nach. Sie dachte nach über ihre Mutter, die sie liebte, über ihren Stiefvater, der im Grunde ganz nett war, über ihre Freunde aus der Schule und über ihre Großeltern, die sie so schrecklich vermissen würden. Bestimmt waren alle Freunde und Bekannte der Familie dabei die verschwundene Tochter von Katie Benson zu suchen. Sie stellte sich vor, wie alle mit Taschenlampen und Suchhunden durch den Wald liefen um sie zu finden, wie in einem Film, aber sie bezweifelte, dass sie Glück haben würden. Denn alles war India in diesem Moment wusste, war dass sie selbst keine Ahnung hatte wo sie war. Vielleicht nicht mal mehr im gleichen Bundesstaat. Hatte man sie aus Maine verschleppt und wohlmöglich sogar in ein ganz anderes Land gebracht. Sie hatte nicht mal die Möglichkeit die Umgebung einzuschätzen um nur eine Vermutung darüber aufzustellen wo sie sich befand, denn dafür war es draußen zu neblig. Sie zitterte weiter vor sich hin und hoffte darauf, dass der Schlaf nicht lange auf sich warten lassen würde. Denn obwohl sie so müde war, dass ihr Körper regelrecht nach Schalf schrie, konnte sie nicht einschlafen. Die Angst, die ihr heiße und kalte Schauer den Rücken hoch und runter laufen ließ, die Ungewissheit, was als nächstes passieren würde, was dieser Puppenspieler mit ihnen vor hatte. Sie merkte es erst gar nicht, doch irgendwann waren ihre Schläfen benetzt von heißen Tränen, die in ihr Kopfkissen einsickerten und ihre schokobraunen Haare durchnässten. Sie wusste nicht wie lange sie noch wach lag, doch irgendwann schlich sich der Schlaf doch noch in ihren Körper und ihr fielen die Augen zu.
Es war nur ein schwaches Morgenlicht, das durch den dichten Nebel durch das kleine Fenster in Indias Zimmer. Doch das schwache Licht reichte aus um sie aus einem dunklen traumlosen Schlaf zu befördern. Fast orientierungslos strampelte sie sich aus der dünnen Decke und setzte sich fröstelnd auf. Sie wollte am liebsten einfach nur zurück in ihre eigenen Sachen schlüpfen. Das würde ihr ein Gefühl von Gewohnheit und Geborgenheit geben. Doch als sie auf den Boden sah, wo sie ihre Kleidung am Vorabend abgelegt hatte, war nichts. Sie runzelte die Stirn. Sie wusste noch ganz genau, dass sie ihre Sachen direkt vor ihrem Bett auf den Boden hatte fallen lassen. Sie rutschte von der Bettkante herunter und stellte sich barfuß auf den kalten Fußboden. Sie schaute unter das Bett. Waren ihre Sachen darunter gerutscht? Fehlanzeige. Sie runzelte die Stirn. Als sie dich wieder aufrichtete nutzte sie die Zeit sich in ihrem neuen Zimmer umzusehen. Am Vorabend war sie einfach zu fertig gewesen, als das es sie groß interessiert hätte, wie es darin aussah. Eine Kommode aus grobem Holz gefertigt stand ihrem Bett gegenüber. An der Wand hing ein einfacher kleiner Spiegel mit brüchigem Holzrahmen. Die Vorhänge aus schwerem Stoff, die Links und rechts neben dem kleinen Fenster hingen, dass ihr spährliches Licht spendete, hatten die Farbe von Himbeereis, Indias Lieblingssorte. Sie ging auf die Vorhänge zu und ließ den Stoff durch ihre Hände gleiten. Er erinnerte sie an den Stoff von den Krawatten ihres Stiefvater, Andy. Seltsam, wie sie diese zwei Dinge miteinander verknüpfte. Sie tapste hinüber zu der Kommode auf der ein kleines Kästchen stand. Als sie es öffnete erklang eine beruhigende Melodie einer Spieluhr. Sie würde keinen Eid darauf schwören, aber sie glaubte, dass es ein Klavierstück von Chopin war. Plötzlich sehnte sie sich danach an einem Klavier zu sitzen und die Finger über die Tasten gleiten zu lassen. Denn das wohlbekannte Muster würde sie vielleicht an zu Hause erinnern. Es gab bestimmt in diesem Haus ein Klavier. Sie würde sich danach umsehen müssen. In der kleinen Schachtel befanden sich mehrere kleine Gegenstände: Schleifen und Lippenstift in der Farbe der Vorhänge, ein kleiner Hölzerner Vogel mit rot angestrichenem Bauch, vermutlich ein Rotkehlchen, und ein zusammengefalteter Zettel. Sie faltete diesen rasch auseinander und sah die bekannte dunkle Tinte und das mysteriöse Zeichen.
Meine süße India,
Ich finde dunkles Rosa passt zu dir, du hast sicherlich bemerkt, dass ich diese Farbe für dich ausgewählt habe. Du wirst eine wunderschöne Puppe abgeben.
India schauderte bei diesen Worten. Es war als fühlte sie schon wie jemand Seile an ihren Gliedmaßen befestigte und sie in eine bestimmte Richtung zwang. Sie las angeekelt weiter. Sie würde keine verdammte Puppe werden.
Ich erwarte, dass du dich an meine Vorgaben halten wirst. Wenn du es nicht tust wird es Konsequenzen geben. Aber tust du das, was ich dir sage, dann belohne ich dich. Du wirst im Laufe der Zeit Aufgaben erhalten, die nur dich betreffen, nicht die Gruppe. Wenn du sie erfüllst, dann wirst du Vorteile erhalten.
Deine eigene Kleidung habe ich entfernen lassen, denn als echte Puppe trägst du nun die Kleider die ich für dich rausgesucht habe. In der Kommode findest du einige Kleider für dich. In dem kleinen Kästchen hast du Schleifen und Lippenstift um dich hübsch zu machen. Das Badezimmer für eure Hygiene findet ihr neben Mary-Lynns Zimmer. Ich erwarte, dass du dich an das hältst, was ich dir sage, denn ich will dich nicht dazu zwingen müssen meine Anweisungen zu befolgen. Doch wie ich im letzten Brief schon sagte: Lebt euch erst ein, bevor ich euch weitere Aufgaben gebe.
Bis bald
Der Puppenspieler
India ließ den Brief angewidert zu Boden sinken. Keine Informationen zu dem kleinen Holzvogel. Vielleicht hatte der auch keine Bedeutung. Aber ihr blieb jetzt auch wenig übrig, als das zu tun, was der Puppenspieler wollte. Auch wenn das nicht dem entsprach, wofür sie eigentlich stand. Sie war nicht dickköpfig, aber sie ließ auch nicht einfach so mit sich spielen. Aber was sollte sie sonst tun? Wütend trat sie auf den Brief des Puppenspielers und öffnete widerwillig eine Schublade der Kommode. Entsetzt sah sie Kleider die sie von nun an tragen musste. Der Puppenspieler war eindeutig verrückt.
Ich kann diese Woche nur vom Handy aus schreiben, deshalb entschuldige ich mich schonmal im Voraus dafür, dass es länger dauern wird mit dem Schreiben. Ich hoffe ihr bleibt trotzdem dran. Ich aktualisiere trotzdem so oft wie möglich.
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The Puppet Master - Der Puppenspieler
Mystery / ThrillerAcht Teenager wachen in einem alten Herrenhaus auf. Alle Türen verriegelt, alle Fenster bruchsicher, vor ihnen nichts als ein mysteriöser Zettel - unterzeichnet vom geheimnisvollen Puppenspieler. Sie sehen sich gezwungen sich in dem Anwesen zurecht...