"Die Bibliothek gefällt dir, oder?", fragte Cooper und strich sich dabei eine seiner blond gelockten Strähnen aus dem Gesicht. India nickte nur, mit einem Lächeln auf den Lippen, während sie den Blick auf die großen gefüllten Bücherregale ruhen ließ. "Ich habe schon immer gern gelesen. Meine Mutter hat meinen Stiefvater auf einer Buchmesse kennengelernt. Er ist Verleger und deshalb haben wir total viele Bücher zu Hause", Sie lachte kurz auf, "Ernsthaft, wir haben überall im Haus Bücher herumstehen." Coopers Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, als er antwortete: "Ich versuche mir das gerade vorzustellen. So wie du eben in der Bibliothek aufgeblüht bist, muss das ja das perfekte zu Hause sein." Das war es auch irgendwie, dachte India. Natürlich war nicht immer alles perfekt. Sie kannte größere und kleinere Streitigkeiten in der Familie wie jeder andere Mensch auch, doch wenn man in so einer Situation an sein zu Hause zurückdenkt, dann ist die Erinnerung natürlich viel idyllischer als es ist, wenn man gerade da ist. Gerade schien es als wolle Cooper noch etwas zu seiner Aussage hinzufügen, da knallte Alec schon mit seinem breiten Dauergrinsen ein Schachbrett zwischen Cooper und India auf den kleinen Kaffeetisch. "Schach?", fragte er und sah auffordend in die Runde. Doch ehe Cooper oder India antworten konnten ertönte auch schon Mary-Lynns genervte Stimme, die einige Schritte weiter auf dem Boden saß und über einem Roman brütete: "Alec! Mach verdammt noch mal nicht so einen Krach, ich versuche hier zu lesen." Alec grinste nur noch breiter und verbeugte sich spöttisch in Richtung Mary-Lynn: "Wie sie wünschen, Ma'am." Dann widmete er sich wieder dem Schachbrett. "Also?", fragte er und deutete darauf. "Hier gibt es tatsächlich ein Regal, dass nicht mit schwachsinnigen Büchern vollgestopft ist, sondern mit Spielen." India verkniff sich Alec zurecht zu weisen, dass die Bücher keineswegs schwachsinnig waren, doch Cooper schien ziemlich begeistert über Alecs Entdeckung. "Hey, super!", meinte dieser und klatschte in die Hände. India begriff, dass sie hier nicht mehr gebraucht wurde und erhob sich von dem kleinen Samtsessel um Alec Platz zu machen. "Ich verkrümmel mich mal," sagte sie und begab sich zu Mary-Lynn, die gerade dabei war den Schmöker wieder in einem Regal zu verstauen. "Alec ist so unsensibel", murmelte diese, als sie India kommen sah. "Was meinst du damit?", hakte sie nach und Mary-Lynn zuckte mit den Schultern. "Ich meine ja nur, dass es offensichtlich war, dass du und Cooper gerade ein Gespräch führt und er platzt einfach rein", erklärte sie und India musste lachen. Mary-Lynn hatte Recht, aber sie war Alec nicht böse. Es war natürlich schade gewesen, dass sie sich nicht weiter mit Cooper hatte unterhalten können, aber allzu schlimm war das auch nicht. "Wollen wir uns vielleicht noch ein bisschen umsehen?", fragte Mary-Lynn, "ich hoffe ja immer noch darauf, dass uns irgendetwas Wichtiges bisher entgangen ist. Irgendwie muss man doch aus diesem Haus kommen."
"Hah! Sieh dir das an! Ich wusste es einfach", rief Mary-Lynn aufgeregt, als sie triumpfierend eine Tür aufstieß. India runzelte die Stirn. Diese Tür hatten sie vorhin schon probiert und da war sie nicht offen gewesen. Anscheinend gewährte der Puppenspieler ihnen mehr Einblick in das Haus. DIe beiden Mädchen befanden sich in einem kleinen Kaminzimmer. An den Wänden hingen Jadgtrophäen und auf dem Boden lagen Felle. "Krass!", meinte Mary-Lynn und trat näher an den Kopf eines Hirsches heran, der auf sie hinunter blickte. Direkt neben dem Hirsch standen auf einem Regalbrett mehrere ausgestopfte Tiere. Darunter einige Vögel, eine Wildkatze und ein Fuchs, dem ein Auge fehlte. Über dem Kamin hing ein gerahmtes Gemälde, dass Indias Aufmerksamkeit auf sich zog. Darauf abgebildet war ein Jagdschloss oder Herrenhaus, dass bei einem Wald stand. "Meinst du, dass ist das Haus in dem wir uns gerade befinden?", fragte India und drehte sich zu Mary-Lynn. Doch bevor diese ihre Meinung dazu äußern konnte, ertönte ein lauter Knall und die Tür des Kaminzimmers schlug wie von Geisterhand zu. Erschrocken drehten die beiden Mädchen sich um, nur um festzustellen, dass sie dir Tür vermutlich nicht mehr aufbekommen würden. Der Türknauf fehlte. "Oh verdammt! Das kann ja wohl nicht wahr sein", fluchte Mary-Lynn, während India versuchte die Tür irgendwie aufzubekommen. Erfolglos. Verzweifelt begann sie gegen das schwere Holz der Tür zu klopfen, in der Hoffnung, dass jemand sie befreien würde. Auch Mary-Lynn stimmte mit ein, aber es schien sie keiner zu hören. Gerade als sie aufgaben, dass jemand sie noch befreien würde und India verzweifelt an der Tür herunterrutschte, fiel ihr Blick auf einen weißen Zettel, der mitten im Zimmer lag. "Dar war doch vorhin noch nicht da, oder?", fragte sie leicht verwirrt und sofort hechtete Mary-Lynn auf ihn zu um ihn aufzuheben. Sie kehrte zu India zurück und hielt ihr den Zettel entgegen. Darauf war in der unverkannbaren Schrift und schwarzen Tinte folgendes geschrieben:
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The Puppet Master - Der Puppenspieler
Mystery / ThrillerAcht Teenager wachen in einem alten Herrenhaus auf. Alle Türen verriegelt, alle Fenster bruchsicher, vor ihnen nichts als ein mysteriöser Zettel - unterzeichnet vom geheimnisvollen Puppenspieler. Sie sehen sich gezwungen sich in dem Anwesen zurecht...