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Das erste was India bemerkte als sie endlich ihr Gefängnis, das Arbeitszimmer verließ, war wie stickig und warm es in dem Raum gewesen war. Sie fand sich mit den sieben anderen Gefangenen auf einem dämmrigen Korridor wieder. Unschlüssig wartete sie, bis alle den Raum verlassen hatten. An den steinernen Wänden hingen Bilder. Gemälde von Männern mit kunstvollen Bärten und Frauen mit komplizierten Frisuren. Wie in einem alten Schloss. Alec, der sich direkt hinter Mary-Lynn durch die Tür geschoben hatte, zeigte auf ein Bild. Oder besser darunter. Denn dort hing wieder ein Zettel. Er riss ihn von der Wand und India sah, wie er mit den Augen die Zeilen überflog bevor er zu lesen begann. 

Meine lieben Puppen,

Ich sehe ihr habt es geschafft. Ich lobe euch für euren Überlebenswillen. Ihr scheint auch genug Grips für unser Spiel zu haben. Glaubt aber nicht, dass eure Aufgaben in Zukunft immer so einfach sein werden.

Sicherlich habt ihr Hunger. Ich rate euch die Küche aufzusuchen. Die Speisekammer ist gefüllt mit Essen, denn ihr sollt ja schließlich nicht verhungern. Auch für Kleidung und Schlafplätze ist gesorgt. Im Oberen Stockwerk findet ihr acht Schlafzimmer. Die auf der linken Seite des Korridors sind für Mary-Lynn, Skye, India und Bluebell. Auf der rechten Seite habe ich die Betten für Alec, Cooper, Damian und Zach hergerichtet. Haltet die Reihenfolge ein, sonst werde ich mir eine gerechte Strafe für euch einfallen lassen. Lebt euch erst in eurem neuen Zuhause ein, bevor ich euch die nächste Aufgabe stelle.

Der Puppenspieler

Natürlich fiel India wieder das seltsame Zeichen auf dem Papier auf. Es tauchte immer wieder auf. Das war kaum zu übersehen. Der Brief ließ es ihr jedoch eiskalt den Rücken runterlaufen. Sie bekam Anweisungen von einem Verrückten, der sie als seine Puppen bezeichnete und ihnen blieb wirklich nichts anderes übrig, als das zu tun, was er ihnen sagte. Sie hörte wieder ein leises Wimmern und registrierte, dass Bluebell erneut zu weinen begonnen hatte. Doch diesesmal schien Mary-lynn sich nicht darum zu scheren. Auch die Anderen kam nicht um sie zu trösten, als stellte sich India neben das Mädchen, mit dem sie bisher kaum kommuniziert hatte und streichelte ihr den Rücken, in der Hoffnung sie würde sich beruhigen. Denn wirklich gut damit umgehen, dass das blonde Mädchen schon wieder in Tränen ausbrach, konnte sie nicht. Als plötzlich Schritte hinter ihr ertönten, drehte sich India abrubt um und sah Zach davonstürmen. "Wo will der denn hin", fragte Alec und ging Zach mit großen Schritten hinterher. Die Anderen folgten. Sie holten den aufgewühlten Jungen mit den dunkelblonden Haaren relativ schnell ein, denn er war in einem Raum stehen geblieben, der der Eingangsbereich zu sein schien. "Und jetzt?", fragte ihn Skye herausfordernd, die offenbar genervt war, dass zach einfach davongestürmt war. Er ignorierte sie einfach und ging zur imposanten hölzernen Eingangstür, die, wie nicht anders zu erwarten, abgeschlossen war. Er trat wütend dagegen und ging zu einem Beistelltisch, der an der Wand stand. Von dort griff er sich einen schwera aussehenden messingfarbenen Kerzenleuchter und ging auf das Fenster zu, das neben der Tür war. Er holte aus und schlug mit dem Kerzenleuchter gegen die Glasscheibe. Nichts geschah. Er schlug erneut dagegen. Dann wieder und wieder, bis er vor Erschöpfung in sich zusammensank und der Leuchter mit einem metallischen Scheppern auf dem Boden landete. Alle Anderen standen teilnahmslos daneben. keiner traute sich wirklich etwas zu sagen. Zachs Brustkorb hob und senkte sich, als er gierig nach Atem rang und seine Augen glänzten verdächtig. Als sich eine Träne aus seinen grauen Augen stahl wandte er beschämt den Blick zur Wand und fuhr sich mit dem Handrücken über die Wange. Wortlos hockte sich India neben ihn auf den Boden und überlegte krampfhaft was sie sagen sollte. Denn das typsiche es wird alles gut konnte sie nicht über ihre Lippen bringen. Denn sie hatte keine Ahnung ob alles gut werden würde. In Anbetracht der Situation würde sie sogar stark daran zweifeln. Also tat sie das, was am logischten war: Sie befolgte die Anweisung des Puppenspielers. "Wir essen jetzt erstmal was und dann sehen wir weiter. Bis dahin haben sich sicherlich alle etwas beruhigt", sagte sie mit möglichst sanfter Stimme und stellte sich hin. Sie streckte Zach die Hand aus, welche dieser auch dankbar ergriff und wieder auf die Beine kam. "Kommt wir suchen die Küche", schlug India vor und ging voran. Sie hörte noch, wie Zach den anderen im Vorbeigehen eine Entschuldigung zu murmelte, als er ihr folgte.

The Puppet Master - Der PuppenspielerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt