Kapitel 3

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Meine Mitbewohnerin mochte nicht die hellste Kerze auf der Torte sein, doch für Äußerlichkeiten und Styling hatte sie zweifellos ein Händchen.

Alba war nach einer halben Stunden nicht mehr wieder zu erkennen und Cleo hatte ihre Vorzüge mit Klamotten und Make-Up gekonnt unterstrichen.

Alleine das Strahlen in Albas Augen würde das Spektakel Wert sein, das noch vor uns lag. Ausnahmsweise entschied sich Cleo dazu, mit uns zur Party zu gehen und zusammen mit ihr unser Zimmer zu verlassen fühlte sich so ungewohnt an, dass ich mich am liebsten wieder in meinem Bett verkrochen hätte.

Als wir die schwere Tür des alten Wohnheimgebäudes öffneten, schlug uns bereits laute Musik entgegen und Alba freute sich wie ein kleines Mädchen. Kalter Wind ummantelte uns und ich bereute nicht, meinen alten, kuscheligen Pullover angelassen zu haben, anstatt mich für meine Mitstudenten aufzuhübschen.

Der Weg vom alten zum neuen Wohnheim war ein Katzensprung und mit jedem Schritt, den ich auf das hell erleuchtete Gebäude zutrat, fühlte ich mich unwohler. Betrunkenes Gegröle dröhnte aus den geöffneten Flurfenstern und draußen hatten sich einige Raucher in kleinen Grüppchen zusammengefunden.

Es war mir von Anfang an klar gewesen, dass mich jegliche Art von Veranstaltung dieser Art unweigerlich an den alles verändernden Vorfall erinnern würde, der mir seither nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Doch dass sich bereits ohne das Gebäude überhaupt betreten zu haben regelrechte Panik in mir ausbreiten würde, hatte ich nicht erwartet.

Ein stechender Schmerz breitete sich in meiner Brust aus, während sich mein Herzschlag immer mehr beschleunigte. In meinem Kopf schwirrten nur noch Gedanken, die sich um meine Ängste drehten, Bilder von meiner Mutter, die blutend am Boden lag und von mir, wie ich seelisch erschüttert in einer Ecke kauerte und darauf hoffte, dass das alles nur ein Albtraum war und ich gleich aufwachen würde.

Alba und Cleo unterhielten sich neben mir über belanglose Dinge, ihre Konversation ging vollkommen an mir vorbei und ich schätzte mich glücklich, dass ihnen nicht auffiel, dass sich gerade eine Panikattacke in mir breit machte. Ich legte zitternd eine Hand auf mein rasendes Herz und versuchte krampfhaft, meinen Atem zu kontrollieren.

Wenn ich mich nicht bald zusammenriss, würde dieser Abend schneller enden als erwartet. Unbewusst tastete meine linke Hand in meiner Hosentasche nach meinen Tabletten. Es beruhigte mich ein wenig zu wissen, dass ich die Panikattacke aufhalten konnte, wenn es hart auf hart kam, doch wollte ich diese Möglichkeit wirklich erst im Notfall anwenden.

Als wir vor dem Gebäude stehen blieben und Cleo die Eingangstür öffnete, zwang ich mich dazu, mich daran zu erinnern, was ich die gesamte letzte Woche gefrühstückt hatte. Es war ein einfacher, aber wirksamer Trick, den mir damals Schwester Ruth verraten hatte, als ich mich nach dem Vorfall in Behandlung befunden hatte.

Allerdings gingen meine guten Gedanken im ohrenbetäubenden Bass der Musik unter und ich konnte mich kaum konzentrieren. Nervös schaute ich mich in den Menschenmengen nach einem Zufluchtsort um, um mich verkriechen zu können und wieder zurück auf den Boden der Tatsachen zu kommen.

„Alles in Ordnung, Suri?" Albas besorgtes Gesicht erschien in meinem Blickfeld. Ich wischte mir mit dem Handrücken den kalten Schweiß von der Stirn und nickte hektisch. „Alles super!", rief ich ein wenig zu energisch und trat einen Schritt zurück.

Mehrere der neu bezogenen Zimmer waren geöffnet und schienen mir die einzige Möglichkeit, mich ein wenig zu verschanzen. „Ich schau mal, ob ich was zu trinken finde", ließ ich Alba wissen und verschwand, ohne auf ihre Antwort zu warten, im Getümmel unserer feiernden Kommilitonen.

Ohne nachzudenken stürmte ich in das erste offene Zimmer, das ich entdeckte. Einige meiner Mitstudenten hatten sich im Raum verteilt und versahen mich mit entgeisterten Blicken, als ich rücksichtslos die Badezimmertür aufriss und sie mit einem lauten Knall hinter mir zu schlug.

Soul WandererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt