Feuer ist unsterblich. Wenn ein Streichholz angezündet wird, bedeutet das nicht nur eine kleine Flamme, sondern es bedeutet etwas Größeres.
Mächtiges.
Unsterbliches.Dies denkt das Mädchen, das keine Haare mehr hat, während es die brennenden Pois schwingt. Sie lässt sie umherwirbeln, miteinander verschlingen, zu leuchtenden Figuren. Kreise, Schlaufen, das Unendlichkeitszeichen, ineinander verschlungende Linien.
Sie lacht, während sie spürt, wie sie schwächer wird.
,Ich hoffe, Feuer wird niemals sterben. Feuer ist nicht schlecht. Die Erde bestand einmal aus Feuer. Aus der Erde entstanden wir. Also ist Feuer nicht schlecht. Die Menschen denken das, aber wieso? Wenn etwas unendlich ist, ist es dann nicht schön?'
Ihr inneres Feuer ist schon lange erloschen. Seit sie von ihrer Krankheit weiß, ist ihre Flamme erstickt. Aber nicht vom Wind der Verzweiflung. Sondern von dem Wasser, von der Flüssigkeit, die aus den Kathetern in ihre Adern geschickt wurde. Die Resignitation der Ärzte, ihrer Familie, hat ihre Krankheit genährt.
Und jetzt ist sie dem Tod so nahe wie noch nie.
Was der Grund ist, dass sie mit etwas tanzt, das unendlich ist. Wenn ihr Tod von einem unendlichen Element begleitet wird, wird ihr Ende, ihr Abschied von dieser Welt, erträglicher.
Denn Feuer stirbt nicht. Niemals.
Ihr Vertrauen in diese Tatsache, die so wackelig wie wahr ist, ist niemals ins Wanken geraten. Von jeher, seit sie ihre erste Geburtstagskerze ausgepustet hat, hat sie das Feuer geliebt.
Denn immer, wenn jemand eine kleine Kerze auspustete, entfachte sich anderswo ein Waldbrand.
Diese Überzeugung ist fest in ihren Gedanken verankert, während sie die brennenden Stoffbälle schwingt. Sie lässt das Feuer an den Stoffbahnen Kreise, Schlaufen und Unendlichkeitszeichen beschreiben. Ineinander verschlungene Linien. Rennende Figuren aus Feuer, die sich umarmen scheinen.
Und während sie mit dem unendlichen Feuer tanzt, lächelt sie mit ihrer allerletzten Kraft.
Sie tanzt, bis alle Feuer heruntergebrannt sind.
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Herzenskinder
PoesíaIch will euch eine Geschichte erzählen. Nein, nicht nur eine. Die Geschichten von den Schicksalen mehrerer Menschen, die so viel mehr sind. Die Geschichten von ihnen. Sie sind ich, sie sind du, sie sind sie selbst. Sie sind Herzenskinder.