Coco
Wenn ich später zurückschaue auf diese Zeit, werde ich mich oft fragen: Wieso ist mir nichts aufgefallen? Ich denke, ich lüge mich selbst an. Es fällt mir etwas auf, aber ich will es nicht sehen... Noch nicht... Lieber lasse ich meine Augen noch verschlossen, lasse mich durchs Leben treiben wie ein kleines Kätzchen. Verschlossene Augen. Hier gibt es keine Schatten. Mit geschlossenen Augen sieht man nur das Licht. Aber das Später kommt. Es kommt unaufhaltbar. Jedes Kätzchen öffnet irgendwann die Augen, und ob ich es möchte oder nicht: Ich werde es ihnen gleich tun müssen.Momo
Es ist Samstag. Die Sonne strahlt so schön, dass ich kotzen könnte. Die irrt sich, diese verdammte Sonne! Heute ist kein Tag für Sonnenschein. Was ich bräuchte, wäre so ein richtig deprimierender Regen. Ein grauer Tag mit grauen Menschen und grauen Gedanken. Vielen Gedanken in allen existierenden Grauschattierungen. Sie ignoriert mich. Seit einer Woche behandelt sie mich wie Luft. Ich graue mich nicht, nochmal mit ihr zu reden. Es ist ihre Entscheidung, dass sie mit meiner Krankheit nicht umgehen kann. Und sie hat ihre Entscheidung getroffen. Die Tage verstreichen unendlich langsam. Ab Montag gehe ich nicht mehr in die Schule. Ich kann nicht mehr lesen. Meine beste Freundin, die vielleicht noch mehr ist, behandelt mich wie Luft... Was zur Hölle habe ich falsch gemacht? Warum tut sie so, als hätte ich ihr etwas angetan? Was kann ich für die verdammte Krankheit, die mein gesamtes Leben zerfrisst? Was kann ich dafür, dass nach und nach die Flecken wachsen. Dass ich nach und nach mein Leben nur noch sehe, als säße ich unter einer Glasglocke. Einer Milchglasglocke.Coco
Sein Fenster steht offen. Er sitzt am Schreibtisch und schaut genau auf die Stelle, an der ich stehe - hinter geschlossenen Fenstern. Ich habe nicht das Gefühl, als würde er mich persönlich anschauen. Er sieht nur an die selbe Stelle. Die Woche hat sich endlos lang gezogen. Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich würde ihn nicht mehr sehen, aber es stimmt nicht. Ich kann die wichtigste Person in meinem Leben nicht einfach so mur nichts dir nichts aus meinem Leben werfen. Das braucht Zeit, Kraft und Entschlossenheit. Von allen dreien besitze ich nur letzteres.
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Es ist Samstag. Der erste Samstag in den erste Samstag in den Sommerferien. Der Samstag, an dem ich ihn schon seit drei Wochen zu ignorieren scheine. Er macht es mir erstaunlich leicht. Nur ein einziges Mal hat er mich angerufen. Anscheinend hat er wirklich gemeint, was er gesagt hat. Anscheinend macht es ihm nichts aus, mich nicht mehr in seinem Leben zu haben. Ich glaube, demnächst bin ich bereit, alle meine Kraft zusammen zu nehmen und ihn weg zu schleudern. Weit weg, an einen Ort, an dem ich nicht mehr an ihn denken werde. Ich glaube so fest an diese Lüge, dass ich beinahe die Stimme, die weit hinten in meinem Kopf nach mir ruft, überhöre. Beinahe.Momo
Zum mindestens zehntausendsten Mal lasse in die letzte Begegnung mit ihr vor meinem inneren Auge Revue passieren. Meinem inneren Auge, von dem ich glaube, dass keine unscharfen Flecken sein Sichtfeld stören. Ich glaube nicht mehr wirklich, dass ich noch irgendetwas finde. Das finde, was sie dazu gebracht hat, schon seit bald zwei Monaten nicht mehr mit mir zu reden. Mich nicht mehr anzuschauen. Mir schon seit sechsundfünfzig Tagen aus dem Weg zu gehen. Ich kann sie spüren. Sechsundfünfzig Striche eingeritzt in das Holz meines Schreibtisches. Sechsundfünfzig Tage, von denen jeder einzelne sich anfühlt wie ein Jahr. Wenn mich jemand fragen würde, welche Farbe meine Welt hat, lautete meine Antwort nicht mehr bunt, nicht mehr grau, sondern schwarz. Milchschwarz.
Der Fleck in meinem Sichtfeld hat sich so weit vergrößert, dass ich nur noch im Augenwinkel einigermaßen scharf sehe. Ich fühle mich wie ein Maulwurf.
Es scheint so, als hätte sie mich weg geschleudert aus ihrem Leben. Losgelassen. Vergessen. Ich kann nicht verstehen, weshalb sie uns aufgegeben hat. Weshalb hat sich unsere Freundschaft, die doch schon so viel durchgehalten hat, von dieser beschlossenen Krankheit zerschmettern lassen? Können wir nicht befreundet bleiben, obwohl ich beinahe blind bin? Was stört sie nur so sehr daran? Und schon wieder gehe ich unser letztes Treffen in Gedanken durch...
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Coco
Teen FictionDas Leben der drei Teenager Coco, Momo und Leiza hätte durchschnittlicher nicht sein können. Sie wohnen in einer Kleinstadt, gehen ganz normal zur Schule und erwarten nichts ungewöhnliches von ihrer Zukunft. Eines Tages ist das alles vorbei. Die kle...