Kapitel 6 - „Don't be scared"

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„Du beobachtest mich? Wer bist du? Mein Stalker?"

„So könnte man es auch ausdrücken, ja", gab Lucifer ruhig zu. „Das war notwendig. Wie ich bereits sagte, warte ich schon sehr lange auf diesen Moment und ich konnte nicht riskieren, dass etwas schiefgeht. Das hätte jahrhundertelange Arbeit zunichte gemacht."

Sam wurde bei Lucifers Worten immer unbehaglicher zumute und er suchte den Käfig unauffällig nach einer Art Ausgang ab. Erfolglos. Es gab keine Türen in den schweren Stahlwänden und auch keine sonstigen größeren Öffnungen. Natürlich gibt es die nicht, dachte Sam. Immerhin war diese Kiste gebaut worden, um den Teufel gefangen zu halten! Vielleicht würde es ihm ja helfen, wenn er wüsste, wie er überhaupt hergekommen war?

„Und was beinhaltete diese Arbeit? Wie hast du mich hierher geschafft? Und wo ist „hier"?"

„Das hier ist die Hölle. Und man könnte sagen, dass ich eine besondere Art der Astralprojektion verwendet habe, um hier mit dir sprechen zu können. Ein kleiner Blutzauber hier, die richtigen Helfer da und zack!" Lucifer schnipste mit den Fingern. „Schon bist du hier."

Sam hatte bei der Erwähnung des Wortes „Hölle" jedoch aufgehört, zuzuhören und starrte Lucifer erschrocken an.

„Ich bin in der Hölle? Also bin ich gestorben und du hast mich mit einem Zauber zu dir geholt?" Er lachte verbittert auf. „Na klasse. Ich sterbe und statt einfach in irgendeinem Höllenloch zu landen, bekomme ich den Teufel persönlich! Warum stehe ich eigentlich noch hier? Solltest du mich nicht foltern und für meine Taten büßen lassen?"

„Sam, immer so dramatisch. Ich werde dich nicht foltern. Ich kann dich in diesem Käfig ja nicht einmal berühren." Zum Beweis seiner Worte streckte Lucifer seine Hand nach Sam aus und sie glitt, ohne auf Widerstand zu stoßen, durch ihn hindurch. Sicherheitshalber machte Sam trotzdem einen Schritt rückwärts um ein bisschen mehr Abstand zwischen sich und den Teufel zu bringen. „Wie auch immer", fuhr Lucifer fort, „Wie ich bereits sagte, bist du nicht mit deinem Körper hier. Dem geht's den Umständen entsprechend und befindet sich in der Obhut deines Bruders auf der Erde. Ich habe lediglich deinen Geist von deinem Körper getrennt und zu mir geführt." Mit einem undurchdringlichen Ausdruck im Gesicht starrte Lucifer Sam an, der jedoch nur eine knappe Frage herausbrachte.

„Wie?", fragte er mit heiserer Stimme und räusperte sich. „Wie hast du es geschafft, mich in dein Gefängnis zu bringen?"

„Sam", stöhnte Lucifer genervt und schüttelte den Kopf. „Ich habe damals zwar zugestimmt, dir eine Gehirnwäsche zu verpassen, aber darunter sollte doch nicht dein Kurzgedächtnis leiden! Hast du Asmodeus etwa schon vergessen?"

„Asmodeus? Ich kenne keinen-", begann Sam, hörte dann allerdings auf, zu reden, als seine Erinnerungen flutartig zurückkamen. Summer, Asmodeus, der in ihrem Zimmer aufgetaucht war und Sam beinahe getötet hatte, Gabriel, der ihm das Leben gerettet hatte, Sams Übelkeit, der Husten... Und dann...nichts. Lucifer beobachtete Sams Mimik genau und erkannte sofort, dass sich wieder erinnerte.

„Geht doch", gähnte er. „Das Ganze beginnt, mich zu langweilen, Sam, deswegen mache ich es kurz. Asmodeus hat dir etwas von seinem Blut verabreicht. Er ist eines meiner mächtigsten Kinder und da du bereits das Blut eines anderen Dämons in dir hast, verpasste dir sein Blut eine Art Kick, der so stark war, dass es dich förmlich aus deinem Körper katapultiert hat. Und das war meine Chance, um dich herzuholen."

Lucifer sah stolz aus, als er seine Erklärung beendet hatte und setzte sich anschließend auf den Boden des Käfigs.

„Ich habe alles gesagt, was gesagt werden musste, Sam. Es dauert sowieso nicht mehr lange, bis das Blut seine Wirkung verliert", sagte Lucifer und legte den Kopf ein wenig schief, so als würde er nach etwas lauschen. „Interessant. Scheint so, als hätte da schon jemand nachgeholfen. Aber keine Sorge. Wir werden uns wiedersehen."

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