Ein Entschluss

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Es dauerte lange, die gesamte Geschichte zu erzählen. Viele Fragen wurden gestellt, doch die Anwesenden in der Schenke schienen ihnen zu glauben. Sofie war erleichtert, denn wenigstens waren sie nun vor den Machenschaften von Virtus gewarnt. Selbst wenn die Dorfbewohner sich dagegen entschieden mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Als schließlich alles erzählt war, blieb es eine Weile still. Dann räusperte Lasslo sich und seufzte tief. »Das klingt alles so unwirklich«, murmelte er. »Aber eure Waffen und die Dinge, die ihr beschreibt, sind dermaßen unwahrscheinlich, dass man sie sich kaum ausdenken kann. Und ich sehe dich, Sofie. Du warst niemals ein einfaches Kind. Zu eigensinnig und neugierig als gut für dich ist. Als du abgehauen bist, hast du deiner Mutter das Herz gebrochen, doch sie zeigte es niemanden. Sie sagte immer, sie hat geahnt, dass du eines Tages hinausziehen und nach deiner Schwester suchen würdest. Und Toma war ein guter Freund von dir. Somit kann man es verstehen.«

»Ich wollte meiner Mutter niemals weh tun. Doch ... Sie hatte recht. Selbst wenn das mit Toma nicht passiert wäre, hätte ich wahrscheinlich irgendwann den Drang dazu gehabt, nach Beatrice zu suchen.«

»Und du hast sie gefunden«, bemerkte Lasslo. »Unsere Kinder ... Die Kinder dieses Dorfes in den Händen solcher Barbaren. Ich will das nicht. Es darf keine weiteren Opfer mehr geben! Aber unsere besten Kämpfer sind tot. Was erwartet ihr also von uns?«

Nun regte sich Luc zum ersten Mal seit langer Zeit wieder. »Nichts, was ihr nicht bereit seid zu geben. Es war unser ernst, als wir sagten, wie ließen euch unbehelligt, wenn ihr euch dagegen entscheidet uns zu helfen. Alles hilft. Waffen, Nahrung, Rüstung ... Wenn sich ein oder zwei von euch bereiterklären würden mit uns zu den anderen Dörfern zu ziehen, um dort mit den Dorfvorstehern zu sprechen, könnten wir vielleicht weitere Kämpfe mit den Unschuldigen verhindern.«

»Das wäre wünschenswert«, sagte eine der Frauen bedrückt. »Es hat schon zu viele Verluste gegeben.«

»Da stimme ich dir zu. Auch mein Bruder befindet sich darunter. Es soll nicht noch mehr Opfer geben. Virtus muss das Handwerk gelegt werden. Angefangen dabei, dass wir euch aufklären. So ist es nicht mehr ganz so leicht für sie, euch unvorbereitet zu erwischen. Anschließend werden wir gemeinsam mit den Ghoulen und den Vampiren nach Macea ziehen. Dort sitzt die Zentrale.«

»Und was erwartet euch da?«, fragte nun Zanda.

»Das wissen wir nicht. Wir müssen uns auf alles vorbereiten. Aber eines ist für mich sicher: Nur gemeinsam sind wir stark.« Luc sah grimmig und in seinem besten Alphawolfblick in die Runde der Dorfbewohner. Sofie entging nicht, wie viele von ihnen instinktiv den Blick senkten.

Sie wechselte einen schnellen Blick mit Gabe, in dessen Augen ebenfalls ein belustigtes Funkeln stand. Anscheinend war es auch ihm nicht entgangen.

»Also gut. Wir wissen, es gibt viele neue Informationen. Wir werden euch einige Tage Zeit lassen, um über die Dinge nachzudenken. In drei Tagen kommen wir zurück und hören uns eure Entscheidung an.«

Leises Murmeln ertönte. Lasslo drehte sich um und sah die Dorfältesten an. Einige von ihnen nickten. Dann stand der Dorfschmied auf und drehte sich zu der Gemeinde um. »Wer von euch braucht noch Bedenkzeit?«

Niemand meldete sich. Sofie hielt den Atem an. Es war nur all zu deutlich, dass Lasslo die Sache schnell hinter sich bringen wollte. Also würde er jetzt abstimmen lassen.

»Wer von euch ist für einen Zusammenschluss mit den Wölfen? Wie genau unsere Art der Hilfe aussehen kann, werden wir noch besprechen.«, fragte Lasslo in die Runde.

Da waren Hände in der Luft. Viele Hände! Mehr als die Hälfte. Sofie wagte es, wieder Luft zu holen und tauschte einen fieberhaften Blick mit Luc. Er wirte ebenso erregt wie sie. Die erste Hürde war geschafft. Es war ihnen gelungen, neue Verbündete zu gewinnen.

Fedora Chroniken III - Keim der HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt