Kapitel 1

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Es war der 3. August. Die Hitze brütete über New York und  liess die Luft flimmern. Wer nicht arbeiten musste, traf sich in den klimatisierten Cafés oder tummelte sich in den raren, viel zu vollgestopften Freibädern. Leider Gottes traf dies jedoch nicht auf Amelia Jackson zu. Sie arbeitete in einem Café mitten in der Stadt. Es herrschte Hochbetrieb und Amy hastete von einem Gast zum nächsten. Touristen kamen zum Glück noch nicht so viele, hatte es doch vor wenigen Monaten die Alien Invasion gegeben. Doch es war auch so genug los. Das Taco war eines der einzigen Cafés, welches fast gänzlich unbeschadet geblieben war. Das war bestimmt auch der Grund, wieso sich fast die halbe Stadt hier versammelt hatte. So jedenfalls kam es ihr vor.
„Jackson, Tisch Sieben möchte bezahlen“, kam es schon von ihrem Chef. Amy verdrehte die Augen. Statt ihr Befehle zu erteilen und sich darüber aufzuregen, dass sie nicht schnell genug war, könnte er sich selbst mal in den Hintern treten und ebenfalls mal nach vorne kommen. Stattdessen lümmelte er wie immer hinter der Theke herum und beobachtete das Treiben. Währenddessen sie zum besagten Tisch eilte, kamen laufend neue Rufe von verschiedenen Tischen, die allesamt ihre Aufmerksamkeit wollten. Mist! Durch den Angriff der Aliens hatten sie drei Mitarbeiter verloren und die Neuen, die sie eingestellt hatten, waren so langsam, dass es Amy an den Rand der Verzweiflung trieb. Ausserdem hatte sie ihre beste Freundin Martha verloren. Bei diesem Gedanken stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie hatte keine Zeit für solche Gedanken. Arbeiten war jetzt angesagt. Schnell, exakt und korrekt. So ging es den ganzen Tag weiter. Sie hatte Spätschicht, was bedeutete, sie müsste bis zum Ende dableiben. Also hiess es, die Zähne zusammenzubeissen. Sich zu beklagen, bei dieser Affenhitze im Menschengetümmel umher zu rennen, einen Minimallohn bezahlt zu bekommen und ausserdem viel zu viele Überstunden zu machen, kam ihr nicht in den Sinn. Der Stärkere gewinnt und nur der würde überleben. Vor allem in diesen schweren Zeiten, in denen so viele Menschen arbeitslos geworden waren, war sie froh, ein geregeltes Einkommen zu haben.
„Jacksoooon, Tisch Vierzehn! Wird’s bald!!“, bellte Mr. Pearson und Amelia beschloss, jegliche störenden Gedanken auf später zu verschieben.

Endlich war ihre Schicht vorbei. Das Taco hatte sich geleert und es sassen nur noch wenige Kunden an den Tischen. Die junge Frau seufzte und gönnte sich endlich einen Moment der Ruhe, in der sie kurz hinter der Theke auf einen Stuhl sass. Tat das gut! Sie blickte sich um und sah in den Spiegel hinter ihr. Grüne, müde Augen blickten ihr entgegen. Sanfte, rote Wellen umspielten ihr, mit Sommersprossen übersätes Gesicht. Sie schnitt eine Grimasse. Diese doofen Sommersprossen hatte sie schon immer gehasst. Doch was sollte sie tun? Sie überschminken? Dafür hatte sie weder Lust, noch die Zeit dazu. Sie blickte auf, als die grosse, schwere Standuhr Mitternacht schlug.
Vierter August.
Happy Birthday, Amy. Nun war sie also offiziell 22 Jahre alt.  Die Ginger seufzte. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Total übermüdet im Taco zu arbeiten und 22 zu werden. Doch was spielte das schon für eine Rolle. Das Alter war eine Zahl. Nichts weiter. Als der letzte Glockenschlag verklungen war, spürte sie plötzlich einen kalten Windstoss, der ihr eine Gänsehaut verschaffte. Kalt? Das Thermometer zeigte noch immer über zwanzig Grad Celsius. Doch so schnell dieser Hauch gekommen war, so schnell war er auch wieder vorbei und die Hitze nahm wieder zu. Amelia runzelte die Stirn. Sie war einfach nur überarbeitet. Amy stand auf und bedeutete den letzten Gästen, das Café zu verlassen. Eine Stunde später war sie fertig. Jetzt musste sie nur noch das Geld in den Tresor stecken und dann würde sie endlich nach Hause gehen können. Sie öffnete die Hintertür und trat hinaus.
Die Strassen waren dunkel und noch immer waren nicht alle Trümmer beseitigt worden. Licht gab es nur von vereinzelten, flackernden Strassenlampen, die nicht zerstört worden waren, oder aber vom Stark Tower, der wie immer in seiner ganzen Pracht strahlte. Dieser Stark hatte echt zu viel Geld. Dass dieses Monstrum von Haus nicht wirklich zerstört worden war, während hier alles in Schutt und Asche lag. Einzig die Buchstaben ST und RK waren zerstört worden. Amy bog in eine Seitengasse ein. Sie hasste diesen Weg, doch sie musste ihn wohl oder übel gehen, wenn sie nach Hause wollte. Nach Hause. Ihre Miene verzog sich. Eher eine Bruchbude. Ihre Wohnung, welche sie mit Martha geteilt hatte, gab es nicht mehr. Diese Aliens hatten alles kaputt gemacht. Also hatte sie wohl oder übel umziehen müssen.

The Wind of Destiny - A Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt