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Entsetzt stellte Kovu fest, dass die Löwin bereits ganz kalt geworden war. Ihre Augen blickten leer dahin und ihre Pfote hing schlaff in der Pfütze, die sich neben ihr befand.
Wortlos legte Kovu dem jüngeren kion seine Pfote auf die Schulter. Der ließ den Kopf noch tiefer hängen und kniff die Augen zusammen, mit den Tränen kämpfend.
"Es ist okay,", flüsterte Kovu so sanft es ging, "Du darfst weinen. Sie war deine Mutter." Innerlich bereute er sofort jedes Wort, kurz nachdem es aus seinem Maul gekommen war. Er war einfach miserabel im trösten! Von Jungenalter an hatte er gelernt, hart zu sein und keine schwächen zu zeigen, kalt und herzlos zu handeln, bis er seine Ziele erreicht hatte. Bei Kiara war das nicht der Fall, was wahrscheinlich der Grund war, dass sie soetwas besser konnte. Doch auch Kiara war Nalas Tochter und deshalb war es wohl am Kovu, die Stellung zu halten. Er konnte nicht vieles von sich behaupten, aber eines war gewiss- um tote Löwen würde er nie trauern, dafür reichte sein Gefühlsradius einfach nicht. Er seufzte.
"Kion, du wusstest, dass dieser Tag einmal kommen würde.", Murmelte er, nervös, weil der sonst so stattliche löwe plötzlich schrecklich zerbrechlich aussah. Dieser nickte nur.
"Sie ist jetzt...", Hob Kovu an und bereitete sich darauf vor, bei etwas glaubhaft zu klingen, an das er selbst nicht glaubte, "...bei ihren Eltern und Kopa. Ihre Schmerzen sind vorbei!"
Es fühlte sich gut an, wie Kovu es schaffte, kion langsam aus seiner starre zu holen und ihn dazu bewegen konnte, aufzustehen und ihm zu folgen.
"So ist es richtig,", lobte er mehr sich selbst als den dennoch starken kion, "komm heraus und zeige allen, dass du ein richtiger Löwe bist."
Am liebsten hätte Kovu die letzten Worte wieder heruntergeschluckt, doch es war zu spät. Was gesagt war, war gesagt, und so erntete er schuldbewusst einen entsetzten Blick von Kions Seite. "Ähm! Ich meine, zeig allen, dass du... Ähm..." Diesmal hatte er es nicht anders verdient. Wütend schlug Kovu sich die Pranke vor die Stirn und krallte sich in seiner Mähne fest. Warum schaffte er es nie, erst zu denken und dann zu reden?
Doch kion schien ihm nicht böse zu sein. Mit einem schwachen und gequälten lächeln sah er zu ihm rüber.
"...Ein richtiger Löwe bist, schon klar. Alles gut, Kovu."

A King's heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt