Kapitel 3.

64 2 0
                                    

Malia

Ich hatte Glück. So ein Scheiß Glück!
Das Klingeln ertönte erneut und Ryan befreite sich aus seiner Starre.
»Bleib hier!« ,befahl er, worauf ich nur nickte. Als er sich erhob und ins Wohnzimmer schreitete, bließ ich die aufgestaute Luft endlich aus und erzitterte. Schützend legte ich mir die Hände vor mein Gesicht, um diesem erdrückenden Gefühl zu entfliehen. Aber... es half nicht.
Der Damm drohte zu zerbrechen und Ryan war derjenige, der die Macht dazu hatte jeden Tropfen Wasser zu beanspruchen. Ich hasste es vor ihm zu weinen, vor ihm zu zittern, vor ihm zu wimmern. Ich wollte ihm nicht diese Genugtuung geben, dass er die Kontrolle über mich hatte.
Jedoch, wenn ich genau überlegte...
War ich nur ein kleines Kätzchen, das er abundan streichelte, fütterte und wenn es unartig war bestrafte.
Wut stieg in mir erneut auf, wobei ich meine Fäuste ballte und mich aufrichtete. »Verdammt Lia. Reiß dich zusammen« ,flüsterte ich zu mir selbst und atmete tief ein. Ich spürte den aufkeimenden Druck in meiner Nase. Das Brennen, wenn du kurz vor deinen ersten Tränen bist und der Schmerz sie weiter anfacht, endlich zu fallen. Ich dachte ich hätte noch Zeit. Zeit zum Abhauen bevor mich Ryan so sieht, aber es war zu spät.
Die Tropfen fielen auf das Kissen, was ich mir über die Beine gelegt hatte, während ich auf seinem Bett saß und die offene Tür betrachtete.
Keinen Ton gab ich von mir, aber es behinderte meine Tränen nicht. Meine Wut verschwand und machte Platz für dieses unterdrückende Gefühl. Ich will das es aufhört!

Schwere Schritte ertönten laut. Er kam zurück.
Ich schaffte es nicht, einen Körperteil zu regen, als er in dem Türrahmen stand und mich fixierte. Seine Augen tiefschwarz und seine Hände verschränkt. »Ryan« ,hauchte ich seinen Namen und ließ mich wieder auf's Bett sinken.
Ich will nach Hause. Zurück in die Zeit, wo ich Ryan nicht brauchte. Wo mein Leben nicht kontrolliert und bestimmt wurde. Wo ich machen kann, was ich will. ... Aber andererseits ging es mir doch gut. ... Er war doch gut zu mir. Ich war sicher...
Blutige Szenen tanzten mir vor den Augen, als wäre ich wieder in diesem Raum.
Schluchzend schüttelte ich meinen Kopf. Die Bilder traten hervor, drangen in mein Gedächtnis ein und brachten mich zum Zittern.
»Shhhh. Lia, ich bin hier.«
Durch einen verschleierten Vorhang blickte ich zu ihm hinauf, verlor mich in seinen Augen und leckte mir über meine Lippen. Salzig von den Tränen. Nur er nannte mich so.
Ryan strich mir über den Kopf, ließ mich weinen und legte sich letztendlich neben mich.
Ich wollte nicht schwach sein, aber bei ihm, war ich es eben.
»Komm her« ,lockte mich seine tiefe Stimme näher zu sich, worauf ich mich an seinen warmen Körper schmiegte und langsam beruhigte.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie viel Energie ich verbraucht hatte, als mir schon die Augen zu fielen.
»Ich muss ins Bett... Emily wartet bestim..« »Emily schläft schon. Du bleibst hier« ,unterbrach er mich und umschloss mich noch fester mit seinen Armen.
Ich wollte protestieren, jedoch spürte ich ein Auf und Abstreichen an meinem Arm und verstummte. Es war eine kleine Schwäche von mir. Durch die Berührungen wurde ich immer müde und schlief sehr schnell ein ohne mich dagegen wehren zu können.
»Ryan... lass das bitte«, murmelte ich ihm zu ohne wirklichen Erfolg.
Er blieb stumm und ich atmete immer flacher.

Sonnenstrahlen kitzelten auf meinem Gesicht und zwangen mich die Augen zu öffnen. Das Licht schien schwach durch die dünnen grauen Vorhänge, während ich das Zimmer betrachtete. Eine Hose hang mir gegenüber auf einer schwarze Kommode mit silbernen Griffen. Perplex rieb ich mir meine Augen und blickte auf die linke Seite. Ein massiver Schrank war zu sehen und neben ihm ein dunkelblauer Sessel mit einem gläsernen Beistelltisch. Völlig in Gedanken versunken, erklang ein kurzes Knurren und etwas regte sich neben mir.
Ryan schien noch zu schlafen. Sein Gesicht war entspannt und friedlich. Seine Haare hingen wirr herunter und ich unterdrückte das Bedürfnis meine Hand in ihnen zu vergraben.
Als mein Blick hinab glitt, musste ich schlucken. Er hatte sein T-shirt ausgezogen und lag nun, mit den Armen unter dem Kissen und auf dem Bauch liegend, vor mir. Sein Rücken breit und definiert. Er ließ mich erahnen, wie sein vorderer Teil aussehen würde.
Verdammt! Was tu ich nur hier?!
Mir schoss die Röte ins Gesicht, worauf ich mich sofort von diesem Anblick löste.
In diesem Augenblick seufzte Ryan zufrieden auf und drehte sich auf die andere Seite.
Ich wartete noch einen Moment bis ich mich leise erhob und auf Zehenspitzen hinaus schlich. Im Wohnzimmer angekommen, zog ich vorsichtig die Tür hinter mir zu und atmete erleichtert aus. Mit schnellen Schritten lief ich zu meinem Notausgang. Das war genug Aufruhr für den Tag.
Als ich nach der Klinke griff und hinunter drückte, blockierte sie.
...
Er hat abgeschlossen...

»Wo will meine Lia denn hin?« ,ertönte seine Stimme plötzlich hinter mir, worauf mein Körper anspannte.
»Hab ich dich geweckt?« ,brachte ich heraus, wagte es aber nicht mich ihm zu zu wenden.
Ein leises Lachen war zu hören und anschließend knarzte der Boden.
Er kam mir näher.
»Nein«, flüsterte Ryan in mein Ohr, »Ich war die ganze Zeit schon wach.«
Oh mein Gott... Hat er etwa mitgekriegt, wie ich ihn ...
Sofort schoss mir wieder die Röte ins Gesicht und mein Herz schlug einen Schlag schneller. »Aber süß, dass du nachfragst«, hauchte er und schlang seine Arme um mich. Sein Duft spielte mit meinen Sinnen und ich ließ mich unbewusst gegen seinen Körper sinken. Meine Hände wärmten sich an seiner Haut, als ich plötzlich mit Schwung umgedreht wurde.
»Ab ins Bett« ,grinste mich Ryan an und hob mich im nächsten Moment hoch.
Vor Schreck hatte ich mich fest geklammert, jedoch war ich nicht bereit kampflos aufzugeben. »Wieso denn? Es ist doch schon hell« ,protestierte ich, was ihn jedoch nicht von seinem Zimmer fern hielt.
Vorsichtig legte er mich auf die weichen Kissen, in denen ich zu versinken drohte. Schnell versuchte ich mich von dem sündhaft, bequemen Bett zu erheben, doch stattdessen lag nun Ryan über mir.
»Verdammt es ist doch schon..«
»Du meinst wohl erst 6:30. Das heißt, es ist zu früh zum Aufstehen an einem Samstag« ,lächelte er auf mich hinab und strich mir ein Haar aus dem Gesicht. Ich blickte zu ihm hinauf und versuchte meine Gedanken zu sammeln.
Was würde ihn dazu bewegen, mich gehen zu lassen?
Noch immer in Gedanken versank ich in seinen Augen. Dunkel und erbarmungslos.
»Versuch es erst gar nicht, Lia« ,mahnte er mich, worauf ich nur zusammenzuckte. Ich hatte gar nicht gemerkt, wann er mir so nah gekommen war. Inzwischen berührten sich unsere Nasenspitzen und Ryan drückte mich leicht ins Bett hinein. Ich wollte diese Nähe nicht. Sie verunsicherte mich und nahm mir meine Gewalten, meine Entscheidungen.
Vorsichtig übte ich Druck gegen seinen Körper aus und wollte etwas Distanz zwischen uns bringen. In diesem Augenblick holte Ryan sich seine Macht zurück und trieb mich an den Kopf des Bettes. Ich wollte was sagen, ihn zurückdrängen ,aber es fielen keine Worte.
Unsere Gesichter waren sich wieder so nah, dass sein heißer Atem auf meine Lippen prallte und sie sich rötlich färbten. So als wären sich schon zu stark beansprucht von seinen Küssen.
Wie es sich wohl anfühlte... Seine Lippen auf meinen?... Was denk ich hier gerade?!
Plötzlich landete ich wieder im Hier. Er hatte seinen Daumen auf meiner Unterlippe platziert und murmelte fast sanft: »Wenn du weiter so auf deiner Lippe beißt, dann hab ich später nichts mehr davon.«
Das war zu viel. Mein Herz schlug so laut, dass ich meine Augen schloss und versuchte wieder Herr über meine Sinne zu werden.
Aber vergeblich. Mein Luft stieß gegen seinen Finger und ich bemerkte, dass meine Atmung schneller wurde.
Der Druck auf meiner Lippe verstärkte sich und ich öffnete langsam meine Augen.
Doch das was sich mir bot, hätte mir doch lieber verborgen bleiben sollen.
Seine Augen waren so dunkel wie am Vorabend und auch seine Atmung schien aus dem Rhythmus zu sein.
Ich musste Schlucken, leckte mir aus Reflex über die Lippen, doch erwischte stattdessen seinen Daumen.
In diesem Augenblick weiteten sich seine Augen und ich wurde mit einem Ruck nach unten gezogen.
Ich hab ... Ich h-hab...
Komplett vereinahmt von diesem Ausdruck in seinem Gesicht, lag ich nun unter ihm.
Was hab ich getan?! ... Ich muss sofort hier raus sonst...
»D-Das w-war...«, stotterte ich vor mich hin und versuchte seinen Blick zu meiden.
»Das war was, Lia?«, forderte er mich heraus ohne sich auch nur einen Millimeter zu entfernen. Ich merkte, wie meine Wangen heiß wurden, wie ich nervös meine Beine aneinander rieb, bis ich plötzlich davon abgehalten wurde. Er hatte seine Hand auf mein Bein platziert und fuhr es hinauf. Die Hitze in meinen Wagen sammelte sich nur an einer Stelle, die nicht beansprucht werden sollte und vor allem nicht von Ryan. Ich spürte wie alles in mir drohte zu verbrennen, während er langsam auf und ab strich und meinen Körper hungern ließ. Meine Beherrschung geriet wieder ins Wanken, weshalb ich meine Augen vor dieser Situation verschloss.
Was bezweckt du damit? Spielst du mit mir?
Sein tiefes Lachen ertönte »Willst du denn spielen, Kleines?« Sofort öffneten sich meine Augen und ich starte geschockt nach oben. Jetzt war alles vorbei, jeglicher Widerstand wich meinem Schamgefühl.
»Will meine Lia spielen?«, hauchte Ryan mir entgegen und rieb seine Nasenspitze an meiner. Ich brauchte einen Moment, um meine Kraft zu sammeln und irgendwie Worte aufzubringen. Jedoch endete alles mit einem kläglichen Kopfschütteln und ich wünschte mir eine Decke über den Kopf ziehen zu können und nie wieder aus meinem Versteck zu kommen.
Ein Grinsen umspielte seine Lippen als er sich wieder vorbog und fragte »Was willst du stattdessen machen?«
Alles nur nicht das!! Du kriegst die Kontrolle nicht über mich! Ich gehöre nur mir!!
Meine trozigen Gedanken waren zwar ein guter Anfang, jedoch noch lange nicht auf die Realität übertragbar. Und somit drehte ich meinen Körper zur Seite und seufzte laut »Schlafen.«
Er hatte gewonnen, wiedermal.
Ein Lachen hallte durch den Raum und sein Gewicht verschwand von mir. »Weise Entscheidung Baby«, murmelte er und vergrub sein Gesicht in den Kissen.

MaskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt